Zum Unfallort 3 Kilometer zu Fuß

Keine Rettungsgasse gebildet, Einsatzkräfte massiv beschimpft

Wiedemar (SN) – Am Montagmorgen verunglückt gegen 7 Uhr ein 19-jähriger Fahrer eines Transporters auf der Autobahn 9 zwischen Schkeuditzer Kreuz und Wiedemar (Kreis Nordsachsen). In einer Baustelle gerät er in die Leitplanke, das Fahrzeug kippt um. Schnell bildet sich ein Stau, durch den die anrückenden Einsatzkräfte der FF Wiedemar mit ihren Fahrzeugen nicht bis zur Unfallstelle gelangen können: Die Kfz-Halter bilden keine ordnungsgemäße Rettungsgasse.

Wolfgang Wenzel, Gemeindewehrleiter der FF Wiedemar, übernimmt die Einsatzleitung. Ihm bleibt zur Lageerkundung nichts anderes übrig, als sich zusammen mit mehreren Kameraden und einer Rettungssanitäterin eines ebenfalls eingetroffenen Rettungswagens (RTW) des Deutschen Roten Kreuzes zu Fuß aufzumachen. Auf ihrem Weg zwischen den aufgereihten Fahrzeugen hindurch werden sie massiv beleidigt von den zum unfreiwilligen Halt gezwungenen Pkw- und Lkw-Fahrern. Durch die Baustelle ist die Fahrbahn zusätzlich schmaler.

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„Wir hatten keine Ahnung, was uns erwartet an der Unfallstelle oder wie weit wir würden laufen müssen. Deshalb haben wir nur das Nötigste an Ausrüstung mitgenommen. Schlussendlich mussten wir etwa 3 Kilometer zurücklegen, um bis zu dem verunfallten Transporter zu gelangen. Auf dem Weg dorthin wiesen wir die Kfz-Halter auf die nicht eingehaltene Rettungsgasse hin und forderten sie auf, zur Seite zu fahren. Wir mussten uns gewissermaßen mit Händen durcharbeiten. Dabei wurden wir massiv beleidigt mit Worten wir ‚Wichser‘ und ‚Arschlöcher‘“, erzählt Wenzel auf Nachfrage vom Feuerwehrmagazin.

In der Zwischenzeit nähert sich ein weiterer RTW der Einsatzstelle von der anderen Seite, entgegen der Fahrtrichtung. Als die Feuerwehrleute um Wenzel schließlich ankommen, ist der nur leichtverletzte Fahrer bereits befreit und in der Zwischenzeit von Ersthelfern versorgt worden. Er wird zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus gebracht.

Pflichtfeuerwehr
Aufgrund einer nicht eingehaltenen Rettungsgasse müssen sich Einsatzkräfte auf der Autobahn 9 auf einen 3 Kilometer langen Weg zu Fuß zur Unfallstelle machen. Bis sie bei dem Transporter angekommen sind, werden sie massiv von Kfz-Haltern beleidigt. Symbolfoto: Buchenau/Feuerwehr-Magazin

„Der Transporter war mit Schweißtechnik beladen, unter anderem einer Acetylen-Schweißeinrichtung. Alles ordentlich gesichert. Allerdings liefen Betriebsstoffe aus“, sagt Wenzel. Diese werden nach Eintreffen der Fahrzeuge durch die mittlerweile provisorisch freigeräumte Fahrspur gebunden und das Erdreich vor einer Verschmutzung bewahrt.

Nach etwa einer Stunde ist der Einsatz beendet. Vor Ort befanden sich die Gemeindefeuerwehr Wiedemar (Ortswehren Wiedemar, Kölsa und Lissa) mit Hilfeleistungs-Tanklöschfahrzeug (HTLF), Hilfsrüstwagen, zwei Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF)-Wasser und Kommandowagen (KdoW) sowie die FF Glesien mit insgesamt 21 Kameraden.

