Krefeld (NW) – Die Krefelder Strafverfolgungsbehörden haben den verheerenden Brand im Krefelder Zoo weitestgehend geklärt. Das Feuer ist durch eine Himmelslaterne ausgelöst worden. Drei Frauen hatten in der Silvesternacht zuvor fünf von diesen aufsteigen lassen und sich nach der Pressekonferenz am gestrigen Mittwoch (1. Januar 2020) bei der Polizei Krefeld gemeldet.
Die Kriminalpolizei konnte bisher vier dieser Himmelslaternen in der Nähe des Affenhauses sicherstellen. Bei der fehlenden fünften Laterne handelt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um die Laterne, die den Brand ausgelöst hat. Die Frauen hatten die Laternen zuvor im Internet bestellt. In ihren gestrigen Vernehmungen hatten sie angegeben, dass sie keine Hinweise auf ein Verbot gefunden hätten. Mit dem schlimmen Folgen hätten sie nicht gerechnet. Sie gaben nachvollziehbar an, dass ihnen das Geschehen unendlich Leid tue. Bei den Frauen handelt es sich um eine Mutter mit ihren zwei erwachsenen Töchtern im Alter von 30 bis 60 Jahren. Gegen die Krefelderinnen wird nun wegen fahrlässiger Brandstiftung ermittelt.
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Gut zu wissen:
Himmelslaternen sind vielerorts verboten
Himmelslaternen haben in China eine lange Tradition und wurden vor 2.000 Jahren als Signalmittel im Krieg genutzt. Heute sind sie vor allem als Glücksbringer in Asien geschätzt. Dort bestehen sie meist aus Bambus und Papier. Eine brennende Flüssigkeit oder ein wachsgetränkter Stofffetzen werden entzündet, die warme Luft fängt sich in dem darüber angebrachten Lampion und lässt die Laterne steigen.
Anfang der 2.000er Jahre kamen sie auch in Deutschland in Mode. Da die Laternen aber nach dem Start nicht mehr kontrollierbar sind und auch früher schön brennend abstürzten und für Folgebrände sorgten, ist ihre Benutzung mittlerweile fast überall in Deutschland verboten – jedoch nicht der Verkauf über das Internet. Zuwiderhandlungen gegen den Gebrauch werden in NRW mit Bußgeldern von 1.000 Euro, in anderen Bundesländern auch bis zu 5.000 Euro geahndet. Dies gilt jedoch nur, wenn nichts passiert. Löst eine solche Laterne einen Brand aus, drohen eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren wegen fahrlässiger Brandstiftung oder Geldstrafe.
Zwei Schimpansen haben überlebt
Die Feuerwehr Krefeld war am 1. Januar um 0.35 Uhr zu einem Brand im Krefelder Zoo gerufen worden. Beim Eintreffen an der Einsatzstelle stand das Affenhaus des Zoos bereits in Vollbrand. Es war schnell klar, dass das Gebäude aufgrund der starken Brandentwicklung nicht zu retten war. Daher wurde der Brand zunächst umfassend bekämpft, um die Ausbreitung auf das angrenzende Gorilla-Gehege und das Känguru-Gehege zu verhindern. Dies gelang auch. Zu diesem Zeitpunkt war aufgrund der starken Brandentwicklung davon auszugehen, dass keines der über 30 Tiere im Affenhaus den Brand überleben könnte.
Durch die Löschmaßnahmen war der Brand gegen 06.00 Uhr unter Kontrolle, sodass die Einsatzkräfte reduziert werden konnten und Nachlöscharbeiten vorgenommen wurden. Bei diesen Arbeiten konnten die Einsatzkräfte der Feuerwehr Geräusche aus dem Affenhaus wahrnehmen. Daraufhin wurde entschieden, dass die Feuerwehr gemeinsam mit Mitarbeitern des Zoos einen Bereich des Gebäudes kontrolliert. Dabei konnten in dem Gebäude noch zwei Schimpansen gefunden werden, die nur leicht verletzt waren. Diese beiden mit Namen Bally und Limbo wurden von Mitarbeitern des Zoos betäubt und in das Gorillahaus gebracht. Dort werden sie jetzt von Zootierärzten betreut, schreibt der Zoo auf seiner Website (www.zookrefeld.de).
Im Einsatz waren beide Wachen der Berufsfeuerwehr sowie die Freiwillige Feuerwehr und der Rettungsdienst. Da alle Einheiten der Feuerwehr Krefeld in dem Einsatz am Zoo oder in anderen kleineren Einsätzen gebunden waren, wurden die Wachen der Berufsfeuerwehr durch die Betriebsfeuerwehr der Siemens AG und durch die Feuerwehr Mehrbusch-Lank besetzt. Diese hatten ihre Hilfe spontan angeboten. Das Deutsche Rote Kreuz war vor Ort, um die Einsatzkräfte zu versorgen. Im Einsatz waren zirka 150 Einsatzkräfte.
Dank und Spendenkonto
“Wir bedanken uns auf diesem Weg für die überwältigende Welle an Mitgefühl und Hilfsangeboten, die uns auf allen Kanälen erreichen. Das trägt unsere Mitarbeiter”, schreibt der Zoo im Internet. Bisher sei eine tatkräftige Hilfe aufgrund der Ermittlungsarbeiten und wegen Einsturzgefahr jedoch nicht möglich. Auf jeden Fall möchte der Zoo jedoch sein Affenhaus wiederaufbauen.