Erkenntnis: Viele Menschen kennen die Bedeutung der Heultöne nicht mehr

Software-Fehler löste Sirenen aus

Bad Oldesloe/Ratzeburg (SH) – Als in der Nacht von Heiligabend auf den 1. Weihnachtstag um Punkt 0 Uhr die Sirenen in vielen Städten und Gemeinden in den Kreisen Herzogtum Lauenburg und Stormarn heulten, schreckten  Tausende Menschen auf. Jetzt teilte die Kreisverwaltung Stormarn mit, dass ein Fehler in der Software des Alarmierungssystems der in Bad Oldesloe betriebenen Integrierten Regionalleitstelle Süd (IRLS-Süd) für diesen nächtlichen Alarm verantwortlich war.

Man habe „mit Hochdruck“ mit dem Systemlieferanten und dem Servicedienstleister an der Fehlersuche gearbeitet, schreibt Carsten Horn, der Leiter der Leitstelle, an die Feuerwehrverbände. Das Alarmierungssystem stammt von einer ausländischen Firma, die auch die digitalen Meldeempfänger liefert, um den Service kümmert sich ein anderes Unternehmen für Nachrichtentechnik. Horn weiter: „In einer Videokonferenz wurde von der Firma ein Fehler in der Software eingeräumt.“ Dieser soll seiner Mitteilung zufolge bis spätestens Mitte Februar behoben sein.

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Zahlreiche Sirenen hatten an Weihnachten in den Landkreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg irrtümlich ausgelöst. Nun seht fest, ein Softwarefehler war Schuld. Foto: Timo Jann

Im Zuge der Fehleranalyse habe man einen Fehler durch die Mitarbeiter der Leitstelle ausschließen können, hieß es. Um Mitternacht war der 15 Sekunden dauernde Heulton losgegangen, der sonst sonnabends einmal im Monat zum Funktionstest der Sirenen als Probealarm ausgelöst wird. Und genau in diesem automatisiert laufenden Alarmierungssystem sitzt der Fehler, heißt es.

Als die Sirenen vor knapp vier Wochen ausgelöst hatten, begann in der IRLS-Süd ein Marathon für die Disponenten: zahlreiche Menschen riefen an und wollten wissen, was los sei. Vor allem rund um das Kernkraftwerk Krümmel am Elbufer bei Geesthacht waren die Menschen besorgt. Allerdings zeigte sich auch, dass viele Menschen die Heultöne nicht zuordnen können. Bei einer Situation, in der die Bevölkerung gewarnt werden müsste, würden die Sirenen eine Minute lang auf- und abschwellend heulen. Dann sollte man das Radio einschalten oder sich online informieren, was zu beachten ist. Zur Entwarnung würde erneut eine Minute lang ein Dauerton heulen. Der 15-sekündige Alarm an Weihnachten war ein Probealarm-Signal, Feuerwehrleute werden vielerorts durch eine dreifache Folge dieses Tons zum Einsatz gerufen.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Genau hierfür dient der eigentlich jährlich stattfindende, bundesweite Warntag.

    Er soll die Bevölkerung aufklären und sensibilisieren.
    Ich kann mich noch daran erinnern, dass dies in den 1980er/1990er Jahren in NRW jährlich durchgeführt wurde.
    In einer festgelegten Reihenfolge heulten alle Sirenen mit allen zu dem Zeitpunkt gültigen Signalen.
    In den Schulen wurde teils der Unterricht unterbrochen und es wurde erklärt, welches Signal was bedeutet.

    Auf jedem Telefonbuch waren auf der Rückseite die Signale abgebildet und Handlungsempfehlungen abgedruckt.

    Es könnte alles so einfach sein…
    Aber Hauptsache, das Buzzword “Digitalisierung” ist in aller Munde!
    Und die Politiker meinen, mit “Digitalisierung” wird alles schöner, schneller und besser.
    Siehe an der Ahr, wie gut die Warnsysteme funktioniert haben und wie schnell die Stationen weggespült waren…

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  2. Solange Feuerwehren nachts um drei wegen 2 Meter Ölspur per Sirene alarmiert und 1000 Leute geweckt werden, wird man die Bevölkerung nie auf die Sirenensignale sensibilisieren können.

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  3. Wer redet von Neugier? Die Anwohner in dem Bereich sind es gewohnt, so ein Sirenensignal Sonnabends tagsüber zu hören. Oder, wenn die Feuerwehr alarmiert wird, dreimal.

    Wenn jetzt aber außerhalb dieser gewohnten Zeit eine Sirene geht, die aber nicht drei Mal heult, fallen Sirenenprobe (wegen Zeitpunkt) und Feuerwehreinsatz (weil nicht dreimal geheult) ja de facto aus. Ergo geht Otto Normal Bürger davon aus, dass etwas anderes im Argen liegen könnte und wendet sich an die Stelle, von der er sich Hilfe erhofft.

    Klar ist das für die Disponenten anstrengend und für richtige Notfälle suboptimal, aber den besorgten Bürgern einfach stupide Neugier zu unterstellen, finde ich persönlich dreist.

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  4. Vorallem ist es doch völlig irrelevant was passiert ist, diese “Sensationsneugier” ist völlig unangebracht. Auch soetwas sollte mit Bußgeld sanktioniert werden. Wer den Notruf wählt um zu fragen ,was da passiert ist sollte entsprechend zahlen!

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