Hilfe für Helferinnen und Helfer in den Feuerwehren

7. Symposium “Hilfe für Helfer”: „Niemand steht alleine da“

Fulda (HE) – Gestern fand das 7. Symposium „Hilfe für Helferinnen und Helfer in den Feuerwehren“ in einer Online-Veranstaltung statt. Das Symposium entstand in Kooperation zwischen der Stiftung „Hilfe für Helfer“ des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Der Schwerpunkt lautete: „Stabil bleiben in Coronazeiten – Herausforderungen in einer Dauerkrise“. Konkret behandelte die Vortragsreihe die psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) von Einsatzkräften während der Pandemie. Neben wissenschaftlichen Erkenntnissen wurden auch viele persönliche Erfahrungen ausgetauscht.

Wenn die psychische Belastung zu groß wird, können Feuerwehrleute verschiedene Beratungsangebote wahrnehmen. Besonders in der Pandemie wurden diese häufig genutzt. Symbolfoto: Olaf Preuschoff (Bild: Olaf Preuschoff)

„Ich bin gespannt auf die vielfältigen Themen“, erklärte Karl-Heinz Banse, Präsident des DFV, zu Beginn der Online-Veranstaltung. Prof. Dr. Peter Sefrin, Vorsitzender des Beirats der Stiftung Hilfe für Helfer, sprach von einer „Dauerkrise“ durch die Pandemie auf drei Ebenen: Der fachlichen, der fachlich-organisatorischen und der emotionalen. Besonders die emotionale Ebene sei stark betroffen, weshalb Beistand wichtiger sei denn je.

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Erneli Martens, DFV-Bundesbeauftragte für Feuerwehrseelsorge und Pastorin, betonte, dass gerade die Reflexion wichtig sei. „Was passiert mit uns hier gerade und wie sollen wir damit umgehen?“ Der Austausch untereinander sei deshalb von hoher Bedeutung.

Christian Kossmer gestaltete seinen Vortrag sehr persönlich. Er ist Zugführer und Mitglied des Corona Krisenstabs in Hamburg. „Die Menschheit hat gerade eine Katastrophe abzuarbeiten“, erklärt er. Besonders die Anfangszeit sei schwierig gewesen – nach den ersten Erkrankungen in den Wehren, der Quarantäne von Verdachtsfällen und dem Mangel an Schutzkleidung. Der Krisenstab entwickelte Strategien sowie Konzepte und nutze seine „Schwarmintelligenz und Entscheidungsfreudigkeit“. Wichtig sei dabei immer das offene Ohr für Kollegen. „Niemand steht alleine da“, betont Kossmer. Persönliche Gespräche seien aktuell wichtiger denn je. “Wir gehen gestärkt aus der Krise raus”, ist er sich sicher.

Auf die Frage, wie der Zugführer mit Querdenkern umgehe, antwortet Kossmer, dass jeder seine Meinung frei äußern dürfe. Allerdings habe es auch einen Fall gegeben, bei dem ein Notarzt einen Praktikanten über Chats negativ beeinflusst hatte. Dies sei mit einem Disziplinarverfahren direkt unterbunden worden. „Wir wollen kein Schneeballsystem erschaffen.“

Oliver Gengenbach, Vorsitzender der Bundesvereinigung Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen (SbE) e.V., berichtete über Erfragungen von PSNV-E-Gespräche über Videokonferenzen. Die psychologische Betreuung sei online möglich, ersetze aber keine präsente Betreuung. Online und per Video sei zwar hilfreicher als ein Telefonat, auch Emotionen seien vermittelbar, aber bei einer schweren emotionalen Belastung sei ein Präsenttermin entscheidend, erklärte der Experte.

Volker Pietsch, Einsatzbegleitung „Corona“ bei der Feuerwehr Hamburg, berichtete von 430 Gesprächen mit Einsatzkräften, die durch die Pandemie psychisch belastet waren oder sind. Dabei gehe es vor allem um die Angst selbst schwer zu erkranken, um die Schuld andere womöglich anzustecken und um organisatorische Probleme, die auch den Privatbereich betreffen.

Die Psychotherapeutin Dr. Marion Koll-Krüsmann stellte unter anderem die PSU Helpline (Psychosoziale Unterstützung) vor. Unter der Telefonnummer 0800/0911912 werden Einsatzkräfte von so genannten PEERs (in PSU geschulte Kollegen und Kolleginnen) bei Belastungssituationen und schwerwiegenden Ereignissen unterstützt. Nicht nur die Nachsorge nach schwerwiegenden Ereignissen sei wichtig, sondern auch schon der Schutz vor einer beruflichen Überlastung.

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