Mach’s gut, Kleener

Bremen/Berlin – Er war ein Unikum, er war ein Vorreiter – und er war eigentlich immer schon da: unser Berliner Fotograf Detlef Machmüller. Am 22. November ist der Kleene, wie er sich selbst oft nannte, in Berlin gestorben. Der gebürtige Reinickendorfer wurde nur 67 Jahre alt.

Am 22. November 2019 starb unser langjähriger Mitarbeiter Detlef Machmüller. Der Kleene hatte seit Anfang der 1980er Jahre für das Feuerwehr-Magazin aus seiner Geburtsstadt Berlin berichtet. Foto: Hegemann

In der vierten Ausgabe des Feuerwehr-Magazins im März 1984 erschien ein großer Bericht über die Berufsfeuerwehr Berlin. Die Bilder stammten zum Teil von Machmüller. Der gelernte Schriftsetzer war seit den 1970er Jahren als Bildjournalist für den West-Berliner Boulevard unterwegs. Er fotografierte damals nicht nur bei Modenschauen, Bällen und Promiauftritten, sondern auch bei Bränden und Unglücken. Dabei entwickelte er bald eine zunehmende Leidenschaft für die Arbeit der Berliner Feuerwehrleute.

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Dass er seinen Beruf aufgeben musste, als er Anfang der 1980er eine schwere Nierenerkrankung erlitt, schmerzte ihn sehr. Die Ärzte gaben ihm noch maximal 20 Jahre. Machmüller machte fast 40 Jahre daraus. Und darauf war er wirklich stolz.

Die Feuerwehr-Fotografie betrieb er als Hobby weiter und war fortan nicht nur bei großen Einsätzen dabei, sondern erstellte auch unzählige Fotos von neuen Fahrzeugen, neuartigen Geräten oder neu erbauten Dienststellen. Besonders wichtig war es ihm dabei stets, die Menschen bei der Feuerwehr in den Mittelpunkt zu stellen. Ein Punkt der bis dato in der Feuerwehr-Bild-Dokumentation oft vernachlässigt worden war. Genauso wie der Versuch, der Einsatzfotografie über die Dokumentation hinaus auch ein gewisses Maß an Ästhetik abzugewinnen. Dies alles dürfte ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass „Machmüller-Bilder“ sich schnell einer großen Beliebtheit erfreuten.

Der Pressestelle der Berliner Feuerwehr stellte er seine Bilder stets kostenlos zur Verfügung, was für die Mitarbeiter dort oft eine große Hilfe war, gab es doch damals noch nicht, so wie heute, zu jedem Ereignis eine wahre Flut an (digitalen) Bildern. Als erster ziviler Fotograf erhielt Machmüller einen Meldeempfänger der Berliner Feuerwehr und eine offizielle Sondererlaubnis zum Betreten von Einsatzstellen. Der kleine Mann mit dem viel zu großen Helm gehörte bald wie selbstverständlich zu jeder großen Einsatzstelle und war Generationen von Berliner Feuerwehrleuten als „Haus- und Hoffotograf“ vertraut. Legendär sind seine Bilder vom Hotelbrand am Ku’damm 1989, vom Einsturz einer Lagerhalle, der zwei Feuerwehrleuten das Leben kostete (1991) oder vom Explosionsunglück in der Lepsiusstraße 1998.

So wurde er auch zu einem wichtigen Chronisten der Berliner Feuerwehr. Es ist Detlef Machmüller zu verdanken, dass entscheidende Momente wie die Wiedervereinigung von Ost- und West-Berliner Feuerwehr im Jahr 1990 im Bild festgehalten und für die Nachwelt erlebbar sind.

Beim Kontaktfeuer der Berliner Feuerwehr am Wannsee gehörte Detlef Machmüller (zweiter von links) zum lebenden Inventar. Foto: Hegemann

Machmüller gehört zweifellos zu den Begründern eines Metiers das heute viele Anhänger hat: Die Feuerwehr-Fotografie. Wurde er anfänglich oft noch als „Spinner“ belächelt, gibt es nun nicht nur in Berlin eine Vielzahl an versierten (Hobby-)Fotografen, die es verstehen, mit ihren tollen Bildern die Welt der Feuerwehr breiten Teilen der Gesellschaft zugänglich zu machen.

Aus der Zulieferung für die Ausgabe März 1984 entstand letztlich eine Jahrzehnte dauernde Zusammenarbeit. Im Oktober 1984 nahmen wir Detlef Machmüller als Fotografen im Impressum auf. Dort steht er bis heute. Dies war ihm über all die Jahre extrem wichtig. “Ich bin eure Stimme und euer Ohr in Berlin”, sagte er immer. 

Bis zum Schluss hat Machmüller keine Texte verfasst. Er hat sich strikt geweigert, zu schreiben. “Kann ich nicht, muss wer anders machen”, war sein Standardspruch, wenn wir mal wieder mit ihm über geänderte Arbeitsweisen und Anforderungen gesprochen haben. Das war auch ganz typisch für ihn. Mit Änderungen tat er sich sehr schwer. Irgendwann rieten die Ärzte ihm zu einem Klimawechsel. Ein Umzug an die Küste und sein Berlin verlassen. Niemals.   

In den letzten Jahren war es ruhig um Machmüller geworden. Er hatte erkennen müssen, dass eine neue Generation an „Feuerwehr-Fotografen“ herangewachsen war, die schneller, flexibler und technisch weiter war, als er es bei seinem Gesundheitszustand zu leisten vermochte. Und so zog er sich immer weiter aus dem Tagesgeschäft zurück. Zuletzt beschränkte er sich auf die Ordnung und Digitalisierung seines umfangreichen Bildarchivs. Termine nahm er nicht mehr wahr. Und auch die wöchentlichen Telefonate mit der Redaktion blieben aus. 

Auch als es ihm gesundheitlich immer schlechter ging, hielt er nur noch Kontakt zur Berliner Feuerwehr, die für ihn, wie er es einmal ausdrückte, seine „Familie“ war. Sein letzter Wunsch war es daher auch, dass seine Bilder in den Besitz der Berliner Feuerwehr übergehen. Sie werden nun vom Museum der Berliner Feuerwehr verwaltet. Ein wertvoller Schatz, spiegeln doch Machmüllers Bilder vier Jahrzehnte Berliner Feuerwehr-Geschichte wider.

Wir werden den Kleenen vermissen.

Text: Jan-Erik Hegemann und  Jens-Peter Wilke (Berliner Feuerwehr)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Schnief.
    Danke für diesen grandiosen Text, der alles auf den Punkt bringt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, außer: Tschüss Detlef!

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