Offener Brief an den Bundesinnenminister de Maizière

In einem Offenen Brief wendet sich der Chefredakteur des Feuerwehr-Magazins, Jan-Erik Hegemann, an den Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Darin kritisiert Hegemann, dass sich de Maizière als zuständiger Minister auf der Interschutz 2015 nicht persönlich über das Feuerwehrwesen informiert hat.

Sehr geehrter Herr Bundesminister des Inneren Dr. Thomas de Maizière,

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vom 8. bis zum 13. Juni fand in Hannover die Interschutz, die weltweite Leitmesse für den Bereich Brand- und Katastrophenschutz, statt. Es war eine Messe der Rekorde: 157.000 Besucher strömten an den sechs Tagen auf das Messegelände, über 1.500 Aussteller aus 51 Ländern präsentierten ein Feuerwerk an Neuheiten. Die Stimmung war vom ersten bis zum letzten Tag hervorragend.

Warum ich Ihnen das schreibe? Ganz einfach: Sie sollen es aus neutraler Quelle erfahren, da Sie sich ja selbst kein Bild von der Veranstaltung gemacht haben. Wenn ich ganz ehrlich bin, fehlt mir dafür völlig das Verständnis. Sie sind nun einmal der zuständige Bundesminister. Sicher, ihre Befragung zu den Problemen mit dem Sturmgewehr G36 vor dem Verteidigungsausschuss im Bundestag fand genau in der Messewoche statt. Allerdings schon zur Wochenmitte. Danach hätte noch ausreichend Zeit bestanden, nach Hannover zu kommen.

Und seien wir doch mal ganz ehrlich. Die Distanz zwischen Berlin und Hannover ist ein Katzensprung. Mit dem ICE dauert die Fahrt nur rund zwei Stunden, mit der Dienstlimousine maximal drei. Vormittags hin, zwei bis drei Stunden auf der Messe einen eigenen Eindruck verschaffen und wieder zurück nach Berlin. In Hannover hätten sie bei dieser Gelegenheit alle wichtigen Akteure der Branche auf einen Schlag „treffen“ können.

Es gibt so Termine, die muss man als Verantwortlicher einfach wahrnehmen. Und meiner Meinung gehört für den Innenminister auch diese Messe dazu. Schließlich findet die Interschutz nur alle fünf Jahre statt. Da muss der zuständige Minister in meinen Augen ganz einfach Flagge zeigen. Es wäre auch ein wichtiges Signal für alle gewesen, die sich ehren- oder hauptamtlich im Brand- und Katastrophenschutz oder Rettungsdienst engagieren

Und wenn es gar nicht einzurichten ist, muss man für adäquaten Ersatz sorgen. In diesem Fall hätte das der Wirtschaftsminister sein können. Immerhin ist der Brandschutz einer der verbliebenen Bereiche, in denen die deutschen Firmen noch zu den Weltmarktführern gehören. Safety made in Germany genießt auf allen Kontinenten einen ausgezeichneten Ruf. Das belegt übrigens auch das Besucheraufkommen aus dem Ausland.

Oder Sie hätten die Chefin gefragt. Zur Cebit und zur Industriemesse ist die Bundeskanzlerin in diesem Jahr schließlich auch nach Hannover gekommen.

Staatssekretär Dr. Ole Schröder hat seine Sache als Ihr Vertreter gut gemacht. Aber mit seiner persönlichen Anwesenheit bei einer für die Branche so entscheidenden Veranstaltung setzt man als Minister ein Zeichen – oder auch nicht. Und genau deshalb bin ich so enttäuscht.

Mit freundlichem Gruß,

Jan-Erik Hegemann

PS: Dass der französische Innenminister Bernard Cazeneuve und der russische Katastrophenschutzminister Vladimir Puchkov die Interschutz besucht haben, kam übrigens sehr gut an.

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