Mittleres Löschfahrzeug und Vorauslöschfahrzeug Cobra

Feuerwehr NRW hat neue Einsatzfahrzeuge getestet

Ratingen (NW) – Von Juni 2016 bis Mitte 2017 haben 20 freiwillige Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen ein neues Einsatzfahrzeugkonzept getestet. Innenminister Ralf Jäger: „Wir wollen mit diesem Pilotprojekt neue Impulse für eine fortschrittliche und bedarfsgerechte Technik bei den nordrhein-westfälischen Feuerwehren setzen. Der Schutz der Menschen bei alltäglichen Einsätzen und bei Katastrophen kann nur durch eine handlungsfähige Feuerwehr vor Ort sichergestellt werden.“ Die Testreihe konnte erfolgreich abgeschlossen werden. In der Januar-Ausgabe des Feuerwehr-Magazins berichtet unser Autor Jörg Prochnow über erste Erfahrungen und stellt die beiden Typen – MLF NRW und VLF Cobra – ausführlich vor.

Die aktuelle Ausgabe mit dem Bericht über den Fahrzeugtest könnt Ihr hier versandkostenfrei bestellen.

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Die vier Testfahrzeuge des Pilotprojekts Fahrzeugtechnik bei der Präsentation in Ratingen. Vorn das Vorauslöschfahrzeug (VLF) Cobra auf Iveco Daily 50 C 21, dahinter die drei MLF NRW auf MAN TGL 10.220. Aufbauhersteller für alle Fahrzeug war Ziegler. Foto: MIK

Bei den jetzt übergebenen Testfahrzeugen handelt es sich um drei Mittlere Löschfahrzeuge (MLF) sowie ein Vorauslöschfahrzeug (VLF) im Gesamtwert von rund 850.000 Euro. Das VLF verfügt über das COBRA-System (Lösch-Schneid-Technik). Mit einem Hochdruckstrahl (250 bar), dem einSchneidmittel (Eisen-Abrasiv) beigegeben wird, fräst der Voraustrupp damit ein kleines Loch zum Beispiel in eine Hauswand. Ist der Kopf der Löschlanze in den Brandraum eingedrungen, wird auf Wassernebel umgeschaltet. Der Brandraum wird so rasch aus einem sicheren Bereich heraus abgekühlt. Anschließend kann das Feuer sicher von innen gelöscht werden. „Dieses System hat sich in Skandinavien zum Beispiel bei Silo- oder Containerbränden bewährt“, erklärte Jäger. Mit dem VLF soll das bisher nur bei wenigen Feuerwehren eingesetzte COBRA-System in der Fläche erprobt werden.

Zwei Feuerwehrmänner schneiden sich mit dem Cobra-Rohr durch eine Tür. Dahinter zerteilt sich der feine Wasserstrahl und kühlt gleichzeitig den Brandraum. Foto: Prochnow

Modifizierte MLF als Erstangriffsfahrzeuge

Die MLF sollen sich als Erstangriffsfahrzeuge bei kleineren Brandeinsätzen, Unwetterlagen, Hilfeleistungen oder als erstes Fahrzeug an Unfallstellen bewähren. Ihre Grundausstattung entspricht dem in der DIN 14530-25 genormten MLF. Darüber hinaus hält die Projektgruppe aber folgende Ausstattungsmerkmale für erforderlich:

  • automatisiertes Getriebe,
  • zulässige Gesamtmasse 10.000 kg,
  • Pumpe FPN 10-2000 (statt FPN 10-1000),
  • Löschwassertank 1.000 Liter (statt mindestens 600 Liter),
  • Sprungpolster und Verkehrsunfallkasten,
  • Stromerzeuger und Beleuchtungsgerät,
  • Motorkettensäge und Tauchpumpe,
  • hydraulisches Kombirettungsgerät,
  • Notfallrucksack und Automatisierter Externer Defibrillator (AED),
  • mobiler Rauchverschluss,
  • Wärmebildkamera,
  • Hochleistungslüfter mit Elektromotor,
  • Fach für örtliche Ausstattung (AGT-Notfalltasche, Türöffnungswerkzeug).

Jedes der drei Fahrzeuge ist zudem mit einer anderen Art der Schaumzumischung ausgestattet: Druckluftschaum-System (CAFS), Druckzumischanlage (als derzeitiger Stand der Technik) sowie konventionelle Zumischung (Kanister und Zumischer Z 4 R). Aufgebaut hat die Fahrzeuge die Firma Ziegler. Die MLF basieren auf MAN TGL 10.220 4×2 BB mit MAN TipMatic, das VLF auf einem Icevo Daily 50 C 21 mit Sechs-Gang-Schaltgetriebe.

Das MLF NRW mit der Druckluftschaumanlage bei der FF Menden (Märkischer Kreis). Die Feuerwehrleute haben es komplett ausgeräumt, um einen Blick auf die Beladung zu ermöglichen. Besonderheiten sind unter anderem der hydraulische Rettungssatz auf der Plane, der Beleuchtungssatz mit Stromerzeuger, Notfallrucksack, Überdrucklüfter und Sprungretter. Foto: FF Menden

Der Innenminister hatte im Sommer 2013 gemeinsam mit dem Verband der Feuerwehren in NRW e.V. die Projektgruppe zur „Förderung des Ehrenamtes in den Feuerwehren“ eingesetzt. Darin arbeiten Experten der freiwilligen Feuerwehren, Berufs- und Jugendfeuerwehren mit Vertretern der Kommunalen Spitzenverbände, verschiedener Arbeitsgemeinschaften und Feuerwehrverbände und Wissenschaftler der Universitäten Witten/Herdecke beziehungsweise Eichstätt/Ingolstadt, Siegen und Wuppertal zusammen.

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