Luftkissenboot für die Feuerwehr

Mit 70 Sachen über die Müritz

Waren an der Müritz (MV) – Als erste Feuerwehr in Mecklenburg-Vorpommern beschaffte die FF Waren an der Müritz (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) ein Luftkissenboot für die Eis- und Wasserrettung. Vorteil ist die große Zeitersparnis bei Einsätzen. “Gleich wird es laut“, sagt Reimund Kamrath, Wehrführer der FF Waren an der Müritz und zeigt auf die weitläufige Wasserfläche.

Auf dem Wasser zeigt das Luftkissenboot der FF Waren an der Müritz, was es kann. An Bord: Rene Bensch, Gruppenführer des Wassergefahrenzugs (vorn), und Gerätewart Jörg Kottke. Foto: Köhlbrandt

Wir stehen am Ufer der Müritz direkt am Rande des Hafens. Vor wenigen Minuten hat die Feuerwehr ihr Luftkissenboot vom Typ Scout Hovercraft zu Wasser gelassen und die zweiköpfige Besatzung – Gerätewart Jörg Kottke und der Leiter der Wassergefahrengruppe Rene Bensch – drehen ihre Runden. Schon von weitem kann man das laute Röhren des Luftkissenboots hören. Das Geräusch kommt langsam näher.

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Als das Wasserfahrzeug mit einer großen Gischtwolke neben uns vorbeizeiht, wird schnell klar, warum die Bootsbesatzung mit Kopfhörern fahren muss. In nur wenigen Metern Entfernung ist es so laut, dass keine Unterhaltung mehr möglich ist. Als dass Boot sich entfernt und es wieder etwas stiller geworden ist, erklärt Kamrath die Vorzüge des neuen Einsatzmittels. „Wir haben mit der Müritz ein großes, weitläufiges Einsatzgebiet. Insgesamt 117 Quadratkilometer Wasserfläche gehören zu unserem Bereich, den wir gemeinsam mit anderen an der Müritz liegenden Feuerwehren abdecken.“

Gischt spritzt, der Propeller dröhnt – eine Unterhaltung an Bord ist schwierig. Aber durch die Geschwindigkeit auf dem Wasser und über Eis ist das Fahrzeug von keinem Feuerwehrboot zu schlagen. Foto: Köhlbrandt

Jedes Jahr sind Wasserrettungseinsätze in den Einsatzstatistiken vorhanden, aber auch Bootsbergungen oder andere Hilfeleistungen müssen absolviert werden. „Besonders im Winter war es bisher oftmals beschwerlich, auf der zugefrorenen Wasserfläche schnell zu im Eis eingebrochenen Personen zu gelangen“, erläutert der Wehrführer. So entwarfen die Verantwortlichen Pläne, wie diese Zeitspanne entscheidend verkürzt werden könnte. Rasch kamen sie dabei auf die Idee, ein Luftkissenboot anzuschaffen, das den Bedürfnissen der Wehr entsprach.

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Fündig wurden die Warener Kameraden bei der DLRG in St. Peter Ording (SH). Dort stand 2014 aufgrund der Umstrukturierung der Bootsflotte ein Luftkissenboot zum Verkauf. Die Warener nahmen Kontakt mit der DLRG-Ortsgruppe auf und besichtigten das Luftkissenboot vor Ort. Schnell war dann klar: dieses Luftkissenboot war perfekt. Vor dem Einsatz in Waren stand für die Kameraden aber erst einmal die intensive Schulung an. Diese erfolgte durch die Mitglieder der DLRG St. Peter Ording sowie durch die Herstellerfirma des Boots, die Elbe Bootscenter GmbH aus Köthen (ST). „Alles weitere war dann Learning by doing“, erzählte Kamrath.

Nach dem Einsatz auf dem Wasser fährt Jörg Kottke das Luftkissenboot wieder an Land – zur Not auch mal durch das Bootshaus der Wasserschutzpolizei. Foto: Köhlbrandt

Inzwischen sind Bensch und Kottke wieder an Land. Wie ihre Kameraden schätzen sie die Vorzüge ihres neuen Einsatzmittels sehr. Slippen oder Kranen – wie mit normalen Feuerwehr- oder Mehrzweckbooten – entfällt. Der Trailer mit dem Luftkissenboot wird zum jeweiligen Einsatz- oder Übungsort gefahren. Dort wird das Boot auf dem Trailer gestartet und gleitet dank des Luftpolsters und spezieller Gleitschienen direkt über Straßen oder Wege in die jeweilige Uferzone des Gewässers. Bei Einsatzende wird das Boot an einer seichten Stelle wieder aus dem Wasser und zurück auf den bereitstehenden Trailer gefahren. Hier drehen die Kameraden das Boot dann wieder um, sodass es sofort vom Trailer starten kann.

Gestartet wird direkt vom Trailer aus. Das spart im Ernstfall viel Zeit. Mit dem Gespann kann das Fahrzeug möglichst dicht an den Einsatzort gefahren werden. Auf dem Trailer wird es für den nächsten Einsatz wieder in die richtige Richtung gedreht, was Dank des Luftkissens sehr leicht geht. Foto: Köhlbrandt

„Mit dem Boot können wir in Not geratene Menschen oder havarierte Boote äußerst schnell erreichen“, macht Gruppenführer Bensch den Vorzug des Luftkissenboots deutlich. Bis zu 90 km/h kann das Boot auf Eisflächen erreichen. Auf glatten Wasseroberflächen ist das Boot noch bis zu 70 km/h schnell. Etwas langsamer geht es auf unruhigen Wasseroberflächen zu, dann muss der jeweilige Fahrer ordentlich lenken, um das Boot in der Fahrspur zu halten. „Das Boot ist für uns eine perfekte Ergänzung unserer Ausrüstung bei Wasserrettungseinsätzen, und es hat sich bereits bei mancher Lage bezahlt gemacht“, freut sich Kamrath abschließend.

Text und Fotos: Matthias Köhlbrandt, Feuerwehr-Magazin-Autor

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