Zivil-militärische Zusammenarbeit erprobt

Verteidigungsübung „Red Storm Bravo“ in Hamburg

Hamburg – Mit 500 Soldaten und 300 zivilen Helfern wurde jetzt 3 Tage lang in Hamburg die bisher größte Verteidigungsübung der zivil-militärischen Zusammenarbeit in Deutschland seit dem Ende des Kalten Krieges trainiert. Auf Basis des „Operationsplan Deutschland“, der sämtliche Szenarien eines Bundeswehreinsatzes vom Heimatschutz bis zur nationalen territorialen Verteidigung umfasst, wurde die Übung „Red Storm Bravo“ absolviert. Angenommen wurde dafür ein militärischer Zwischenfall an der Nato-Ostflanke. Der Hamburger Hafen würde in so einem Fall für den Umschlag von Technik und Personal der Verbündeten dienen.

Angenommene Lage: militärischer Zwischenfall an der Nato-Ostflanke. 500 Soldaten und 300 zivile Helfer übten 3 Tage lang im Zuge von „Red Storm Bravo“ in Hamburg. Foto: Jann

„Jedes Bundesland hat im Operationsplan Deutschland eine Rolle“, erklärt Kapitän zur See Kurt Leonards, Kommandeur des Landeskommando Hamburg der Bundeswehr. Die Übung sei eine „super Chance“, die Zusammenarbeit mit den zivilen Kräften zu trainieren. Dazu gehörten neben Feuerwehr, Rettungsdienst und Technischem Hilfswerk (THW) auch Behörden und Firmen. „Es ist wichtig, dass es alle gemeinsam realisieren“, sagt Hamburgs Innensenator Andy Grote vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Lage und jüngsten Provokationen durch Russland an der Nato-Ostflanke mit Flugzeugen und Drohnen im Luftraum der Verbündeten.

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Den Auftakt bildete ein Checkpoint der Bundeswehr an der Zufahrt zum Edeka-Fruchtzentrum beim Veddeler Damm. Eine solche Kontrollstelle hatte die Heimatschutzkompanie bereits 2024 bei „Red Storm Alpha“ eingerichtet – damals noch im kleineren Maßstab. Weiter ging es mit einer Havarie-Übung unter Regie der Feuerwehr Hamburg. Etwa 40 Kräfte der Technik- und Umweltschutzwache sowie der Freiwilligen Feuerwehren Harburg und Eimsbüttel rückten dazu an. Vom Feuerlöschboot (FLB) „Branddirektor Westphal“ und von der Pier am O’Swaldkai aus agierten die Feuerwehrleute. Angenommen wurde, dass eine Schute mit Wassereinbruch die Anlegestelle für RoRo-Frachter blockiert, die rollende Militärfahrzeuge anlanden sollen. Mit dem Bordkran vom FLB und per Telekran wurden leistungsstarke Lenzpumpen in den Einsatz gebracht.

In der Nacht rollte dann eine aus 70 Fahrzeugen gebildete Militärkolonne durch Hamburg. Eingespielt wurden dabei unterwegs Störaktionen – und echten Protest von Kritikern gab es abseits des Hafens in Hamburg auch. Freitag stand ein Drohnen-Forum an, außerdem wurden Möglichkeiten zur Drohnenabwehr präsentiert.

Teil der Übung war eine große MANV-Lage auf dem Gelände der Werft Blohm + Voss. Foto: Jann

Sonnabend lief eine große MANV-Lage auf dem Gelände der Werft Blohm + Voss. Die Einsatzkräfte der Werkfeuerwehr retteten nach einem „Zwischenfall“ 80 Soldaten, viele davon mit extremen Verletzungen geschminkt, von Bord einer Korvette. Eingeflogene Feldjäger sicherten den Schadensort. Per Hubschrauber wurden die Verwundeten ausgeflogen, die beiden Helikopter vom Typ NH90 flogen dafür mehrfach die Pier der Werft an und nahmen die Verletzten auf. Leonards zog später ein zufriedenes Fazit: Man sei schon deutlich weiter, als man es erwartet habe. 2026 soll es mit „Red Storm Charlie“ in noch größerem Maßstab weitergehen.

„Es ist wichtig, so etwas zu üben, um die Stadt zu schützen“, sagt Jan Peters, stellvertretender Feuerwehrchef von Hamburg. „Wir sind noch nicht im Krieg, aber auch nicht mehr im Frieden“, so seine Einschätzung. Hybride Attacken wie Sabotage, Ausspähaktionen und ähnliches seien eben auch in Deutschland bereits zu spüren.

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