Direkter Eindruck vor Ort

Deutsche Feuerwehr-Delegation besucht Ukraine

Berlin/Kiew – Mehrere Tage lang hat sich eine Delegation des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), der deutschen Hilfsorganisation @fire und des Löschroboter-Herstellers Alpha Robotics mit Vertretern des Staatlichen Dienstes der Ukraine für Notfallsituationen (DSNS) ausgetauscht. Sie besuchten unter anderem Kiew und Butscha.

DFV-Präsident Karl-Heinz Banse (2.v.l.), @fire-Vorsitzender Jan Südmersen (3.v.l) und Alpha Robotics-Geschäftsführer Oliver Rasche (4.v.l.) in der Ukraine.

DFV-Präsident Karl-Heinz Banse, @fire-Vorsitzender Jan Südmersen und Alpha Robotics-Geschäftsführer Oliver Rasche verschafften sich gemeinsam einen Eindruck vor Ort, wie der DFV und @fire in Pressemitteilungen bekannt gaben. Dabei konnten sie die Auswirkungen des Krieges, die Wichtigkeit der Unterstützung aus Deutschland sowie die Leistungsfähigkeit des ukrainischen Zivil- und Katastrophenschutzes in Augenschein nehmen.

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General Serhiy Kruk, oberster Katastrophenschützer der DSNS, informierte Banse in einem persönlichen Gespräch über die Wirkung der Hilfe aus Deutschland. „Es geht hier nicht nur um materielle Dinge, wenngleich sie diese für die alltäglichen Rettungsarbeiten brauchen“ berichtet der DFV-Präsident. „Die Freundschaft und Unterstützung, die den Einsatzkräften durch deutsche Bemühungen zuteilwird, hat vor Ort eine unglaubliche Wirkung.“ Allein über die „Feuerwehrhilfe Ukraine“ des DFV sei in den vergangenen zwölf Monaten Material und Ausrüstung im Wert von mehr als einer halben Million Euro beschafft worden.

Banse nahm gemeinsam mit Rasche und Südmersen an einem Briefing zur Lage mit DSNS-Führungskräften teil. So ging es im DSNS-Übungszentrum etwa um Einsatzmittel zum Löschen von Bränden nach dem Einschlag von Raketen oder Drohnen.

Dafür hat die deutsche Firma Alpha Robotics direkt nach Kriegsbeginn zwei Löschroboter gespendet. Um die Gefährdung von Einsatzkräften möglichst zu verringern, seien diese Roboter wichtig, betonte das DSNS.

Drei Feuerwehrleute bei Drohnen-Angriff getötet

Besonders im CBRN-Bereich (chemische, biologische, radioaktive und nukleare Gefahren) verfüge die Ukraine über Spezialwissen, so der DFV. Hinzu kämen Sonderfahrzeuge etwa für den Abtransport von Bombenfragmenten und Munitionsteilen. „Hier können wir von den ukrainischen Einsatzkräften viel lernen, etwa bei der Vegetationsbrandbekämpfung in munitionsbelasteten Gebieten“, erzählt der DFV-Präsident.

Er habe zerstörte Hochhäuser und Kinderrutschen mit Einschusslöchern gesehen und einen Luftalarm mit Verpflichtung zum Aufsuchen der Schutzräume erlebt. Außerdem habe er erfahren, dass – nur wenige Kilometer von seiner Fahrtstrecke entfernt – drei Feuerwehrangehörige bei einem „Zweitschlag“ getötet worden seien: Sie wurden beim Löschen nach einem Angriff von einer zeitversetzt gestarteten weiteren Drohne erfasst.

„Es war ein beklemmendes Gefühl, es waren zutiefst bewegende Momente“, so Banse. „Für die Menschen vor Ort ist es mittlerweile fast Alltag. Es ist mir wichtig, dass wir daran mitarbeiten, die Zukunft für die Bevölkerung in der Ukraine sicherer zu gestalten.“

Die Ukraine wolle sich bemühen, ein System Freiwilliger Feuerwehren aufzubauen. „Hierzu werde ich mich in Kürze gemeinsam mit den Präsidenten der Feuerwehrverbände aus Österreich und Polen in Deutschland treffen und weiter abstimmen“, berichtet der DFV-Präsident.

Mit Orden der Region Kiew ausgezeichnet

Laut @fire wollte Jan Südmersen vor allem die Kontakte seiner Hilfsorganisation zur Feuerwehr in Tschernobyl festigen. So sollten weitere Schritte der Unterstützung besprochen werden. Auch vom Einsatz der Einsatzfahrzeuge, die von @fire in die Ukraine überführt wurden, habe er sich überzeugen können. 

„Die Anpassungs- und Leistungsfähigkeit des ukrainischen Zivil- und Katastrophenschutzes ist sehr beeindruckend”, erklärt Südmersen. Stellvertretend für alle @fire-Mitglieder wurde der Vorsitzende mit einem Orden der Region Kiew ausgezeichnet. In Zusammenarbeit mit der Klitschko-Initiative #WeAreAllUkrainians und der Alliance4Ukraine hat die deutsche Hilfsorganisation seit Kriegsbeginn 22 gespendete Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge in die Ukraine überführt.

In einer gemeinsamen Aktion mit der Osteuropahilfe, Brandschutztechnik Müller, Jola Rent und Heavy Rescue Germany konnten außerdem rund 120 Paletten mit 40 Tonnen Feuerwehr- und Rettungsdienstausrüstung dem DSNS übergeben werden. Gemeinsam mit der Initiative LeaveNoOneBehind und Paratech erhielt der ukrainische Zivilschutz auch einen USAR-Anhänger (Urban Search & Rescue) mit Paratech-Rettungsstützen an den übergeben.

In Zusammenarbeit mit der Björn Steiger Stiftung, dem Institut für Europäische Angelegenheiten (INEA), Veritas Ambulanz und den lokalen Behörden in der Stadt Chelm wurde an der polnisch-ukrainischen Grenze ein dreiköpfiges Assessment Team eingesetzt. Dieses ermittelt den humanitären Bedarf. Zudem half @fire im Schwarzwald und am Niederrhein beim Aufbau und der Einrichtung von Unterkünften für ukrainische Flüchtlinge.

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