Rettungsgassen sollen Fahrzeugen von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei schnellstmöglich ein Eintreffen am Einsatzort möglich machen und so Leben retten. Wenzel weist daher noch einmal auf deren Bildung und Einhaltung sowie die Bedeutung im Rettungseinsatz hin: „Es gab zunächst keinerlei Chance für uns, dort durchzukommen. Nothaltebuchten wurden nicht genutzt. Stattdessen Anfeindungen und Ratschläge, wie wir uns noch verbessern könnten.“

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Die Beleidigungen gehen gar nicht! Schade dass man solchen Zeitgenossne nicht einfach dne Führerschein abnehmen kann wegen Nicheignung zur Führung von Kraftfahrzeugen!

    Vielleicht sollte vor der Einrichtung einer Baustelle künftig ein Konzept erarbeitet werden, um die Einsatzmittel schnellstnmöglich vor Ort zu bekommen.

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  2. Es gibt leider eine vielzahl an Menschen, die schalten scheinbar ihr Gehirn aus, so bald sie im Auto sitzen.
    Baustelle hin oder her, jeder weiß das man eine Rettungsgasse zu bilden hat, wenn dies nötigt wird.
    Und somit hat man in Baustellen, quasi reichlich platz zu lassen, so das man zügig nach rechts rüberfahren kann …. aber das ist ja das Problem in der heutigen Zeit. Dicht auffahren so weit es nur geht, so das logischerweise nichts mehr funktioniert.
    Jeder Autofahrer sollte meiner Meinung nach eine jährliche Fahreignungsprüfung mache die ebenso Rettungsgasse bilden beinhaltet.
    Und diesen Deppen von Fahrern, die auch nichts anderes können als beledigen, denen gehört meiner Meinung nach der Führerschein für ein jahr weggenommen!!!

    Es wird immer schlimmer, die ganze Gesellschaft ist doch im Grunde nur noch zum ko****, alle denken nur noch an sich selber

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  3. Bevor Sie andere beleidigen, sollten Sie sich zunächst einmal mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut machen. Der Vor-Kommentator hat völlig recht! Auch hier bei uns gibt es zahlreiche Baustellen, in denen es schlicht nicht möglich ist, mit einem HLF an einem stehenden Lkw vorbeizufahren. Die Gesamtbreite der Fahrbahn reicht dafür einfach nicht aus.

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  4. Na dann ist ja gut, dass Sie nicht in dem verunfallten Auto gesessen sind.
    Egal, wie eng die Fahrbahn ist, es ist immer irgendwie möglich, die Fahrbahn freizugeben. Aber nur, wenn man nicht nur an sich denkt. Außerdem sollte so gefahren werden, dass eine Rettungsgasse immer möglich ist. Die Schuld auf äußere Umstände zu schieben, ist sehr fragwürdig.
    Und man sollte sich auch mal in die Einsatzkräfte hineinversetzten: Was glauben Sie, was für Gedanken Sie sich machen, wenn man Ihnen gewissermaßen die Rettung verwert. Über die Beleidigungen brauchen wir gar nicht reden ..diese Verhalten ist unserer Gesellschaft nicht würdig. Geradezu ironisch, wie die beleidigt werden, die für die Auflösung des Problems sorgen wollen.

    Achtung Sarkasmus: Ich hoffe gewisse Politiker, mit Erfahrung in dem Bereich, fordern nur Gefängnisstrafen für die Terroristen in diesem Stau.

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  5. Einfach nur dumm die Aussage! Mal das Hirn einschalten wenn überhaupt eines vorhanden ist. Es geht immer irgendwie, aber diesen Menschen ist nicht zuhelfen, sonder erst wenn Diese Personen selber auf der Straße liegen dann verstehen die das VIELLEICHT!

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  6. Bei allem Respekt für die Rettungskräfte, aber auf den Bildern die es von der Einsatzstelle gibt sieht man, dass diese in einem Baustellenbereich liegt. Haben Sie mal probiert in einem solchen Bereich mit einer 2m Spur auf der Linken Seite mit anschließender Leitsplanke und rechts LKWs eine Rettungsgasse für schwere Feuerwehrfahrzeuge zu bilden?!
    Das soll keinesfalls die beleidigenden Kommentare der Fahrzeugführer entschuldigen, aber manchmal sollte man sich auch in die rein versetzen, von denen man etwas verlangt und nicht Alle als “Rettungsgassen Verweigerer” in die Berichte schreiben!

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