Tipps zum Vorgehen

Wenn der Akku im Elektro-Fahrzeug brennt

Bremen – Fahrzeuge mit Elektro- oder Hybridantrieb sind im Kommen. Und damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Feuerwehren brennende Elektrofahrzeuge löschen müssen. Mitglieder des Referats 6 „Fahrzeuge und technische Hilfeleistung“ der vfdb sagen, worauf geachtet werden muss.

Es ist von sehr großer Bedeutung, dass die Feuerwehrleute so früh wie möglich Kenntnis über die Antriebsart der beteiligten Fahrzeuge haben. Nur so können sie ihre Einsatzmaßnahmen richtig wählen. Um die Feuerwehren im akuten Einsatzfall mit Informationen über die betroffenen Fahrzeuge zu versorgen, wurde die Kennzeichenabfrage entwickelt. Sie ermöglicht beispielsweise den Leitstellen die verwechslungssichere Zuordnung eines fahrzeugtypspezifischen Rettungsdatenblattes mit den notwendigen Informationen für die technische Rettung und Brandbekämpfung.

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Generell kann es bei Pkw unabhängig von der Antriebsart in weniger als 10 Minuten nach der Brandentstehung zum Vollbrand des Fahrzeuges kommen. Durch die Verwendung einer Vielzahl an Kunststoffen verfügen Pkw aktueller Bauart über eine höhere Brandlast und verbrennen mit höherer Energie und Rauchentwicklung als beispielsweise welche aus den 1980er Jahren. 

Bei diesem Fahrzeug brennt der im Unterboden verbaute Hochvoltakku. Ein Löscherfolg lässt in so einem Fall nur erzielen, wenn das Löschmittel in den Akku gelangt. Foto: Berliner Feuerwehr

Bereits nach kurzer Brandzeit tritt der Totalschaden ein. „Deshalb sollte auch immer eine möglichst risikoarme Einsatztaktik gewählt werden, wenn keine Menschenleben mehr in Gefahr sind“, empfiehlt Karsten Göwecke, der Vorsitzende des Referates 6 der vfdb.

Es gelten folgende allgemeine taktische Sicherheitshinweise der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e. V. (DGUV):

  • Flammen, Hitze und freiwerdende Atemgifte: Vollständige Schutzausrüstung für die Brandbekämpfung im Innenangriff inklusive Atemschutzgerät tragen.
  • Wegrollen oder Wegfahren: Brennende Fahrzeuge können sich eigenständig in Bewegung setzen. Sie sind daher so bald wie möglich gegen Wegrollen und Wegfahren zu sichern.
  • Wärmestrahlung: Die Brandbekämpfung unter Ausnutzung der Wurfweite des Löschwasser-Vollstrahls beginnen und sich erst nach Einstellung eines ersten Löscherfolgs diagonal über die Ecken dem Fahrzeug nähern.
  • Umherfliegende Teile: Durch die Brandeinwirkung kann es zu umherfliegenden Teilen kommen (zum Beispiel von Airbags, Gasdruckdämpfern, Reifen, brennenden Leichtmetallen oder beim Zerknall von Druckgasbehältern). Eine diagonale Annäherung über die Fahrzeugecken gewährt den größtmöglichen Abstand zum unmittelbaren Gefahrenbereich.

In der Vergangenheit gab es zahlreiche Brände, die in Zusammenhang mit Hochvoltbatterien von Kraftfahrzeugen standen. Häufig handelte es sich um Lithium-Ionen-Batterien. „Diese Einsätze können mit einem größeren Zeitaufwand verbunden sein“, sagt Christoph Bahlmann, der Leiter der Feuerwehr Hannover, „sofern die Hochvoltbatterien vom Brand betroffen ist und es zum sogenannten Thermal Runaway kommt.“ Vom Thermal Runaway (thermisches Durchgehen) wird gesprochen, wenn eine Zelle des Speichers nach der nächsten durchbrennt. Die dabei entstehende Wärme verstärkt den Prozess. 

Indikatoren für eine Beteiligung der Hochvoltbatterien am Brandgeschehen können sein:

  • Rauchentwicklung aus der Batterie,
  • Geräuschentwicklung (wie Zischen, Pfeifen oder Knattern),
  • Funkenflug und Stichflammenbildung aus dem Bereich der Batterie,
  • abnormer aromatischer Geruch,
  • Temperaturerhöhung (Richtwert größer zirka 70 Grad Celsius) des Batteriegehäuses über einen längeren Zeitraum, festzustellen beispielsweise durch die Beobachtung mit einer Wärmebildkamera.

