Kampagne zur Mitgliedergewinnung

Freche Sprüche kommen gut an

Karlsfeld (BY) – Große bunte Plakate mit frechen Sprüchen hängen seit Frühjahr in Karlsfeld (Kreis Dachau), am Stadtrand von München. Die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde will damit neue Mitglieder werben. Und das scheint zu funktionieren.

Mit großflächigen Plakaten und floten Sprüchen soll in Karlsfeld um Mitglieder für die Freiwillige Feuerwehr geworben werden. Fotos: Agentur Weimer & Paulus; Montage: Sander

Kampagnen für die Mitgliedergewinnung scheinen für Werbeagenturen nicht ganz einfach zu sein. 2018 veröffentlichte das Landesministerium für Inneres und Sport Sachsen-Anhalt unter dem Motto “Voller Einsatz” zweideutige Sprüche auf Bierdeckeln und Flyern, die nahelegten: Bei der Feuerwehr wird gesoffen und gefeiert. Die Maßnahme traf auf große Kritik vonseiten der Feuerwehr. 

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1,5 Jahre später legte der Landkreis Stendal (ebenfalls Sachsen-Anhalt) mit einer quirligen Jugend-Kampagne nach. Mit Emoticons und den Schlagwörtern “TatütaTATENDRANG” und “FeuerYEAH” warb der Kreis auf Bussen, Plakaten und den sozialen Medien.

Das hatte allerdings tatsächlich einen Effekt. Nach Angaben des Kreises sei in der Hansestadt Stendal die Mitgliederzahl in der Kinder-und Jugendfeuerwehr von 28 auf 48 in der Jahreshälfte August bis Dezember 2019 gestiegen.

Erfolg auf den zweiten Blick

Und nun folgte die bayerische Gemeinde Karlsfeld. Die aktuellen Motive mit den Sprüchen “ordentlich saufen”, “richtig dicht” oder “rattenscharf” auf rund 50 Großflächenplakaten lassen nichts gutes erahnen. Aber dann fällt der Blick aufs Kleingedruckte. 

Beispiele gefällig:

  • “Die einzigen, die bei uns ORDENTLICH SAUFEN sind die Wassertanks unserer Löschfahrzeuge.”
  • “Das einzige, was bei uns RICHTIG DICHT ist, sind unsere Atemschutzmasken.”
  • “Die einzigen, die bei uns RATTENSCHARF sind, sind unsere Trennschleifer.”

Der Dreh schien ebenfalls funktioniert zu haben. Ganze 18 Neuanmeldungen verzeichnet die Wehr seit Kampagnenbeginn im Frühjahr in der Einsatzabteilung. Und fünf zusätzliche Jugendliche in der JF. 

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“Der Plan der Freiwilligen Feuerwehr Karlsfeld etwas provokanter, jünger, frecher und moderner an das Thema Mitgliedergewinnung heranzugehen als klassisch mit ‘Bitte, bitte helft uns, wir brauchen Euch’- oder ‘Ehrenamt ist wichtig’-Kampagnen ist voll aufgegangen”, schreibt die beauftragte Agentur Weimer & Paulus in einer Pressemitteilung. “Bei ansonsten durchschnittlich zwei Neueintritten pro Jahr und aufgrund der Corona-Beschränkungen unter erschwerten Rahmenbedingungen ein Ergebnis, das nicht nur in Karlsfeld Ziele und Erwartungen weit übertroffen hat”, heißt es dort weiter.

Gerhard Eck, MdL, Staatssekretär im Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration, kündigte sich zudem für einen Besuch in Karlsfeld am Montag an, um den Verantwortlichen der FF zu ihrem Erfolg zu gratulieren.

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