Einsatz mit Evakuierungen

Feuerwehr und THW sichern einsturzgefährdetes Bahnhofsgebäude

Ratzeburg (SH) – Im Kreis Herzogtum Lauenburg haben Feuerwehr und Technisches Hilfswerk seit Dienstagmittag stundenlang an der Sicherung des alten Bahnhofsgebäudes gearbeitet. Zwischenzeitlich mussten sie den Einsatz unterbrechen und Anwohner evakuieren.

Feuerwehr und THW sichern in der Nacht das einsturzgefährdete Bahnhofsgebäude in Ratzeburg. Während der Arbeiten blieb der Zugverkehr gesperrt. Foto: Jann

Zahlreiche Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW haben daran gearbeitet, das einsturzgefährdete Ratzeburger Bahnhofsgebäude zu sichern. Erst tief in der Nacht zum Mittwoch konnten sie die Arbeiten beenden. Dabei wurde es gegen 21:15 Uhr noch einmal dramatisch, denn plötzlich hatten sich die Gebäudewände um 1,4 Zentimeter verschoben. Warum, ist unklar. Jedenfalls wurden die Einsatzstelle nach einem Alarm durch Spezialisten des THW, die die Standsicherheit mit Messtechnik genau beobachteten, sofort von allen Einsatzkräften geräumt. Auch sieben Bewohner aus dem rückwärtigen Bereich des 1860 errichteten Gebäudes wurden nun vorsorglich evakuiert und anderweitig untergebracht.

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„Diese Situation hat noch einmal ganz deutlich gemacht, wie brisant es tatsächlich ist“, sagte Christian Nimtz, der Chef von Ratzeburgs Feuerwehr. Er leitete den Großeinsatz und koordinierte alle Helfer zusammen mit Björn Albrecht, dem THW-Fachberater im Kreis Herzogtum Lauenburg. „Wir pflegen hier schon lange eine gute Zusammenarbeit, das hat auch beim Abarbeiten dieser besonderen Situation wieder geholfen“, so Albrecht.

Feuerwehr und THW arbeiteten Hand in Hand. „Es ist aber klar, dass das, was wir hier machen, nur eine notdürftige Sicherung ist. Alles weitere müssen Statiker, Geologen und andere Experten beurteilen“, so Nimtz. Vermutung: Regenwasser könnte durch eine defekte Leitung den Untergrund ausgespült haben. Nun ist dieser eventuell abgesackt. Zwar gibt es schon seit Jahren Rissen im Bahnhofsgebäude, doch der in der Fassade zum Parkplatz hin hatte sich ausgedehnt. Nach einer Beurteilung durch einen Baufachberater des THW wurde die Strategie für die Sicherung festgelegt: Außen an der Fassade angebrachte Holzbalken sollten so durch eine Art Gewindestange aus hochfestem Stahl zusammengezogen werden, dass sie die einsturzgefährdete Fassade sichern.

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Diese Arbeiten erwiesen sich als sehr aufwendig und zeitintensiv. Begonnen wurde mit der Errichtung der Holzkonstruktion auf der Rückseite. Nimtz: „Wegen der Höhe des Gebäudes konnte fast nur aus dem Korb unsers Teleskopmastfahrzeugs gearbeitet werden.“ Auf der Wiese vor dem Bahnhof wurden die benötigten langen Kanthölzer verbunden. Die Anfahrt für die Busse zum Bahnhofsvorplatz wurde gesperrt, um ausreichend Platz zu haben. Motorkettensäge, Akkuschrauber und weiteres Werkzeug kamen zum Einsatz.

Im Gebäudeinneren brachten THW derweil Kernbohrungen an. „Durch die so geschaffenen Löcher in den Innenwänden konnten wir die Gewindestange einziehen“, sagte Albrecht. Die Bohrlöcher wurden in Absprache mit Immobilienbesitzer Oliver Victor (Erlebnisbahn) angelegt. Durch die Bäder, Küchen und Treppenhäuser. „Es ist absolut bitter, die Arbeiten im Gebäude liefen eigentlich gerade sehr gut, und jetzt sowas“, sagte er. Victor hatte das 1860 errichtete Bahnhofsgebäude von der Deutschen Bahn übernommen und lässt Teile gerade ausbauen. Er vermietet an die Eisenbahngesellschaft Erixx das Reisezentrum, an die Deutsche Bahn Räume für den Server zur Gleissteuerungstechnik. Außerdem sind in dem Gebäude Ferienwohnungen untergebracht, im betroffenen dreigeschossigen Teil werden gerade Mietwohnungen eingerichtet.

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Nach dem zwischenzeitlichen Alarm wurden zunächst weitere Beobachtungen des Messtrupps abgewartet. Als sich die Lage wieder als stabil erwies, arbeiteten ab 22 Uhr nur noch die wirklich benötigten Einsatzkräfte im Gefahrenbereich. Erst nach Mitternacht waren die Holzbalken in Position und es konnte die Montage der Gewindestangen beginnen. Da hatten die Schaulustigen, die nachmittags und abends vorbeigeschaut hatten, das Umfeld des Bahnhofs längst verlassen.

Mit Bauzäunen und Absperrbaken wurde der Bereich um das Gebäude, der als gefährdet gilt, abgeriegelt. Auch die Gleise bleiben vorerst gesperrt. „Ehe der Betrieb wieder freigegeben werden kann, wird es wohl dauern. Ich denke, der Baugrund muss dringend untersucht werden, um die Ursache der Rissbildung ermitteln zu können“, sagte Nimtz.

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Als Anlieger an der Bahnstrecke ist mir aufgefallen, das seit einiger Zeit Schwerlastzüge der DB mit bis zu 48 Waggons vermehrt die Strecke nutzen. Auch hierdurch kommt es zu Erschütterungen an dem alten Bauwerk.

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