Wohnblock in Essen ist einsturzgefährdet

Roboter-Hund erkundet Brandruine

Essen (NW) – Ein Schaden in zweistelliger Millionenhöhe entstand beim Großbrand in Essen. Der betroffene Wohnblock muss abgerissen werden. Weil der Komplex von der Feuerwehr als einsturzgefährdet eingestuft wurde, setzte die Polizei gestern den Roboter-Hund (Modell Spot) bei den Ermittlungen ein. Er lieferte 360-Grad-Bilder der Innenräume.

Kam gestern in Essen zu seinem ersten Einsatz: Roboter-Hund “Herbie” der Polizei Nordrhein-Westfalen. Unter anderem lieferte der Roboter 360-Grad-Bilder der ausgebrannten Räume. Foto: KDF-Television & Picture Germany

Erst vor wenigen Wochen stellte die Polizei in Nordrhein-Westfalen im Beisein des Innenministers Herbert Reul ihren neuen Laufroboter “Herbie” (polizeiinterner Spitzname) vor. Weil die 35 Kilogramm schwere Maschine des US-Herstellers Boston Dynamics optisch an einen Hund erinnert, wird sie auch Roboter-Hund genannt. Anschaffungskosten mit Lizenzen: fast 100.000 Euro. Stationiert ist “Herbie” am neugeschaffenen “Innovation Lab” der Polizei NRW in Duisburg. Vor hier rückte er gestern zu seinem ersten Einsatz aus.

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Gesteuert über eine Konsole betrat der Roboterhund gestern die Brandruine in Essen. Er lieferte 360-Grad-Aufnahmen der Räume. Außerdem ist “Spot” mit einer Infrarot-Kamera und einem Laser-Scanner ausgestattet. “Wegen der akuten Einsturzgefahr des Wohnblocks können unsere Brandermittler den Komplex nicht selbst betreten”, erklärte Polizeirat Dominic Reese. Sie werden jetzt das gesammelte Material auswerten. Aktuell ist noch immer unklar, wodurch der Brand ausgelöst worden war.

Der Anfangsverdacht, der Brand habe sich über das Wärmedämmverbundsystem so schnell ausgebreitet, konnte nicht weiter erhärtet werden. Aktuell werden starke Winde sowie die verbauten Kunststoffverkleidungen und  -elemente an den Balkonen als ursächlich für die Brandausbreitung angesehen. Die Gebäudedämmung erfolgte mit Mineralfaserplatten.

Durch den Brand wurden 50 Wohnungen zerstört. 128 Menschen verloren ihr Zuhause. Das Wohnungsunternehmen Vivawest plant den zügigen Abriss der Brandruine und einen Wiederaufbau an Ort und Stelle, hieß es gestern in Essen. Vivawest bewirtschaftet nach eigenen Angaben mehr als 120.000 Wohnungen in Nordrhein-Westfalen.   

Lest dazu auch: Wohnkomplex in Essen in Vollbrand

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Die Mineralfaser Dämmung ist fast überall an der Fassade noch zu sehen und hat sicher nicht gebrannt. Das ist auf den Videos vom Brand auch zu erkennen. Gebrannt haben die Balkone. Die waren mit WPC belegt und hatten PVC Sichtschutzplatten am Geländer, an den Trennungen zum Nachbarbalkon und an den Unterseiten der Balkone. Die Brandlast der Balkonanlage war sicher deutlich größer als es eine Polystyrol Fassade gewesen wäre. Da muss wohl dringen die Brandschutzverordnung überarbeitet werden, sofern der Bau so zulässig war.

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  2. “Der Anfangsverdacht, der Brand habe sich über das Wärmedämmverbundsystem so schnell ausgebreitet, konnte nicht weiter erhärtet werden. Aktuell werden starke Winde sowie die verbauten Kunststoffverkleidungen und -elemente an den Balkonen als ursächlich für die Brandausbreitung angesehen. Die Gebäudedämmung erfolgte mit Mineralfaserplatten.”
    Starke Winde und Feuer benötigen auch die entsprechenden Brandlasten. Das heißt wenn die angeblich nicht brennbaren Mineralfaserplatten (welche F-/Brandschutzstufe?) komplett mit Kunststoff verkleidet waren, hat man den Brandschutz damit komplett zunichte gemacht. Schon mehr wie seltsam….

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