Jugendfeuerwehr: Ausflug & internationale Begegnung

Keine Angst vor fernen Ländern

Viele finden internationale Begegnungen mit Jugendfeuerwehren und das Feuerwehrwesen in anderen Ländern spannend. Aber nur wenige trauen sich, Projekte anzuschieben. Wir geben Starthilfe – mit vielen konkreten Tipps.

Text: Katja Eichhorn, Expertin in Fördermittelabrechnung und Internationaler Jugendarbeit

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Ab in den Urlaub – die JF Dobel (BW, Kreis Calw) flog 2010 in das Mega-Zeltlager nach Finnland. Foto: JF Dobel

Wie bei vielen Dingen in der Jugendfeuerwehr beginnt die internationale Jugendarbeit mit der Idee, was Neues zu probieren. Der Wunsch nach Kontakten ins Ausland kann dabei aus den unterschiedlichsten Gründen entstehen: Interesse der Betreuer, Abwechslung für die Jugendlichen, besondere Aktionen zu Jubiläen oder private Kontakte. Wie auch immer der Funke übergesprungen ist, der Weg, um das Feuer zum Lodern zu bringen, ist letztendlich immer der gleiche.

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Zunächst stellen sich viele Fragen: Wie und wo können wir Partner finden? Was kostet das? Wie können wir das alles finanzieren? Was erwartet uns und unsere Jugendlichen? Welches Verkehrsmittel eignet sich am besten? Zelten, Hotel, Jugendherberge – was bietet sich im Ausland an? Wie verständigen wir uns mit den anderen?

Jugendfeuerwehr-Austausch: Partner finden

Erst mal gilt es zu klären, welche Nation überhaupt in Frage kommt. Ein Wegweiser kann die eigene Vorliebe sein: besonderes Interesse an dem Feuerwehrwesen oder der Jugendarbeit eines Landes. Aber auch kulturelle und landschaftliche Aspekte spielen eine Rolle. So lässt sich eine erste Eingrenzung erreichen.

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Eine weitere Entscheidungshilfe kann auch der Blick auf die Landkarte sein. So wären für Jugendfeuerwehren aus Schleswig-Holstein Partnerschaften mit Wehren in skandinavischen Ländern im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend – für die neuen Bundesländer demnach Polen oder die Tschechische Republik. Geografische Nähe kann einiges erleichtern. Zu berücksichtigen sind bereits bei dieser Entscheidung die nächsten Punkte: unter anderem die Wahl der Verkehrsmittel, Reisezeiten und die damit verbundenen Kosten.

Ein anderer Ansatz ist eine Rückfrage in der Gemeinde oder Stadt, welche Städtepartnerschaften ins Ausland bereits bestehen und ob dort Ansprechpartner existieren, mit denen eine Begegnung vorbesprochen werden könnte. Beispielsweise pflegt Buxtehude (NI, Kreis Stade), eine Partnerschaft mit der Stadt Blagnac in Frankreich und Chemnitz (SN) wiederum eine Partnerschaft mit Timbuktu in Westafrika.

Tipp: Bei Begegnungen im Rahmen von Städtepartnerschaften Förderrichtlinien genau betrachten. Sie können Maßnahmen ausschließen.

Eine gute „Erste Hilfe“ ist der Kontakt zu Jugendfeuerwehren, die bereits Erfahrungen mit internationalen Begegnungen haben. Zu finden sind diese größtenteils über deren Internetseiten oder über Anfragen bei den Landesjugendfeuerwehren – oder einfach mal beim Kreisjugendfeuerwehrwart nachfragen.

Ein Besuch eines Zeltlagers mit internationaler Beteiligung ist ebenfalls ein guter Anfang. Sei es, um sich als Verantwortlicher einfach mal ein Bild zu machen, oder, um direkt mit einer Gruppe Kontakte zu knüpfen. Hierbei lässt sich direkt feststellen, wie welche gruppendynamischen Prozesse entstehen können. Gute Chancen bestehen bei größeren Kreis- oder Landeszeltlagern.

Wer gleich richtig loslegen will, kann sich auch direkt bei großen internationalen Zeltlagern anmelden. Die Deutsche Jugendfeuerwehr (DJF) als Bundesverband kann Auskunft darüber geben, wo Landeszeltlager und internationale Camps stattfinden. Die DJF kann darüber hinaus bei der Partnersuche in einigen Ländern behilflich sein.

