Die Walser-Flotte der FF Wedemark

TSF-W in XXL-Ausführung

Bissendorf (NI) – Die Gemeinde Wedemark (NI) beschaffte auf einen Schlag vier neue Löschfahrzeuge. Alle vier hat die Firma Walser auf MAN-Fahrgestellen aufgebaut. Vor allem das Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wassertank (TSF-W) fällt aus dem Rahmen. Allradantrieb, 16-Tonnen-Fahrgestell, zwei Pumpen, hydraulischer Rettungssatz. 

Optisch ist nicht zu erkennen, dass es sich bei diesem Fahrzeug der FF Wedemark um ein TSF-W handelt. Foto: Hegemann

Das TSF-W der Ortsfeuerwehr Negenborn ist ein echtes Unikat. Das Fahrzeug ist auf einem MAN TGM 13.250 mit 16-Tonnen-Fahrgestell aufgebaut. Das Einsatzgewicht liegt knapp unter 12 Tonnen. Wegen der beengten Platzverhältnisse im Feuerwehrhaus durfte es nur 2,98 Meter hoch sein. Eine ganz schöne Herausforderung für den Aufbauhersteller, da auch ein Allradantrieb gefordert war. Letztlich konnte es nur durch eine Dachabsenkung der MAN-Stan­dardkabine um 15 Zentimeter realisiert werden. Diese Arbeit führte die Firma Toni Maurer Fahrzeugbau aus Türkheim (Kreis Unterallgäu, BY) durch.

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Auch die Ausstattung und die Beladung fallen aus dem Rahmen. So führt das TSF-W 1.600 Liter Löschwasser mit. „Wir hatten ursprünglich sogar auf 2.000 Liter gehofft“, heißt es von den Beschaffern aus der Wedemark, „aber dann hätte – aufgrund der beschränkten Länge – nicht die ganze Ausrüstung verlastet werden können.“  An der Stirnseite des Aufbaus ist ein Teklite-Lichtmast mit vier LED-Scheinwerfern angebracht. Die Fahrerkabine und der Aufbau sind nicht miteinander verbunden. Im Zwischenraum werden vier A-Saugschläuche verstaut. Sie haben nicht mehr in den Aufbau gepasst.

Im Heck wird eine Tragkraftspritze Rosenbauer Fox 4 mitgeführt. Sie lagert auf einem elektro-hydraulisch absenkbaren Schlitten. Foto: Hegemann

Als Pumpe wird eine Tragkraftspritze (TS) Rosenbauer Fox 4 (Leistung bei 3 Meter Saughöhe von 1.000 l/min bei 15 bar bis 2.100 l/min bei 4 bar)  im Heckgeräteraum mitgeführt. Sie ist auf einem elektro-hydraulisch absenkbaren Pumpenschlitten gelagert und kann im Aufbau betrieben werden. Das Abgas wird unter dem Fahrzeug abgeführt. Das MAN-Fahrgestell ist serienmäßig mit einer Luftfederung an der Hinterachse ausgestattet. So lässt sich das Heck um 140 Millimeter absenken. Dies erleichtert die Entnahme der TS zusätzlich.

Spezialisten für die Moorbrand-Bekämpfung

Eine weitere Besonderheit: Die Ortsfeuerwehr Negenborn hat im G2 eine zweite Pumpe (TS 2/5) verstaut. Sie gehört zur eigens bei dieser Einheit vorgehaltenen Ausrüstung für die Moorbrandbekämpfung. Auch D-Schläuche und Verteiler führt das Fahrzeug für diesen Zweck mit. „Wir haben große Moorgebiete in der Gemeinde“, erklärt Gemeindebrandmeister Dr. Maik Plischke. „Die Kräfte der Ortsfeuerwehr Negenborn haben die Sonderaufgabe für solche Einsätze bei uns übernommen.“ Früher war dieses Equipment in Gitterboxen im Feuerwehrhaus gelagert und wurde bei Bedarf mit privaten Traktoren abgeholt.

