Sechs Kernforderungen vom DFV

Reform des Zivil- und Katastrophenschutzes gefordert

Berlin – Der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) fordert eine grundlegende Reform des Zivil- und Katastrophenschutzes in Deutschland. DFV-Präsident Karl-Heinz Banse stellt daher sechs zentrale Forderungen vor, um den Bevölkerungsschutz krisenfester, effizienter und zukunftsfähig zu gestalten. Die Forderungen basieren auf den Erfahrungen aus Naturkatastrophen, der Corona-Pandemie und geopolitischen Krisen – und wurden in einem ausführlichen Positionspapier konkretisiert.

Karl-Heinz Banse
Karl-Heinz Banse, DFV-Präsident. Foto: Deutscher Feuerwehrverband | Neuhauser

Der DFV betont, dass Zivil- und Katastrophenschutz nur gelingen kann, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen – Bund, Länder, Kommunen, Hilfsorganisationen, Wirtschaft und Bevölkerung. Es handle sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Bund, Länder, Kommunen, Hilfsorganisationen, Wirtschaft und Bevölkerung gemeinsam angehen müssten.

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Die sechs Kernforderungen im Überblick

1. Fähigkeitsmanagement statt Stückwerk

Statt isolierter Fahrzeug- und Gerätebeschaffungen fordert der DFV ein koordiniertes Fähigkeitsmanagement: Es müsse klar benannt sein, welche Fähigkeiten im Ernstfall zur Verfügung stehen – etwa Hochwasserrettung oder Notstromversorgung. Das geplante KRITIS-Dachgesetz zur Sicherung kritischer Infrastrukturen unterstreiche diesen ganzheitlichen Ansatz.

Ergänzung aus dem Positionspapier: Der Bund soll spezielle Ausrüstung wie Schlauchwagen, LF-KatS und moderne CBRN-Technik ergänzend bereitstellen.

2. Zielgerichtete Investitionen statt pauschaler Finanzforderungen

Der DFV spricht sich gegen undifferenzierte Finanzforderungen aus. Stattdessen sollen Mittel dort eingesetzt werden, wo sie im Rahmen des Fähigkeitsmanagements die größte Wirkung entfalten. Bereits bestehende Ausstattungsprogramme des BBK müssten zügig umgesetzt werden.

3. Doppelbelastung vermeiden – Verfügbarkeit realistisch erfassen

Viele Feuerwehrangehörige engagieren sich doppelt – etwa im Hauptamt und zusätzlich ehrenamtlich. Diese Überschneidungen führen zu einem verzerrten Bild in der Personalstatistik. Der DFV fordert mehr Transparenz, um im Ernstfall realistisch einschätzen zu können, wie viele Einsatzkräfte tatsächlich verfügbar sind. „Ohne diese Transparenz laufen wir Gefahr, uns auf Zahlen zu verlassen, die in der Krise nicht tragfähig sind“, so Banse.

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4. Selbstschutz in der Bevölkerung stärken

Die Fähigkeit zur Selbsthilfe sei zentral für einen funktionierenden Bevölkerungsschutz. Der DFV fordert, schon in Schulen praxisnahen Brandschutz und Erste Hilfe zu vermitteln. Bestehende Angebote an Ausbildungszentren sollen gestärkt, ein früherer Pilot zur Selbsthilfe im Brandschutz bundesweit ausgerollt werden.

5. Ehrenamt sichern – rechtlich und gesellschaftlich

Über 95 Prozent der Feuerwehrangehörigen in Deutschland sind freiwillig aktiv. Um dieses Fundament zu stärken, braucht es verbindliche Rahmenbedingungen: rechtliche Absicherung im Einsatz, bessere Vereinbarkeit mit Beruf und Familie, steuerliche Vorteile, Rentenpunkte und gezielte Ansprache neuer Zielgruppen wie Rentner:innen oder Studierende mit Spezialwissen.

6. Verfügbarkeit von Spezialisten gesetzlich sichern

Nicht nur Einsatzkräfte, sondern auch Fachleute – etwa für CBRN, Logistik oder Kommunikation – müssen im Krisenfall schnell verfügbar sein. Der DFV fordert dafür klare gesetzliche Regelungen. Das geplante Gesundheitssicherstellungsgesetz könne hierfür als Vorbild dienen.

Symbolfoto: Michael Rüffer

Feuerwehren als Rückgrat des Bevölkerungsschutzes

Die Feuerwehren in Deutschland übernehmen laut DFV eine unverzichtbare Schlüsselrolle: Mit über 1,4 Millionen Mitgliedern an fast 30.000 Standorten sind sie flächendeckend präsent, regional bestens vernetzt und genießen hohes Vertrauen in der Bevölkerung. Zudem können sie ihre Kompetenzen flexibel auch überregional einbringen – wie zuletzt bei den Hochwassereinsätzen im Ahrtal und in Süddeutschland.

Weitere Forderungen aus dem DFV-Positionspapier

  • Zivil-militärische Zusammenarbeit stärken, z. B. bei Host Nation Support und Versorgungskonvois

  • Einrichtung eines Gemeinsamen Kompetenzzentrums Bevölkerungsschutz (GeKoB) zur verbesserten Koordination bei Großschadenslagen

  • Aufbau eines EU-weiten Feuerwehrnetzwerks, um Konzepte und Strukturen international abzustimmen

  • Einbindung von Industrie und Handwerk, um kritische Infrastrukturen resilienter zu machen und im Ernstfall Produktionskapazitäten flexibel anzupassen

>> Das vollständige Paper findest du hier!


Verband europäischer Feuerwehren gegründet

Ein besonders konkreter Schritt hin zu mehr europäischer Zusammenarbeit im Bevölkerungsschutz wurde am 21. Mai 2025 in Berlin unternommen: Beim 3. Europäischen Feuerwehrgipfel wurde der „Verband der Feuerwehren der Europäischen Union“ gegründet. Vertreterinnen und Vertreter aus 21 EU-Staaten unterzeichneten die Gründungsurkunde. DFV-Präsidenten Karl-Heinz Banse wählte man zum Präsidenten des neuen Verbandes.

>> Mehr dazu hier!

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