Kommentar

Crowdfunding bei Feuerwehren: Wo bleibt die Verantwortung der Träger?

Beim Stichwort „Crowdfunding“ steigt bei manchem Feuerwehrler der Puls. Wieso sollte es nötig sein, Equipment über eine solche Aktion zu beschaffen? Sind nicht die Aufgabenträger – also in erster Linie die Städte und Gemeinden, bei überörtlichen und zentralen Belangen auch die Kreise und das jeweilige Land – dafür zuständig, die Feuerwehren so auszurüsten, dass sie ihren gesetzlich definierten Aufgaben nachkommen können?

Was ist von Crowdfunding-Aktionen bei Feuerwehren zu halten, deren Ziel beispielsweise die Beschaffung einer Wärmebildkamera – wie hier bei der FF Kollow (SH) – ist?

Es ist aus meiner Sicht wirklich dringend notwendig, zunächst nach der Verantwortung der Träger zu fragen. Viel zu oft müssen Freiwillige Feuerwehren eigene Kraft, Zeit und Mittel investieren, um Ausstattung und Ausrüstung zu erhalten. Als hätten die Ehrenamtler eine Bringschuld – und nicht die verantwortlichen Politiker und Institutionen der öffentlichen Hand.

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Dass es auch umgekehrte Fälle gibt, soll hier aber nicht unerwähnt bleiben. Genannt sei beispielsweise eine Ortswehr, deren Förderverein einen hydraulischen Rettungssatz beschaffte, quasi um das Prestige der Kameraden zu heben. Obwohl das Gerät sowie die Ausbildung daran gar nicht in der Gemeinde vorgesehen waren, da entsprechendes Equipment bei anderen Wehren für einen flächendeckenden Einsatz zur Verfügung stand.

Bei unseren Besuchen vor Ort bekommen wir schnell mit, welches Verhältnis die Feuerwehr zu den politischen Entscheidungsträgern hat und wie viel Verständnis diese für die Belange der Kameraden aufbringen. Das spiegelt sich dann oft auch in der Ausstattung der Brandschützer wider. So oder so können finanzielle Mittel der Gebietskörperschaften enge Grenzen setzen. Dann münden ein gewisser Leidensdruck der Feuerwehr in Verbindung mit einer Wir-schaffen-das-trotzdem-Haltung und Kreativität eben in entsprechenden Spendenaktionen.

Ein pauschales Urteil über solche Projekte zu fällen, ohne einen tieferen Einblick in die örtlichen Verhältnisse zu haben, ist wenig zielführend. Allerdings sollten wir nicht müde werden, gegenüber der Politik zu betonen, dass Ausrüstung wie Wärmebildkameras und Automatisierte Externe Defibrillatoren (AED) – typische Beschaffungsziele von Crowdfunding-Aktionen – kein Luxusgut für technikverliebte Feuerwehrleute sind, sondern essenziell für das Retten von Menschenleben. Eine flächendeckende Finanzierung durch die öffentliche Hand sollte daher Standard sein.

Kommentar von Michael Rüffer, Redakteur Feuerwehr-Magazin

Ausschnitt aus dem Feuerwehr-Magazin 9/2021. In dieser Ausgabe berichten wir über Crowdfunding bei Feuerwehren und lassen Experten zu Wort kommen, die Praxistipps für Aktionen auf Online-Spendenplattformen geben. Ihr könnt das Heft noch heute im Zeitschriftenhandel kaufen und darüber hinaus hier bei uns im Shop versandkostenfrei bestellen.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Wir haben mehrfach die Landesregierung, den Katastrophenschutz, die Verbandsgemeinde, den Landrat etc angeschrieben um ein Strom-Aggregat, dass uns zuerst mit dem neuen Fahrzeug versprochen wir dann aber doch nicht bekommen haben, zu finanzieren.
    Die benötigt wird zum betreiben der Pumpe bei Hochwasser und zur Stromerzeugung bei Stromausfällen, wenn die Wache zu besetzen ist u.a.
    Doch leider fühlt sich niemand zuständig und möchte uns keine finanziellen Mittel zur Verfügung stellen. Laut Katastrophenschutz können die uns nicht helfen, da dies unter die Bagatellgrenze fällt und die VG hat auch kein Geld für uns.
    Wie soll man da seine Aufgabe erfüllen?