Die Zusatzbeladung Moorbrandbekämpfung war auch einer der Hauptgründe für das ungewöhnlich große Fahrgestell des TSF-W. „Wir hatten anfangs eigentlich an einen Iveco Daily mit Achleitner-Allrad-Fahrgestell gedacht“, so Christoph Boss, der stellvertretende Gemeindebrandmeister. „Aber der Platz im Aufbau hätte nicht ausgereicht.“   

Das hydraulische Rettungsgerät wurde aus Bissendorf übernommen. Es handelt sich um Schere, Spreizer und Hydraulikzylinder von Lucas. Foto: Hegemann

Im Geräteraum 1 ist außerdem noch ein hydraulischer Rettungssatz von Lukas verstaut – ebenfalls eher selten auf einem TSF zu finden. Insgesamt besitzt die Gemeindefeuerwehr sechs TH-Sätze. Die Ortsfeuerwehren Elze, Bissendorf und Mellendorf sind jeweils mit Geräten von Weber Rescue ausgestattet. Mellendorf hat als Schwerpunktfeuerwehr zwei TH-Sätze in Einsatz. Den fünften Satz (Lukas) führt das TLF 8/18 der Stützpunktfeuerwehr Resse mit. „Negenborn und Resse kommen bei Unfällen im westlichen Teil der Gemeinde immer zusammen zum Einsatz, deshalb sollten die Geräte kompatibel zueinander sein“, erklärt Dr. Plischke. „Wir haben die Hydraulik-Sätze so stationiert, dass jede mögliche Unfallstelle schnell erreicht werden kann.“ Durch das Gemeindegebiet verlaufen auch die Autobahn (A 7 und A 352). Gerade der Abschnitt zwischen Berkhof und Mellendorf gilt als extrem unfallträchtig. Insgesamt sind die Wedemärker für 44 Autobahn-Kilometer zuständig.

Technische Daten TSF-W

Fahrzeugtyp: Tragkraftspritzenfahrzeug-Wasser
Fahrgestell: MAN TGM 13.250 4×4 BL
Motor: 184 kW/250 PS, 1.000 Nm, Euro 5
Getriebe: Automatisiertes Schaltgetriebe MAN TipMatic
Tankinhalt: 120 l
Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h
Länge:  7.150 mm
Breite: 2.510 mm
Höhe: 2.980 mm
Radstand: 3.650 mm
Wendekreis: 15,7 m
Leermasse: 8.500 kg
Zul. Gesamtmasse: 16.000 kg
Besatzung: 1+5
Aufbauhersteller: Walser
Baujahr: 2019
Fahrzeugtechnische Ausstattung: permanenter Allradantrieb, Differenzialsperre mittig und hinten, breitere Vorderreifen, Abbiegeassistent, Rückfahrkamera.
Feuerwehrtechnische Ausstattung: 1.600-l-Wassertank, Wassertank-Niveauregelung, Schnellangriffsverteiler B, zwei Atemschutzgeräte im Mannschaftsraum und zwei im Aufbau, Vorbereitung Einbindung Stromerzeuger über FireCAN, elektro-Hydraulische Pumpenabsenkung, PFPN10/1000, pneumatischer LED-Lichtmast, Umfeldbeleuchtung seitlich und hinten, zusätzliche Rückfahrscheinwerfer an den Spiegeln, Unterflurbeleuchtung, Hygieneboard, Durchsageeinrichtung, Frontblitzer zweifach, Martin-Horn-Anlage, Navigationsgerät, Fahrzeugladeerhaltung über Rettbox-Air.
Beladung: Notfallrucksack, zwei LED-Knickkopflampen und zwei Handscheinwerfer, Halligan-Tool, Stromerzeuger, Stativ und Halogenstrahler, Kabeltrommeln, Hydraulikaggregat inklusive Schere und Spreizer, Teleskop-Rettungszylinder, Schwelleraufsatz, Airbagschutz, zwei Stab-Packs, Schnittschutzdecken-Set, Verkehrsunfallkiste, zwei Faltsignale, Kettensäge, Tauchpumpe, Tragkraftspritze 2/5, vier B-Saugschläuche mit Zubehör, D-Schläuche mit Strahlrohren, Schaum-Zumischer, Mittelschaumrohr, Druckbegrenzungsventil, Kellersaugkorb, Rauchverschluss, Schaumlöscher, Hydrofix, Teleskop-Einreißhaken, vier Atemschutz Reserveflaschen.
Preis: 245.000 Euro

