Rund 1.000 Aussteller kommen

Interschutz: Weitere Absagen aus der Fahrzeugbranche

Hannover – Am Dienstag haben zwei weitere Hersteller aus der Fahrzeugbranche ihre Teilnahme an der Interschutz abgesagt: die Iturri Group und Bronto Skylift. Auch WISS bestätigte auf Anfrage von feuerwehrmagazin.de, nicht an der Messe teilzunehmen und kündigte eine spätere Stellungnahme an. Schon am Vortag hatten die Albert Ziegler GmbH, MAN Truck & Bus Deutschland GmbH, Schlingmann GmbH sowie die Lentner GmbH angekündigt, nicht in Hannover ausstellen zu wollen. Vor rund zwei Wochen stornierte Magirus seinen Auftritt. Nach Angaben der Deutschen Messe haben sich andere Hersteller jedoch ausdrücklich zur Messe-Teilnahme bekannt, darunter unter anderem Rosenbauer. Rund 1.000 Aussteller werden erwartet.

Update: Diese Meldung wurde am 28.03.2022 (12.30 und 15.50 Uhr) und 29.03.2022 (15.45 Uhr) aktualisiert!

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Iturri teilte in einer Stellungnahme mit: “Wir sind der festen Überzeugung, dass die aus der Krise resultierenden gesellschaftlichen und humanitären Ereignisse in Europa sowie die gesundheitlichen Rahmenbedingungen eine Interschutz, wie wir sie alle erwarten und brauchen, nicht zulassen. Dies ist eine sehr schmerzhafte Entscheidung für uns.” Das Iturri-Team freue sich schon jetzt auf eine Teilnahme an der Interschutz 2025.

Bronto Skylift hat nach eigenen Angaben seit Jahrzehnten an der Messe teilgenommen und hätte gerne sein 50-jähriges Bestehen auch auf der Messe zelebriert. Die Entscheidung für eine Absage sei nach gründlicher Überlegung gefallen. “Die aktuelle unglückliche und unvorhersehbare Situation in Europa hat jedoch das Leben von Millionen von Menschen zerstört und erhöht zusammen mit der immer noch andauernden Pandemie die Unsicherheit auf vielen Ebenen weltweit weiter”, heißt es in einer Aussendung.

Ziegler verweist in einer Mitteilung zur Absage auf die “aktuelle wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation sowie die humanitären Auswirkungen des Ukraine-Krieges”. Die gesamte Automobil- und Feuerwehrfahrzeugbranche stünde vor enormen wirtschaftlichen Herausforderungen. Außerdem verwiesen die Giengener auf die “zur Bewältigung der Lage” zunehmend geforderten Rettungsorganisationen sowie den Anstieg an Corona-Infektionen. Freimütig räumt das Unternehmen ein: Auch die Absage “weiterer bedeutender Hersteller aus der Branche” hätte bei den Überlegungen eine Rolle gespielt.

Sehr ähnlich hatte die MAN Truck & Bus Deutschland GmbH seine Absage der Teilnahme gegenüber feuerwehrmagazin.de begründet. Diese erfolge “aufgrund der besonderen aktuellen Situation im Zuge des Krieges in der Ukraine, aber auch der im Umfang noch nicht vollständig abzusehenden Auswirkungen auf die weitere wirtschaftliche Gesamtlage sowie der gleichzeitig immer noch sehr angespannten Corona-Situation” hieß es von Seiten des Herstellers.

Schlingmann bezeichnet seine Absage als eine der schwersten Entscheidungen, die in den letzten Jahren getroffen werden mussten. In einer Mitteilung des Dissener Unternehmens heißt es: “Wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass ein Messeauftritt, der trotz Krieg in der Ukraine, Rohstoff- und Energiepreiskrise und Corona-Pandemie stattfindet, weder unsere Erwartungen noch die Erwartungen aller anderen Teilnehmer erfüllen kann.” Gleichzeitig freue sich Schlingmann auf die Interschutz im Jahre 2025.

