Film-Premiere am 28. November

“Als ich mal groß war”: Erst Feuerwehrmann, dann Atomphysiker

Könnt Ihr Euch noch daran erinnern, welche Träume Ihr als Kind hattet? Welchen Beruf Ihr ergreifen wolltet, was Ihr von Liebe und Freundschaft gehalten habt und wie sich diese Vorstellungen im Laufe des Erwachsenwerdens verändert haben? Mit “Als ich mal groß war” kommt am 28. November ein Film in die Kinos, der halb dokumentarisch, halb fiktional die Zukunftsvisionen dreier Kinder erzählt. Nein, es handelt sich dabei um keinen neuen Feuerwehr-Film. Inwieweit Feuerwehr dennoch eine Rolle spielt und warum der Film für Programmkino-Fans interessant ist, erfahrt Ihr in dieser Filmkritik.

Lucas ist acht Jahre alt und zusammen mit seinem besten Freund Marius Mitglied bei der Berliner Jugendfeuerwehr. Über die Frage, wie sie sich ihr Leben in 20 Jahren vorstellen, müssen die Jungs nicht lange nachdenken: Sie werden die coolsten Berufsfeuerwehrmänner Berlins! Und Lucas wird natürlich mit seiner großen Liebe, Renée aus Stuttgart, zusammen sein. Lucas kennt Renée schon, seitdem er ein Jahr alt ist. Die Zwei sehen sich zwar nur in unregelmäßigen Abständen, doch sie kommen immer gut miteinander aus.

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Seit 2014 begleitet ein Filmteam die Kinder mit der Kamera. Die Zuschauer erhalten im Stil einer Dokumentation Einblicke in den Alltag der Freunde. Dieser dreht sich für Lucas und Marius vor allem anfangs um ein Thema: Feuerwehr. Aber der Film bleibt nicht auf einer dokumentarischen Ebene. Die Kinder berichten darüber, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen. Parallel erleben die Zuschauer jene Zukunftsszenarien als Spielfilmsequenzen. Dabei werden die erträumten, erwachsenen Versionen der Hauptpersonen von den Schauspielern Constantin von Jascheroff (als Lucas), Sebastian Schwarz (als Marius) und Isabell Polak (als Renée) verkörpert.

Für Buch, Regie und Produktion von “Als ich mal groß war” sind die beiden Filmemacher Lilly Engel und Philipp Fleischmann verantwortlich. Entstanden ist der Film in Koproduktion mit Radio Bremen, ARTE und dem SWR.

Lucas (rechts) und Marius sind in ihrer Jugend begeisterte Mitglieder der Berliner Jugendfeuerwehr und haben nur ein Ziel: coole Feuerwehrmänner zu werden. Foto: Pandorafilm

Ein Mix aus Dokumentation und Spielfilm

Die neuartige Mischung aus Dokumentation und Spielfilm von „Als ich mal groß war“ dürfte vor allem Programmkino-Fans ansprechen. Doch auch das breite Publikum kann über so manche Szenen schmunzeln. Eine zeigt zum Beispiel, wie der erwachsene Marius und der erwachsene Lucas bei der Berliner Feuerwehr aufgenommen werden. Ihr allererster Einsatz ist eine Tierrettung – der Klassiker: Katze auf Baum. Als Neulinge müssen sie die Katze retten, während der Rest der Kollegen zu einem Brandeinsatz in einem Sägewerk ausgerückt ist. Auch steht den Beiden – warum auch immer – nur ein Seil und eine Strickleiter zur Verfügung, um auf den 50 Meter (!) hohen Baum zu gelangen. Lucas klettert hoch, während Marius unten das Seil festhält und einen Döner verspeist. Ja, das klingt total absurd und wirkt im Film auch noch skurriler, als es zu beschreiben ist. Gleichzeitig spiegelt diese Szene aber auch die grenzenlose Fantasie von Kindern wider.

Lucas (Constantin von Jascheroff, rechts) und Marius (Sebastian Schwarz), wie sie sich bei einem Einsatz der Berliner Feuerwehr in der Zukunft sehen. Foto: Pandorafilm

 Was als Kind noch witzig war, wird als Teenager ziemlich peinlich

“Das Schicksal spielt mit einem Schach. Wenn du das nicht machst, dann passiert das. Es ist so, man weiß nicht, was passiert. Man weiß ja auch nicht, wann Schönefeld (Flughafen, A.d.R.) fertig ist”, sagt der echte Lucas, bevor es einen Zeitsprung im Film gibt. Wir haben jetzt 2018. Aus den Kindern sind Teenager geworden. Lucas und Marius sehen sich nur noch sporadisch. Marius ist immer noch Feuerwehr begeistert, Lucas rudert inzwischen lieber und hört gerne klassische Musik. Nach langer Zeit kommt Renée nach Berlin, um Lucas zu besuchen. Sie haben in den letzten Jahren kaum Kontakt gehabt, mal telefoniert oder eine WhatsApp geschrieben – das war es aber schon. Nachdem Lucas Renée vom Flughafen abgeholt hat, sitzen die beiden zum gemeinsamen Interview auf dem Sofa. Einer rechts, der andere ganz links – ein großer Abstand zwischen ihnen sowie beschämte, schüchterne Blicke. Was als Kind noch witzig war, wird als Teenager ziemlich peinlich. Die Zukunftsvorstellungen der Hauptpersonen haben sich im Lauf der Zeit verändert. Lucas will jetzt kein Feuerwehrmann mehr werden, sondern Atomphysiker.

Filmemacher Philipp Fleischmann, Marius, Lucas und Renée aus dem Dokumentarfilmteil und Filmemacherin Lilly Engel mit Bernd Bruckmoser von der Berliner Feuerwehr. Foto: Jana Fitzer

Fazit: Mit seinen 82 Minuten ist “Als ich mal groß war” ein sehr kurzweiliger Film, den ich mir aber eher gemütlich auf der Couch als im Kino ansehen würde. Für Programmkino-Fans und Menschen, die auf besondere Filmprojekte Wert legen, sieht es wieder anders aus. Das Interessante an dem Film ist vor allem der Mix aus fiktionalen und dokumentarischen Elementen. Feuerwehr ist nicht das Hauptmotiv des Filmes. Vielmehr geht es darum, wie sich Träume und Zukunftsvorstellungen im Lauf des Lebens verändern – die Bedeutung der Feuerwehr ist im Fall von Lucas ein Element, das sich für ihn im Lauf der Zeit verändert.

Text: Ann-Christin Westphal

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