Und hier die fünf wichtigsten Fakten zu der ungewöhnlichen Beschaffung

Drei HLF 20 und ein TSF-W (erstes Fahrzeug von links) beschaffte die FF Wedemark auf einen Schlag. Foto: Hegemann

1. Der Kauf der vier Löschfahrzeuge war die bisher größte Fahrzeugbeschaffungen der Feuerwehr Wedemark. Da ein Teil der Beladung von den Vorgängerfahrzeugen weiter genutzt wird, musste die Gemeinde “nur” 1,4 Millionen Euro investieren.

2. Die drei HLF 20 sind bei der Schwerpunktfeuerwehr Mellendorf sowie den beiden Stützpunktfeuerwehren Bissendorf und Elze stationiert. Das TSF-W bekam die Ortsfeuerwehr Negenborn. 

3. Gründe für die “Sammelbeschaffung”: Bei gemeinsamen Großeinsätzen wissen alle Kräfte der Gemeindefeuerwehr, welche Ausrüstung mitgeführt wird und wo sie die Teile in den Aufbauten finden. Und sie können alle Fahrzeuge bedienen (Pumpe, Schaumzumischung, Leiterentnahme), wenn sie auf einem eingewiesen worden sind. Außerdem wird die Wartung der Fahrzeuge einfacher und vermutlich lässt sich durch die gemeinsame Ausschreibung auch noch etwas Geld sparen. 

Das in Mellendorf stationierte HLF 20 ist mit einer Seilwinde ausgestattet. Foto: Hegemann

4. “Wir haben völlig Hersteller neutral ausgeschrieben und hatten im Vorfeld auch keinen Wunschlieferanten”, betonen die Verantwortlichen in der Wedemark. Nur vier Firmen gaben ein Angebot für die vier Aufbauten ab. Den Zuschlag erhielt die Firma Walser. Insgesamt hatten die Wedemärker fünf Lose gebildet. Das erste Los umfasste die drei Fahrgestelle für die HLF, zwei identische und eins mit Nebenantrieb für eine Seilwinde. Für das Fahrgestell des TSF-W wurde ein eigenes Los gebildet (Los 2). Los 3 umfasste die Aufbauten für alle vier Fahrzeuge, Los 4 die neu zu beschaffende, allgemeine Beladung und das fünfte Los die spezifische technische Beladung – wie zum Beispiel die hydraulischen Rettungssätze.

Das neue TSF-W führt als Zusatzbeladung das Equipment für die Moorbrandbekämpfung mit. Foto: Hegemann

5. Mit der Ausschreibung sollte ursprünglich ein externen Dienstleister beauftragt werden, aber bei der Beschaffung eines anderen Einsatzfahrzeugs hatten die Wedemärker schlechte Erfahrungen gemacht. “Die Arbeitserleichterung war nicht so groß, wie von uns erhofft“, erklärt Sachbearbeiter Peter Bensing. Also übernahmen es die Wedemärker wieder selbst. „Wir haben unser Personal allerdings entsprechend qualifiziert“, erklärt die zuständige Gemeinderätin Susanne Schönemeier, „in den kommenden Jahren ist geplant, noch drei weitere Großfahrzeuge der Feuerwehr zu ersetzten.“

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