Während der Fahrzeugbrand mit konventionellen Mitteln gelöscht werden kann, brennt die Hochvoltbatterie aufgrund der fehlenden Zugänglichkeit unter Umständen weiter. In diesem Fall soll weiterhin Wasser mit einem Hohlstrahlrohr aus einem Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter abgegeben werden. Ein Löscherfolg wird aber nur erzielt, wenn das Wasser durch bereits vorhandene oder durch die Brandeinwirkung entstehende Öffnungen im Batteriegehäuse ins Innere gelangt.

„Grundsätzlich ist auch das kontrollierte Brennen lassen der Hochvoltbatterien im abgelöschten Fahrzeug eine Option“, sagt Tim Pelzl vom Fachbereich Feuerwehren, Hilfeleistungen, Brandschutz der DGUV. „Haben die Batteriezellen abreagiert beziehungsweise sind sie verbrannt, reduziert sich auch das Risiko einer Wiederentzündung.“

Experten empfehlen Wasser als Löschmittel

Experten vom Institut für Brand- und Katastrophenschutz (IBK) Heyrothsberge (ST) haben intensiv geforscht, wie sich brennende Hochvoltspeicher löschen lassen. Sie empfehlen den Einsatz von zwei Trupps zur Brandbekämpfung mit Hohlstrahlrohren, um gezielt Wasser in die Hochvoltbatterie einzubringen und eventuell austretende Gase verdünnen zu können.

Im Erstangriff löschten die Feuerwehrleute dabei mit Vollstrahl aus etwa 5 Meter Entfernung brennende Fahrzeugteile. Im Nahangriff wurde dann auf Sprühstrahl (60 Liter pro Minute) gewechselt. Der Sicherheitsabstand betrug hierbei einen Meter. Dabei näherten sich die Kräfte über Eck den brennenden Fahrzeugen. „Löschmittelzusätze setzten wir nicht ein. Wir haben den Mehrwert nicht erkannt“, fasst Dr.-Ing. Michael Neske vom IBK in Heyrothsberge zusammen.

In der Oktober-Ausgabe 2023 berichten wir ausführlich, worauf beim Einsatz an brennenden Elektrofahrzeugen geachtet werden muss. Aktuell ist das Heft im Handel erhältlich. Ihr könnt es aber auch ganz bequem bei uns im Online-Shop erwerben: als gedruckte Ausgabe portofrei nach Hause oder zum sofortigen Download. >>>Hier geht es in den Online-Shop des Feuerwehr-Magazins<<<  

Kommentare zu diesem Artikel

  1. hier NL, sind Feurwehr gruppen die wasserdichte container haben Und ein brennendes E auto hier hinein zetsen und vol pumpen

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  2. Bitte nochmal mit der Theorie auseinandersetzen.
    E-Autos sind ein IT System = nicht geerdet!
    Wasser ist unproblematisch!

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  3. Die Leute vom IBK sind mit Sicherheit keine dummen Leute. Im Beitrag wird hingewiesen, dass man dies nach intensiver Forschung erkannt hat. Das F500 auch nicht schlecht ist, ist nicht zu bezweifeln, nur hat eben nicht jede Feuerwehr dies zur Hand. Meist ist man tatsächlich auf einfaches Löschwasser angewiesen. Welche Löschwirkung Wasser hat sollte jeden klar sein. Das man auch bei Hochvoltakkus bis auf einen Meter im Sprühstrahl heran kann ist u.a. den einschlägigen Vorschriften, Standarteinsatzregeln oder Lehrunterlagen beschrieben. Wir sollten dem Akkubrand in E-Fahrzeugen nicht zu sehr beängstigend entgegentreten. Es ist auch nur ein Fahrzeugbrand, der natürlich auch seine Tücken hat, aber mehr nicht. Viel wichtiger ist es in einen derartigen Fall das Retten der Insassen. Gerade dann, wenn ein Akkubrand bevorsteht. Was man auf jeden Fall beachten muss, ist der Fakt, dass die Karosserie nach einem Unfall unter Spannung stehen könnte. Hier wäre es tatsächlich angebracht die Feuerwehren mit entsprechenden Messgerät auszustatten.

    Bleibt vorsichtig, seit aber nicht ängstlich!

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  4. Wasser als bevorzugtes Löschmittel bei E-Auto-Bränden? Ernsthaft?
    Der Artikel ist gut geschrieben, benötigt aber dringend ein Update. Schon mal etwas vom “F500” als Löschmittel gehört?

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