Am Montagnachmittag kündigte außerdem Lentner seine Stornierung seiner Messebuchung an. “Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht,” sagt Geschäftsführer und Inhaber Mathias Hausmann gemäß einer Aussendung des Herstellers. Weiter wird er mit den Worten zitiert: “Mir ist der persönliche Dialog mit den Feuerwehrleuten sehr wichtig – egal ob Kommandant oder Mannschaftsdienstgrad, Gerätewart, Maschinist, Atemschutzträger oder Jugendfeuerwehrler Die Entscheidung heuer nicht an der Interschutz teilzunehmen, ist uns bei Lentner daher sehr, sehr schwer gefallen und wurde völlig unabhängig von anderen Aufbauherstellern getroffen.” Hintergrund sei der massiven wirtschaftlichen Druck, unter dem die Maschinenbaubranche stehe. Diese sei anfänglich begründet in der Pandemie. Krankheits- und Quarantäne-Fälle hätten dazu geführt, dass in Hohenlinden (BY) statt mit zwei nur noch mit einer Schicht gearbeitet werden könne. Viele Zulieferer hätten ähnliche Probleme, es komme zu Lieferverzögerungen bei Material und Bauteilen. Eine globale Logistik-Krise und die Chip-Krise wirkten sich ebenfalls negativ aus.

Außerdem mit Verweis auf den Krieg in der Ukraine hatte Design 112, ein Unternehmen für Beschriftungen und Markierungen für Einsatzfahrzeuge, seine Teilnahme in der vergangenen Woche abgesagt. Stattdessen kündigte die Firma eine Spende von 20.000 Euro für die Menschen in der Ukraine an. Diese Summe geht an den Deutschen Feuerwehrverband e.V., der ein Konto für die Feuerwehrhilfe der Ukraine eingerichtet hat.

Die Absagen der Aufbauhersteller dürften den Charakter der Messe deutlich verändern. Magirus und Ziegler hatten 2015 zwei große Flächen im Bereich der so genannten Pavillons fast unmittelbar nebeneinander belegt. Bei der Deutschen Messe AG wurden die Absagen entsprechend  aufgenommen: “Die Ziegler-Absage bedauern wir natürlich. Gleichwohl werden sich mehr als 1.000 Unternehmen aus 50 Ländern auf der Interschutz mit ihren Lösungen und Innovationen präsentieren – darunter viele marktführende Unternehmen wie Rosenbauer oder Dräger”, teilte Bernd Heinold, Projekteiter der Interschutz, auf Anfrage von feuerwehrmagazin.de mit. “Wir freuen uns also auf eine starke Interschutz denn angesichts der aktuellen Herausforderungen sind die Themen der Weltleitmesse relevant wie nie zuvor.”

Abseits der Fahrzeugbranche 

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Rosenbauers CEO, Dr. Dieter Siegel, hatte in der vergangenen Woche in einer Mitteilung der Deutschen Messe die Teilnahme seines Unternehmens bekräftigt: “Der soziale und technologische Wandel sowie die Klimafolgenbekämpfung stellen die Feuerwehren weltweit vor große Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund ist der Austausch mit Kunden und Partnern besonders wichtig. Wir freuen uns, bei der Interschutz unsere Beiträge zu präsentieren, wie die Aufgaben der Einsatzkräfte effizienter bewältigt und die Resilienz der Gesellschaft gestärkt werden können.”

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius sah den Krieg und die daraus resultierende Sicherheitssituation als Argument für die Messe: “Die Welt steht angesichts des Angriffs auf die Ukraine vor einer komplett neuen Sicherheitslage. Das hat nicht nur Folgen für die Außenpolitik und die äußere Verteidigung, sondern ist genauso eine zentrale Herausforderung für die innere Sicherheit in Europa. Vor diesem Hintergrund ist es gerade jetzt von entscheidender Bedeutung, dass sich Industrie, Wissenschaft, Entscheider, Führungskräfte sowie Einsatzkräfte und Anwender der Feuerwehren, des Rettungswesens und des Bevölkerungsschutzes auf der Weltleitmesse Interschutz 2022 in Hannover treffen. Gerade jetzt ist es wichtig, mit unseren internationalen und europäischen Partnern gemeinsam Antworten auf diese Herausforderungen zu entwickeln. Darum brauchen wir die Innovationskraft der Interschutz 2022“, wird der Minister in der Mitteilung der Deutschen Messe AG zitiert.

