Edingen-Neckarhausen (BW) – Mehr als 35 Jahre lang leistete das 1981 gebaute Tanklöschfahrzeug gute Dienste, dann war es Zeit für einen Ersatz. Nach einer europaweiten Ausschreibung beauftragte die Freiwillige Feuerwehr Edingen-Neckarhausen (Rhein-Neckar-Kreis) die Firma Thoma WISS mit dem Bau eines Löschgruppenfahrzeugs (LF) 10 auf Mercedes Atego 1329 F 4×2. Das Neufahrzeug mit vielseitiger Ausstattung inklusive Wärmebildkamera und automatischer Wasserzuführungsregulierung (AWR) unterstützt nun die 75 aktiven Feuerwehrleute, die bis zu 150 Mal im Jahr ausrücken.
Angetrieben wird das LF 10 von einem 286 PS starken Dieselmotor mit der Schadstoffklasse Euro 5. Es ist 7.300 Millimeter lang und 2.500 Millimeter breit. Das Einsatzfahrzeug hat einen Radstand von 3.860 Millimetern und besitzt eine umfassende Ausstattung. „Es ist nicht nur als Ersatz für das alte Tanklöschfahrzeug gedacht, sondern rückt als zweites Löschfahrzeug nach und soll als primäres Einsatzmittel für Überlandhilfen dienen“, erklärt Tobias Jung, Sachgebietsleiter Technische Hilfeleistung bei der FF Edingen-Neckarhausen sowie Ausbildungsleiter der Abteilung Edingen. „Für den Einsatz bei Bränden und Unwettern wurde das Fahrzeug deshalb unseren Wünschen entsprechend aufgebaut und mit der nötigen Ausrüstung ausgestattet.“
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Thoma WISS musste deshalb einige Besonderheiten beachten. So war es zunächst notwendig, die Torhöhe des Gerätehauses am Standort in Neckarhausen in die Planungen einzubeziehen. „Grundsätzlich beträgt die Normhöhe von Löschgruppenfahrzeugen 3.300 Millimeter. Da die Einfahrt des Gerätehauses zu niedrig dafür ist, wurde die Höhe des Fahrzeugs auf 3.100 Millimeter beschränkt“, erläutert Ronald Berndt, Standortleiter bei Thoma WISS in Herbolzheim. Das konnte realisiert werden, indem auf ein Allrad-Fahrgestell verzichtet wurde. Daneben war es notwendig, einen Wassertank mit einem Fassungsvermögen von 1.400 Litern sowie einen Schaumtank mit 120 Litern für Class A Foam unterzubringen.
Intuitive Bedienbarkeit der Pumpen durch einfache Schalteranordnung
Um bei Einsätzen den erforderlichen Löschwasserstrom zu erzeugen, wurde eine Ruberg-Bronzepumpe FPN 10-2000 verbaut. Diese wird vom Fahrzeugheck aus gesteuert, wobei besonders auf eine übersichtliche Anordnung der Schalterelemente des Pumpenbedienfelds geachtet wurde. „Viele Neufahrzeuge verfügen mittlerweile über ein Touch-Panel. Das ist zwar der neueste Stand der Technik, dafür dauert die Einweisung aber verhältnismäßig lange. Das Pumpenbedienfeld ist dagegen selbsterklärend, sodass die Feuerwehrleute intuitiv wissen, welche Knöpfe bei einem Einsatz gedrückt werden müssen“, so Berndt. Der Wagen verfügt außerdem über eine automatische Tankfüllstandsregelung sowie die Schaummittelzumischanlage Hale FoamLogix 6.5.
Geprüfte Sicherheitsmodulkabine nach RCE29
Das gesamte Fahrzeug wurde nicht, wie bei der Montage des Aufbaus eigentlich üblich, geschraubt, sondern besitzt eine aluminiumgeschweißte Aufbaustruktur sowie eine GFK-Designverkleidung. Das gilt auch für die Modulkabine, die zur Unterbringung der Gruppenbesatzung von 1/8 dient und vom Fahrerhaus abgekoppelt ist. Dadurch wird eine besonders hohe Stabilität und Langlebigkeit des Fahrzeugs erreicht, sodass die Feuerwehr auf einen Wagen mit weiteren 35 Einsatzjahren hoffen darf. Die Mannschaftskabine ist zudem mit vier Pressluftatmersitzen ausgestattet. Um einen sicheren Ein- und Ausstieg zu gewährleisten, sind pneumatisch abklappbare Trittstufen verbaut.
Zusätzlich sind auch die Geräteräume mit abklappbaren Kotflügeln als Auftritte ausgestattet, sodass die benötigten Ausrüstungsgegenstände, die in Aluminiumboxen untergebracht sind, im Ernstfall schnell und bequem entnommen werden können. Da das Fahrzeug für unterschiedliche Einsätze vorgesehen ist, mussten neben der Ausrüstung für die Brandbekämpfung – unter anderem eine Wärmebildkamera – auch Werkzeuge zur Beseitigung von Unwetterschäden wie mehrere Sägen Platz finden können. „Unsere Feuerwehrleute finden hier für jeden Einsatzzweck alles an einem Ort. So wurden die für den Innenangriff beim Brandeinsatz benötigten Ausrüstungsgegenstände in den Gerätefächern hinten links untergebracht, während die Beleuchtungsmittel im Gerätefach vorne rechts zu finden sind“, erklärt Jung das einfache Prinzip. Zur Ausleuchtung und Absicherung des Einsatzortes dienen zudem ein Lichtmast sowie eine umfassende Beleuchtung und Warnlichtanlagen in LED-Technik rund um das Fahrzeug. Vervollständigt wird es durch einen Stromerzeuger und eine Standheizung, womit eine zulässige Gesamtmasse von 14.500 Kilogramm erreicht wird. „Das Fahrzeug konnte sich bereits bei einigen Einsätzen bewähren”, so Jung. „Das Konzept passt zudem sehr gut zu unseren Anforderungen und überzeugt uns bisher vollkommen.“