TETRA-Digitalfunk in Deutschland

Tausende Funkgeräte der Feuerwehr ab 2021 Elektroschrott?

Magdeburg – 5 bis 7 Jahre: So schätzt das Landesinnenministerium Sachsen-Anhalt die Nutzungsdauer für digitale Handfunkgeräte (HRT) ein. Weil sie die aktuelle Software nicht unterstützen, werden 8.000 Geräte der Feuerwehr in Sachsen-Anhalt ab 2021 nicht mehr verwendet werden dürfen. Doch nicht nur die teuren Funkgeräte müssen dann ersetzt werden.

Als Nutzungsdauer von digitalen Handfunkgeräten (HRT) gibt das Landesinnenministerium Sachsen-Anhalt 5-7 Jahre an. Symbolfoto: Christian Patzelt

Aktuell sind im Digitalfunknetz der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) 809.000 Teilnehmer registriert. Laut einer uns vorliegenden Aussage der Bundesanstalt für den Digitalfunk der BOS (BDBOS) teilen den Markt der Endgeräte zwei Hersteller fast komplett unter sich auf: jeweils zu rund 50 Prozent Sepura/Hytera und Motorola.

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Hintergrund: Übernahme von Sepura durch Hytera

Als die chinesische Firma Hytera 2017 Sepura aus Cambridge (England) übernahm, stoppten die Landesregierungen in Sachsen und Thüringen wegen Sicherheitsbedenken den bereits geplanten Ankauf von diversen Sepura-Geräten (wir berichteten). Thüringen befand sich zu dem Zeitpunkt mitten in der flächenübergreifenden Umstellung auf den Digitalfunk, was diese erheblich verzögerte. 

Daraufhin schaltete sich das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) ein und begann Verhandlungen mit Hytera, die in einem öffentlich-rechtlichen Vertrag mündeten. Demnach bleibt unter anderem der Hersteller Sepura in Deutschland eigenständig und verantwortlich für die Entwicklung der TETRA-Endgeräte.

Digitale Handfunkgeräte Sondermüll

Die ersten Geräte des wohlgemerkt noch nicht bei allen BOS eingeführten Digitalfunks müssen nun bereits ersetzt werden. HRT des Typs Sepura SRH3900 können nämlich nur noch dank einer Ausnahmegenehmigung überhaupt noch bis zum Jahr 2021 verwendet werden, wie uns das Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt mitteilte. Grund dafür: Eine neue Version der Herstellersoftware ist mit diesen Geräten nicht mehr kompatibel.

„Die Feuerwehr in Sachsen-Anhalt verfügt allein über rund 8.000 Geräte dieses Typs“, bestätigt Kai-Uwe Lohse, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbands Sachsen-Anhalt gegenüber dem Feuerwehr-Magazin. „Bis 2021 müssen die SRH3900 dann ersetzt werden“, beklagt er.

Wie „Radio Brocken“ berichtete, betrug der Anschaffungspreis pro Gerät etwa 600 Euro – ohne Zubehör. Geräte im Wert von rund 5 Millionen Euro sind demnach ab 2021 Sondermüll. 

Alle 5 bis 7 Jahre neue Funkgeräte – plus Zubehör

Die erstmalige Beschaffung erfolgte laut Angaben des Landesinnenministeriums allerdings bereits 2009. Seit 2014 könne das Modell gar nicht mehr herstellerseitig bezogen werden. Entsprechend veraltet sei die Technik. “Der technische Nutzungszeitraum für digitale Funkgeräte ist mit etwa 5 bis 7 Jahren anzunehmen, abhängig von der Intensität der Nutzung”, teilt uns das Innenministerium mit.

Lohse: „Dass technische Geräte nach einer gewissen Dauer ausgetauscht werden müssen, ist ja auch üblich. Jeder Computer, jedes Feuerwehrfahrzeug wird nach entsprechender Nutzungsdauer durch ein neues ersetzt. Aber wir werden auch komplett neues Zubehör kaufen müssen, weil es nicht mit den neueren Modellen kompatibel ist.“

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Sprich: Neben den Handfunkgeräten muss die Feuerwehr auch Kfz-Ladehalterungen, Reserve-Akkus, Lade- und Programmierkabel, Freisprecheinrichtungen sowie weitere Zubehörteile neu beschaffen. „Da die Netzinfrastruktur auf zwei Anbieter, nämlich Motorola und Hytera ausgelegt ist, werden wir aber wohl auch bei diesen einkaufen müssen“, schließt Lohse.

Auf die Anfrage vom Feuerwehr-Magazin, ob denn keine Service-Verträge abgeschlossen worden seien, antwortete das Landesinnenministerium: “Die bisherigen erforderlichen Software-Updates zum Erhalt der störungsfreien Funktionalität der eingesetzten Geräte wurden grundsätzlich kostenneutral und ohne Abschluss eines Service-Vertrages bereitgestellt. Aufgrund der aktuellen Erfahrungen werden derartige Gewährleistungen bei vertraglichen Ausgestaltungen für zukünftige Beschaffungen ergänzend Berücksichtigung finden.”

Auf eine Bitte um Stellungnahme zum Software-Support vom Feuerwehr-Magazin hat Hytera bislang nicht reagiert.

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