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Wer konkret Kontakte nach Polen oder Finnland aufbauen möchte, der sollte sich bei der DJF über die angebotenen „Jugendgruppenleiter-Austausche“ informieren. Zielgruppe dieser Veranstaltungen sind in erster Linie Jugendfeuerwehrwarte, Betreuer und JF-Verantwortliche im Erwachsenenalter. Jährlich wechselnd finden die Treffen in Deutschland und dem Partnerland statt. In einer bunt gemischten Gruppe von Austauscherfahrenen und Neulingen wird reger Kontakt gepflegt.

Neben den Unterschieden und Gemeinsamkeiten in Sachen Jugendfeuerwehr und Feuerwehr kommt auch die Kultur des jeweiligen Partnerlandes nicht zu kurz. Gemeinsame Fortbildungen, praktische Arbeit und Ausflüge gestalten diese Treffen. Eine gute Möglichkeit, in einer Runde Gleichgesinnter die internationale Arbeit kennenzulernen. Auch wenn der erste Anlauf in der Partnersuche vielleicht noch nicht den Durchbruch bedeutet, so zahlt sich Geduld über kurz oder lang bei allen aus.

Tipp: Bei Jugendwerken, Koordinierungszentren und Fördermitteleinrichtungen bestehen Kontaktbörsen, zum Beispiel: 

  1. Deutsch- Polnisches Jugendwerk (DPJW)
  2. Deutsch-Französisches Jugendwerk (DFJW)
  3. Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch (Tandem)
  4. Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch
  5. Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch
  6. Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V.

Finanzierung: Welche Förderungen es gibt

In jedem Schritt – von der Idee einer internationalen Begegnung bis zur abschließenden Planung – muss immer auch an die Finanzierung gedacht werden. Spenden sammeln und Teilnehmerbeiträge kalkulieren sind bei den Jugendfeuerwehren auch für Zeltlager und eigene innerdeutsche Freizeitfahrten typische Finanzierungswege. Darüber hinaus können insbesondere bei internationalen Projekten Förderanträge gestellt werden: an die Gemeinden, das Jugendamt, den Jugendring und an unterschiedliche Stiftungen zur Förderung der Jugendarbeit. Und es lohnt sich, noch weiter zu blicken: auf mögliche Fördertöpfe auf Bundes- oder sogar EU-Ebene.

Heiße Löschübungen führten die Hamburger Jugendfeuerwehrmitglieder in Nicaragua durch. Foto: JF Hamburg

Zwei Rechenbeispiele auf Grundlage der Richtlinien des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP) machen deutlich, dass sich eine Antragstellung wirklich lohnen kann. Bei allen Fördermaßnahmen durch den KJP ist zu beachten, ein angemessenes Zahlenverhältnis von Betreuern und Jugendlichen herzustellen. 5 Erwachsene und nur 10 Jugendliche werden als nicht angemessen bewertet. Dabei gilt als jugendlich, wer das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet hat.

Jugendbegegnung in Deutschland: Die Jugendfeuerwehr aus Buxtehude (NI, Kreis Stade) hat ihre Partnergruppe aus Madrid (Spanien) zu einem Zeltlager in Deutschland eingeladen. Am 1. Juli reisen die Teilnehmer an und am 8. Juli wieder ab. 17 Jugendliche und 3 Betreuer bilden die spanische Gruppe, 15 Jugendliche und 3 Betreuer zählen zur deutschen JF.

Die Förderung berechnet sich wie folgt: 38 Teilnehmer gesamt. Die Maßnahme findet über 8 Tage statt – An- und Abreisetag gelten jeweils als ein voller Tag. Pro Teilnehmer und Tag dürfen 24 Euro berechnet werden. Multipliziert beträgt die höchstmögliche Förderung nach dem KJP also 7.296 Euro.

Allerdings dürfen diese Gelder nur für Unterkunft, Verpflegung und Programm verwendet werden. Die Reisekosten des spanischen Partners dürfen damit nicht finanziert werden.

Jugendbegegnung im Ausland: Nun laden die Madrider ihre deutschen Freunde aus Buxtehude zu einem Zeltlager in ihrem Land ein. Das Treffen findet wiederum vom 1. Juli bis 8. Juli im Folgejahr statt. Aus Deutschland nehmen 17 Jugendliche und 3 Betreuer teil, aus Spanien 15 Jugendliche und 3 Betreuer.

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Zunächst wird dann die Entfernung auf www.google.de/maps errechnet. Ergebnis: 2.129 Kilometer. Innerhalb von Europa können 0,12 Euro pro Kilometer für eine Strecke angesetzt werden, im nichteuropäischen Ausland 0,08 Euro. Als Grundlage für diese Kilometerberechnung dient die Internetseite www.luftlinie. org. Heraus kommen 255,48 Euro. Dieser Betrag wird auf 255 EUR abgerundet und mit den 20 deutschen Teilnehmern multipliziert. Die höchstmögliche Förderung nach dem KJP beträgt demnach 5.100 Euro.