Absage: Ziegler wird bei der Interschutz 2022 in Hannover nicht teilnahmen. So sah der Messeauftritt bei der vergangenen Interschutz aus.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo,

    allen Ausstellern die an uns Kameraden denken meine HOCHACHTUNG !!.

    Den Ausstellen die abgesagt haben kann ich nur sagen Ihr werdet etwas verpassen !
    Allen anderen Ausstellern wünsche ich die besten Geschäfte auf der Interschutz.

    Die Kampagne von design112 ( SOLIDARITÄT statt INTERSCHUTZ ), empfinde ich persönlich eine Frechheit gegenüber allen anderen Ausstellern und Besuchern auf dieser Messe.
    .
    Die Rettmobil hat gezeigt das Messen wieder möglich sind. Auch mit den großen Fahrzeugherstellern.

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  2. Die Interschutz in das Jahr 2023 zu verlegen wäre die beste Lösung gewesen.
    Aber auf Druck einiger Aussteller ist die Entscheidung für die Messe zum jetzigen Zeitpunkt noch zu Veranstalten gefallen.

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  3. Hallo,
    allen Ausstellern vorab ein herzliches DANKESCHÖN für Eure Teilnahme an der Interschutz!
    Allen Ausstellern die nicht teilnehmen werden, allen voran den Branchenriesen (Magirus, MAN, Ziegler, Schlingmann, Lentner …): Schämt Euch! Da haben etliche Feuerwehrkameradinnen und – kameraden, Entscheidungsträgerinnen und -träger, Interessierte aus anderen Hilfsorganisationen … zwei Jahre auf Euch gewartet – und ihr sagt ab! Kameradschaft und Wertschätzung sieht anders aus!
    … und nach all den fetten Jahren mit guten Erträgen wäre mindestens eine reduzierte Präsenz drin gewesen!
    Ich werde trotzdem die Interschutz besuchen und hoffe auf viele Kameradinnen und Kameraden die das auch tun.

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  4. Für mich sind diese Argumente nicht nachvollziehbar, eher Ablenkung von anderen Problemen
    Die Neuigkeiten von 2020 hat man vorgestellt also jetzt nix neues
    Da kommt der Krieg gerade recht so kann unter diesem Deckmantel absagen ohne einen Grund zu haben
    Putin freut sich bestimmt
    Aber so können wir der Ukraine nicht helfen
    Wenn jeder Messebesucher zum Eintritt zusätzlich ein, zwei oder mehr Euro gibt wãre es bestimmt besser aber so kann es sein, dass eben weniger kommen

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  5. Hallo und Grüße aus der Lausitz,

    die AURO-Hovercraft GmbH wird trotz der Umstände an der Messe teilnehmen. Wir wollen unseren Beitrag zur Lösung von Katastrophensituationen einem breiten Publikum zeigen zu können und hoffen auf viele Anregungen und gute Fachgespräche.

    Euer AURO-Team

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  6. Die GSF Sonderfahrzeugbau GmbH hat bei Instagram angekündigt, dass sie nicht an der Interschutz teilnehmen werden.

    MIt freundlichen Grüßen
    Marvin H.

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  7. Hallo aus dem Norden,
    auch BRANDUNO wird mit interessanten Neuigkeiten auf der INTERSCHUTZ vertreten sein.
    Beste Grüße von der Ostsee
    Euer BRANDUNO-Team

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  8. liebes team vom feuerwehrmagazin,
    danke für eure info und die argumente
    der namhaften aussteller-firmen.
    wir sind noch dabei!

    schöne grüße
    eure
    Pico Bello‘s & „verrückte feuerwehr“

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