Mehr Klarheit bei Doppelmitgliedschaften

vfdb fordert bundesweites Register aller Zivilschutzkräfte

Münster (NW) – Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) fordert ein zentrales, bundesweites Register für alle Helfenden im Zivilschutz. Ziel sei ein schneller Überblick über verfügbare Kräfte und Doppelmitgliedschaften im Krisenfall. Auch DFV-Präsident Karl-Heinz Banse spricht sich für eine Erfassung aller tatsächlich verfügbaren Kräfte aus.

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Forderung der vfdb

vfdb-Präsident Dirk Aschenbrenner verweist auf die starke Rolle des Ehrenamts und auf rechtliche Hürden, die eine Datenzusammenführung bislang verhindern. Er bezeichnet ein Register als längst überfällig und betont, dass das ehrenamtliche Engagement der Einsatzkräfte nicht hoch genug gewürdigt werden könne. Für die Umsetzung hält die vfdb weitreichende Gesetzesänderungen sowie Datenlieferpflichten, unter anderem für kommunale Feuerwehren, für erforderlich.

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DFV-Präsident warnt vor Lücken

Auch der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) sieht Handlungsbedarf. DFV-Präsident Karl-Heinz Banse erklärt in einem Interview mit noz.de, die Zahl der Ehrenamtlichen auf dem Papier weiche von der real verfügbaren Stärke ab. Auch er fordert, die tatsächliche Verfügbarkeit systematisch zu erfassen. Als Risiko nennt Banse Mehrfachengagements und spricht beispielhaft von drei Drehleitermaschinisten, die zugleich Bundeswehrreservisten sind: Fielen alle gleichzeitig aus, stünde das Fahrzeug ohne Bedienpersonal. Historisch erinnert Banse an frühere Unvereinbarkeitsregelungen zwischen Organisationen, die eine Doppelverplanung verhindern sollten. „Und jetzt haben wir das Problem, dass es Einsatzkräfte gibt, die auf verschiedenen Hochzeiten tanzen – aber man kann nur auf einer Hochzeit sein“, so der Präsident.

Karl-Heinz Banse
Karl-Heinz Banse, DFV-Präsident. Foto: Deutscher Feuerwehrverband | Neuhauser

Strukturelle Defizite im Zivilschutz

Über die Personalseite hinaus beschreibt Banse strukturelle Defizite im Zivilschutz: Bei CBRN-Ausstattung bestehe Nachholbedarf; spezialisierte Erkunder, Sensorik und Auswertungstechnik seien nicht flächendeckend vorhanden. Beschaffungen verzögerten sich durch volle Auftragsbücher der Industrie und durch Vergabeverfahren. Er plädiert für Ausnahmen im Vergaberecht nach Vorbild der Bundeswehr, um benötigte Fahrzeuge schneller zu beschaffen und Planungssicherheit für Hersteller zu schaffen. Im Interview warnte er zudem, Deutschland sei derzeit schlechter aufgestellt als zur Zeit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Beispielsweise bei einem nuklearen Störfall im ukrainischen Kraftwerk Saporischschja fehle es nach seiner Einschätzung aktuell an ausreichender Ausstattung und Vorbereitung.

Bürokratie und fehlende Anreize

Als zusätzliche Belastung nennt Banse Bürokratie im Führungsvollzug (um Beispiel die umfangreiche Dokumentation im Atemschutzeinsatz) und schlägt organisatorische Entlastung vor, etwa durch administrative Unterstützung auf Gemeindeebene. Mit Blick auf demografische Effekte fordert er Anreize für langjährig Aktive (Stichwort „Feuerwehrrente“) und eine klare Analyse, wer im Ereignisfall wo zur Verfügung steht.

Dirk Aschenbrenner, vfdb-Präsident. Foto: Hegemann

Umfrage der DGKM e.V.

Die vfdb verweist wiederum auf die Ergebnisse einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Katastrophenmedizin, welche die aktuelle Lage verdeutlichen: Von mehr als 1,7 Millionen registrierten Ehrenamtlichen sei nur knapp ein Drittel jederzeit einsatzbereit; berufliche Verpflichtungen – oft in Bereichen Kritischer Infrastrukturen (Kritis) – schränkten die Verfügbarkeit ein. Ein zentrales Register soll aus Sicht der vfdb Doppelmitgliedschaften sichtbar und Planungen belastbarer machen.

Reaktionen zu den Forderungen

In Leser- und Social-Media-Kommentaren wird der Vorstoß überwiegend als notwendige Planungsgrundlage bewertet. Kritische Stimmen warnen vor pauschalen Verboten und betonen Synergien durch Doppelmitgliedschaften; gefordert werden stattdessen Transparenz über Prioritäten im KatS-/V-Fall, gleichzeitige Berücksichtigung weiterer Hilfsorganisationen (HiOrg) und zusätzliche Anreize für das Ehrenamt. Befürworter heben hervor, dass ohne verlässliche Verfügbarkeitsdaten Lagebeurteilung und Personaldisposition leiden.

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Es müssen alle am Zivil- u. Katastrophenschutz beteiligte in einer Datei erfasst werden. Dzu gehört auch die Bundeswehrangehörigen und die in Mitarbeiter in Behörden für die Zustaändigen Bereiche. Diese Angaben müssen auch in erlicher Art u. Weise gelistet werden, damit keine geschönten Zahlen vorleigen.

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