Brand in Holzverarbeitungsfabrik

Verheerendes Großfeuer vor 100 Jahren

Bad Tölz (BY) – Am 25. April 1924 bricht auf dem Gelände der Holzverarbeitungsfabrik Moralt im heutigen oberbayerischen Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen ein Brand aus. Schnell stehen große Teile der Fabrik an der Lenggrieser Straße in Flammen. Überörtliche Hilfe erreicht die Feuerwehr Bad Tölz auch aus München: 54 Kilometer legen Berufsfeuerwehr sowie Freiwillige Feuerwehr zurück, um bei der Brandbekämpfung zu unterstützen.

Vor auf den Tag genau 100 Jahren brannten große Teil des Fabrikgeländes der Firma Moralt in Bad Tölz nieder. Die örtliche Feuerwehr erhielt Hilfe unter anderem aus München-Sendling. Quelle: Stadtarchiv Bad Tölz

Als an diesem Freitag gegen 3.30 Uhr morgens der Brand entdeckt wird, rückt die örtliche Feuerwehr in aller Eile an. Allerdings versagt die seinerzeit moderne, erst ein Jahr zuvor erworbene Autospritze ihren Dienst. Kein Löschen möglich. Deshalb muss die alte bewährte Dampfspritze herhalten. Deren Einsatz allerdings verspätet sich, weil der Kessel nicht mit Wasser gefüllt ist.

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Wind sowie die die reichlich vorhandenen Holzvorräte (darunter 5.000 fertig produzierte Türen) begünstigen die weitere Ausbreitung. Ein Eintrag aus der „Tölzer Chronik“ zum 25. April 1924 vermerkt, dass „ein grosser Teil der Fabrik in Flammen stand und die Türenfabrik vollständig einäscherte, wobei eine Menge Spezialmaschinen dem Feuer zum Opfer fielen.“ Auch der hiesige „Tölzer Kurier“ wird am Folgetag recht dramatisch texten: „Arg setzte der Sturmwind ein, hell loderten die Flammen, ein fürchterlicher Rauchqualm stieg empor, und ein Feuerregen verbreitete sich in weitem Umfelde.“

Überregionale Unterstützung bringt Löscherfolg

Unterstützung erhalten die Einsatzkräfte aus Bad Tölz damals von den Feuerwehren des Bezirkes. Ein besonderes, überregionales Hilfeersuchen geht darüber hinaus per Telefon an die Branddirektion München. Von dort werden eine große Motorspritze und der Direktionswagen der Hauptfeuerwache sowie die Motorspritze der Abteilung I (Sendling) der FF München entsandt. In der „Zeitung für Feuerlöschwesen“ ist am 15. Mai 1924 für den rund 3 Wochen zurückliegenden Brand zu lesen: „Am 25. April früh gegen 1/2 5 Uhr wurde die Branddirektion telefonisch vom Stadtrat der weitbekannten und herrlich an den Ufern der Isar gelegenen Stadt Bad Tölz um Hilfe angegangen. Dort war gegen halb 4 im Bürogebäude der Großen Holzindustrie von August Moralt ein Brand ausgebrochen, der sich mit großer Geschwindigkeit durch den Exhaustor der gegenüberliegenden großen Maschinenhalle mitteilte …“

Die Münchner Fahrzeuge treffen ab 6.30 Uhr ein – und bringen bald im gemeinsamen Wirken mit den anderen Einheiten den gewünschten Erfolg. Das Wasser für die Brandbekämpfung erhalten die Feuerwehrleute aus dem fabriknahen Hauptarm der Isar sowie aus einem Abzweigkanal. Um 8 Uhr ist der Brand so weit eingedämmt, dass einige Einheiten herausgelöst werden können.

Motorspitze der Abteilung 1 der FF München-Sendling, die am frühen Morgen des 25. April 1924 ins 54 Kilometer entfernte Bad Tölz ausrückte. Quelle: Branddirektion München

Nachdem „Feuer aus“ gemeldet wird, kann in den Folgestunden Bilanz gezogen werden: Die Türenfabrik sowie die Trockenanlage inklusive Anbauten sind vollständig zerstört. Das Sägewerk und das Maschinenhaus konnten gerettet werden, auch einen Flammenüberschlag auf Wohnhäuser verhinderten die Einsatzkräfte. Verletzte gibt es nicht. Durch das Feuer stehen plötzlich 100 Arbeiter ohne Job da. Den Schaden beziffern die Stadtoberen auf mehrere hunderttausend Mark. Erneutes Zitat aus der „Tölzer Chronik“: „Dass die hiesige neue Kraftspritze nicht in Betrieb gesetzt werden konnte, war ein Verhängnis. Hätte sie funktioniert, dann hätte der Brand innerhalb einer Stunde lokalisiert werden können und des Eingreifens der Münchener Feuerwehr hätte es nicht bedurft.“

Kommentar zu diesem Artikel

  1. …vielen Dank für den Beitrag! Hier gibts weitere Bilder und den Artikel der Zeitung für Feuerlöschwesen von 1924:
    https://www.feuerwehr-sendling.de/aktuelles/neuigkeiten/details/ueberlandeinsatz-nach-bad-toelz-2047/
    Stefan Eschenbeck, FF München-Sendling

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