Meine erste Interschutz - Zeitzeugen erinnern sich

1961: Was für eine Vielfalt an Fahrzeug- und Aufbauherstellern

Hamburg/Köln – Vom 23. Juni bis zum 2. Juli 1961 veranstaltete die vfdb zusammen mit der Messe- und Ausstellungsgesellschaft Köln die “Internationale Ausstellung für Brand-, Strahlen- und Katatstrophenschutz”. Der spätere Hamburger Branddirektor Manfred Gihl war für einen Tag vor Ort.  

Seit 1961 hieß die Ausstellung nicht mehr nur DER ROTE HAHN. Neu kam der Begriff Interschutz als Namenszusatz dazu. Es handelt sich dabei um die Kurzform von “Internationale Ausstellung für Brand-, Katastrophen- und Strahlenschutz”. Foto: Archiv Haase

Zum ersten Mal habe ich eine Interschutz im Jahr 1961 besucht. Da war ich zwar noch Student des Maschinenbaus an der TH Aachen, aber mein Berufswunsch stand bereits fest. Ich hatte gute Kontakte zur BF Aachen und zu dessen Amtsleiter Oberbrandrat Jackels sowie zur BF Düsseldorf (wo meine Eltern wohnten) zu Branddirektor Stockmar und Brandrat Simon. Die Bahnfahrt von Aachen nach Köln konnte ich mir als Student noch leisten, aber es war mir nur ein Tagesbesuch möglich, den ich weidlich ausnutzte.

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Von meinen Kontakten zu den Feuerwehren Aachen und Düsseldorf kannte ich damals nur die Löschfahrzeuge und Drehleitern auf Magirus-Rundhauber-Fahrgestellen, die auch in Köln stark vertreten waren. Ich habe damals einen Rundhauber-Drei-Fahrzeug-Löschzug der BF Köln (mit einem geliehenen Fotoapparat!) fotografiert. Leider ist dieses Foto verloren gegangen.

Blick auf das Freigelände in Köln. Der junge Manfred Gihl kannte bis dahin vor allem Feuerwehrfahrzeuge auf Magirus. In Köln entdeckte er auch MAN und Mercedes – und ganz neue Aufbauhersteller. Foto: Archiv Haase

Wie erstaunt war ich nun in Köln, dass es auch noch andere Hersteller gab! Besonders beeindruckten mich die Löschfahrzeuge auf den Pullman-Frontlenkern von Daimler-Benz. Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass ich später einmal mit der Beschaffung von Pullman-Fahrzeugen bei der BF Hamburg befasst sein würde! Ebenfalls beeindruckten mich die Drehleitern von Metz und Magirus, die jetzt ohne Fallhaken auskamen. Dieser gewaltige Vorteil allerdings war mir (noch) nicht bewusst. Und ich lernte, dass es höhere Leitern als 30 Meter gab! Unter so vielen Drehleitern ging eine kleine Gelenkmastbühne mit 18 Meter Höhe, bescheiden “zweigliedrige Arbeitsplattform” genannt, glatt unter.

Vollhydraulischer Rüstkranwagen und KdoW mit 34 PS

Neu waren für mich die ersten Trocken-Tanklöschfahrzeuge TroTLF 16, wie sie die BF München protegierte. Imposant fand ich den vollhydraulischen Rüstkranwagen RKW 16, den Magirus auf seinem dreiachsigen Eckhauber-Fahrgestell Uranus entwickelt hatte. Bis heute ist mir ein Fahrzeug besonders in Erinnerung geblieben: der Kölner Notarztwagen. Diesen wohl ersten seiner Art in der Bundesrepublik habe ich mir genauer angesehen und erklären lassen.

VW zeigte die vielfältige Verwendung seines Grundmodells Transporter T1 als TSF, MTW und Krankenwagen, fand hingegen die Motorleistung des “Käfers”, der gern als Kommandowagen genutzt wurde, mit nur 34 PS anscheinend für völlig ausreichend!

Nach der Kölner Ausstellung habe ich alle folgenden acht Interschutz besucht, teilweise in der Fachpresse darüber berichtet oder bei der Gestaltung des Hamburg-Standes mitgewirkt. Jede dieser Messen war größer als die vorherige, zog mehr Aussteller und Besucher an. Als heute 85-Jähriger kann ich rückblickend sagen, dass der Besuch in Köln mir als angehendem Diplomingenieur die faszinierende Welt der Feuerwehrtechnik näher gebracht hat und eine gute Vorbereitung auf meinen späteren Beruf darstellte.

Manfred Gihl besuchte die Interswchutz 1961 in Köln als Student. Jahrzehnte später ging er als Branddirektor bei der Berufsfeuerwehr Hamburg in Pension. Foto: privat

Zur Person: Manfred Gihl, Jahrgang 1935, studierte zwischen 1958 und 1962 Maschinenbau an der TH Aachen. 1963 fing der junge Diplom-Ingenieur bei der BF Hamburg an. 1971 wurde er zum Oberbrandrat ernannt, 10 Jahre später zum Branddirektor. Überregional wurde Manfred Gihl durch das “Handbuch der Feuerwehr-Fahrzeugtechnik” im Jahr 1982 bekannt. Zahlreiche Publikationen folgten. 2 Jahre vor dem Eintritt in den Ruhestand gründete er 1993 den Verein Hamburger Feuerwehr Historiker. Gihl lebt bis heute in der Hansestadt Hamburg.   

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