Hier gilt: Die Förderung darf nur für die Reisekosten der deutschen Teilnehmer eingesetzt werden. Unterkunft, Verpflegung, Programm in Spanien können damit nicht bestritten werden.

Tipp: Vor der abschließenden Planung den Zuwendungsbescheid abwarten.

Internationale Begegnung: Verständigen und vorbereiten

Nachdem ein Partner ausfindig gemacht wurde und die Finanzierung gewährleistet ist, sollte geklärt werden, ob ein Sprachmittler erforderlich ist, um sich mit dem Partner zu verständigen. Ein großer Vorteil ist es, wenn die eigenen Sprachkenntnisse eine Kommunikation ermöglichen. Die Durchführung eines Vorbereitungstreffens der Verantwortlichen ist unbedingt zu empfehlen. Dies dient in erster Linie dazu, gemeinsam mit dem ausländischen Partner die erste Begegnung der Jugendlichen zu besprechen und zu planen. Wenn ein persönliches Treffen nicht umzusetzen ist, wäre in Ausnahmefällen ein regelmäßiger digitaler Austausch – zum Beispiel über Skype – eine Alternative.

Die JF Mitterteich (BY, Kreis Tirschenreuth) pflegt eine Partnerschaft zum Feuerwehrnachwuchs aus dem polnischen Ledziny. Bei einem Treffen übten sie in gemischten Trupps einen Löschangriff. Foto: JF Mitterteich

Das Programm für die eigentliche Begegnung sollte ausgewogen sein: Sightseeing, Kennenlernen der Kultur sowie inhaltliche Jugendarbeit. Um das Eis zunächst zu brechen, sollte die Begegnung mit einem Kennenlernspiel beginnen. Wenn der erste Schritt getan ist, ergibt sich der Rest von ganz allein. Sprachbarrieren existieren häufig nur in den Köpfen. Kinder und Jugendliche beweisen immer wieder, dass Sprache kein Hindernis ist, um sich verständigen zu können. Trotzdem kann es helfen, Sprachanimationsspiele in das Programm einzubauen.

Tipp: Vorsicht bei der Unterhaltung auf Deutsch. Euer Gegenüber versteht oftmals mehr als Euch in dem Moment vielleicht lieb ist.

Inhaltliche Jugendarbeit bedeutet nicht, dass hochbrisante jugendpolitische Themen diskutiert werden müssen. Vielmehr ist damit gemeint, sich mit den Arbeitsweisen, Vorgehensweisen und Projekten der jeweiligen Partner zu beschäftigen. Nach dem Motto „gemeinsam miteinander voneinander lernen“. Der Blick über den Tellerrand kann Augen öffnen und neue Wege aufzeigen. Unsere ausländischen Partner sind uns in manchen Dingen weit voraus.

Es gilt jedoch, die Tage nicht zu straff zu planen, beispielsweise aus Angst, den Jugendlichen könnte langweilig werden. Die Erfahrung zeigt, dass Jugendliche und Jugendleiter Freiräume zum Austausch untereinander benötigen.

Wenn der Termin und das Programm feststehen, die Anreise geplant ist und die Vorfreude steigt, sollten die Jugendlichen und auch ihre Eltern über das Partnerland informiert werden. Es geht beispielsweise um besondere Sitten und Bräuche, zu beachtende Regeln, erforderliche Schutzimpfungen und Einreisepapiere, Zollbestimmungen zur Einfuhr sowie benötigte Bekleidung.

Tipp: Von internationalen Begegnungen können Jugendliche und Teamer auch nachhaltig profitieren. In einem mehrstufigen System werden erlernte Kompetenzen bescheinigt und können zum Beispiel bei Bewerbungen und Berufseinstieg hilfreich sein. Weitere Informationen: nachweise-international.de.

Natürlich dürfen auch die klassischen Formalien, wie Einverständniserklärungen, Dienstreiseanträge und notwendige Versicherungen, nicht fehlen: Auslandskrankenversicherung, Insassenversicherungen für Fahrzeuge und eventuell die Versicherung der deutschen Einsatzfahrzeuge (Mannschaftswagen) im Ausland.

Internationale Jugendarbeit bedeutet Fleiß, ist aber kein Hexenwerk. Jeder kann sie umsetzen und sollte sie einmal probieren. Die gemachten Erfahrungen mit ausländischen Partnergruppen sind Bereicherungen für die Jugendarbeit.

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