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  2. Deutschland zo gros aber klein mit dieses in die Niederlande wird alles von die regionen geregelt da brauchen wihr keinen einsamlung fuhr dies und das

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  3. “Eine flächendeckende Finanzierung durch die öffentliche Hand sollte daher Standard sein.*
    Nicht “sollte” sondern “muß”!
    “Sollte” interessiert meist niemand.
    Erst ab “muß” bekommt der Mensch wirklich Füße 🙂

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  4. Das trifft den Nagel auf den Kopf. Immer wieder das gleiche Thema, woher nehmen. Wir machen das alles auf freiwilliger Basis und opfern unsere Freizeit für die Feuerwehr, um schließlich anderen zu helfen. Ist es da zuviel verlangt, mit vernünftigen Material zu arbeiten? Immer müssen Anträge gestellt werden, und man bekommt immer das gleiche zu hören, nämlich, es ist kein Geld da. In unserer Gemeinde ist es sogar so, wenn wir an einem Lehrgang teilnehmen, muss Urlaub genommen werden. Das man dort die Lust verliert, ist doch wohl auch klar. Nochmal, wir machen das ganze freiwillig. Ich mache es gerne, weil ich auch Spaß daran habe anderen zu helfen, aber irgend wo hört es dann auch auf.

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  5. Ein sehr guter Artikel, der beide Seiten der Medallie recht gut beleuchtet.

    Dass es beides, leider auch viel zu oft gibt, habe ich selbst in 40 Jahren Feuerwehr, mit viel Einblick auch “hinter die Kulissen”, selbst des öfteren erlebt.

    Da sind nicht selten kleinere Feuerwehren, die über sehr aktive junge Mitglieder verfügen, welche mit Begeisterung Ihren Atemschutzgeräteträgerlehrgang absolvieren, sodass eine solche Wehr dadurch in kurzer Zeit, zum ersten Mal überhaupt, über 4 wenn nicht gar 6 Atemschutzgeräteträger verfügt, aber über kein Gerät, teilweise (früher auch noch) über keinen zugelassenen Nomex – Schutzanzug verfügt.

    Nicht selten kann dieses finanzielle “Großprojekt” nur so relativ zeitnah gelöst werden, dass einen Teil der Ausrüstung der Träger, den Rest die FF aus der Vereinskasse bezahlt. Klar ist dabei, dass hiervon letztendlich die kleine Wehr kaum profitiert, lediglich die Schlagkraft der Feuerwehren der Gemeinde erhöht wird. Doch kann man nur so die Motivation der Mannschaft, die Aktiven halten, motivieren.

    Das gleiche war nicht selten bei der so hoch gelobten Umstellung auf Digitalfunk gang und gebe. Das Land, zumindest in Hessen, ersetzte in fast keinem der Fälle die “tragbaren Funkgeräte” FuG 10″ oder auch die Melder in den Stückzahlen, welche in den Wehren vorhanden waren. Auch hier mussten nicht selten die Städte und/oder Feuerwehren selbst kräftig in existieren sollte der vorhandene Stand gehalten werden.

    Auch da kann man lange diskutieren, doch nimm einigen Kameraden, die seit Jahren Melder hatten, genau wie alle Anderen, die nun diese neuen Melder erhalten, bei vielen Übungen oder Einsätzen Ihre Frau, Ihren Mann standen, einfach weg. Da wird keine/r jubeln, sondern sich degradiert
    fühlen, aus Frust und Enttäuschung ernsthaft darüber nachdenken, Lebewohl zu sagen………. Was durchaus auch nach zu voll ziehen ist.

    Klar stehen die Träger zunächst in der Pflicht, doch genau so klar ist, dass diese bei solchen dann anstehenden oft passen, diese in die Länge schieben müssen.

    Wenn es sich die betroffenen Wehren leisten können, die fördernden Mitglieder diese Entscheidungen mittragen und/oder entsprechende Spenden erhalten, dürfte das alles letztendlich kein Problem sein.

    Kritischer sehe ich allerdings den genannten Fall der Beschaffung eines hydraulischen Rettungssatzes. Zum einen entstehen dabei unnötige Folge-/ Wartungskosten, ganz besonders dann, sollte dieser Rettungssatz nicht mit den anderen im Stadtgebiet genutzten kompatibel sein, die über Jahre letztendlich für andere Ausgaben fehlen werden. Dazu treten in einem Einsatz nicht selten dadurch ernsthafte Schwierigkeiten auf, da beim Versagen/Ausfall dieses Gerätes komplett neu aufgebaut werden muss.

    Noch schlimmer wird das ganze, wenn das Teil irgendwann in die Jahre kommt und ausgetauscht oder ausgemustert werden muss. Erfolgt kein Austausch ist der Ärger und Jammer bei den Betroffenen groß.

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