FF Darmstadt-Innenstadt in Wohnblock untergebracht

Ganz heikle Ausfahrsituation

Darmstadt (HE) – Wenn es eine Liste der miesesten Ausfahrsituationen von Feuerwehr in Deutschland gäbe, wäre die FF Darmstadt-Innenstadt ganz weit vorne mit dabei. Begegnungsverkehr, Tordurchfahrt, schmale Wohnstraße und eine fehlende Ampelsteuerung machen den Feuerwehrleuten zu schaffen. Das Feuerwehrhaus ist auch in vielen anderen Punkten eine echte Besonderheit! 

Beim Ausrücken müssen die Fahrzeuge dieses Tor durchqueren, dann links auf eine kleine Wohnstraße abbiegen. Immer wieder wird die Ausfahrt zugeparkt. Foto: Hegemann

Die Innenstädter sind in einem Wohnblock untergebracht. Baujahr 1972. Die Anschrift lautet Kasinostraße 63. An der Straßenfront gibt es lediglich eine unscheinbare Eingangstür. Die Zufahrt erfolgt über die Alicenstraße durch einen Torbogen, Schwenk rechts, Schwenk links, auf den Hinterhof. Erst hier ist zu erkennen, dass es sich bei dem Gebäude um keinen normalen Wohnblock handelt. Im Erdgeschoss ist die Feuerwehr untergebracht. Darüber schließen sich fünf Geschosse mit insgesamt 30 Wohnungen und der Gebäudetechnik an.

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An der Kasinostraße ist nicht zu erkennen, dass sich in diesem Wohnblock im Erdgeschoss ein Feuerwehrstandort befindet. Foto: Hegemann

Unter dem Komplex befindet sich eine Tiefgarage, wodurch in der Fahrzeughalle gewisse Belastungsgrenzen des Fußbodens zu beachten sind. „16 Tonnen, mehr dürfen unsere Fahrzeuge nicht wiegen“, berichtet Stephan Röder, der die Feuerwehr bis Herbst 2021 geführt hat.

Übungen auf dem Innenhof sind im Prinzip nicht möglich. „Die angrenzenden Gebäude wirken wie ein Schalltrichter“, erklärt Röder. „Die Lärmbelästigung für die Anwohner ist schon enorm.“ Übungen finden deshalb häufig in der Fahrzeughalle bei geschlossenen Toren statt. Aber selbst dabei kommt manchmal Unmut bei den Nachbarn auf. Beim Öffnen und Schließen scheppern die alten Metalltore enorm. 

Die Tore der Fahrzeughalle befinden sich auf der Seite des Innenhofes. Nicht alle Bewohner sind über die “Untermieter” begeistert. Foto: Hegemann

Besonders kritisch ist die Ausfahrtsituation. Selbst bei Alarmen müssen die Fahrzeuge über den Hinterhof durch den Torbogen auf die Alicenstraße fahren. Erst dann wird das Horn eingeschaltet – wegen der Lärmbelästigung der Anwohner. „Es gibt zwar Hinweisschilder, dass es sich um eine Feuerwehrausfahrt handelt“, sagt Stefan Schweitzer, der neue Wehrführer der FF Darmstadt-Innenstadt, „aber wer sieht das schon?“ Immer wieder ist die Ausfahrt zugeparkt, zumal es in dem Wohngebiet einen großen Parkplatzmangel gibt. Es gab schon Einsätze, da kamen die Innenstädter wegen parkender Autos nicht raus und mussten sich bei der Leitstelle abmelden. 

Verbesserung für die FF Darmstadt-Innenstadt in Sicht

Meistens geht es links über die Alicenstraße auf die vierspurige Kasinostraße. Eine Vorrangschaltung an der Ampelkreuzung für die Feuerwehr wäre wünschenswert, sagen die Aktiven. Aber die gibt es nicht. Deshalb wird extrem langsam und vorsichtig gefahren. Ein riesiges Problem ist auch, dass die anrückenden Kameraden den ausrückenden Fahrzeugen entgegenkommen. „Zum Glück kommen bei uns fast alle mit Fahrrädern“, sagt Stephan Röder. „Denn auf dem Hof sind nur 20 Parkplätze für unsere Privat-Pkw vorhanden – bei aktuell 56 Kräften in der Einsatzabteilung.“ 

An der Einmündung der Alicenstraße in die vierspurige Kasinostraße. Hier würden sich die Feuerwehrleute eine schaltbare Ampel wünschen. Foto: Hegemann

Die Verbesserung der räumlichen Situation für die FF Darmstadt-Innenstadt bezeichnet Stadtbrandinspektor (SBI) Dr. Michael Horn als seine aktuell dringlichste Aufgabe. Sie soll im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau von zwei Berufsfeuerwehr-Wachen und der Einführung des Zwei-Wachen-Konzepts gelöst werden. Entscheidungen dazu erwartet der SBI in diesem Jahr.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Jaja, rummeckern ist immer einfach. Konsequenzen ziehen, sprich wegziehen, wäre dann angesagt. Die Feuerwehr war bestimmt schon vor dem Einzug dort. Aber die ganze Sprachwahl zeugt von Kurzsichtigkeit.
    Die anscheinend “mitgeschleppten Kinder”, die rumbrüllen, sind schlicht der Feuerwehr-Nachwuchs, die Retter der Zukunft, übrigens auch an den Uniformen zu erkennen. Haben Sie denn niemals in den Hof geschaut?
    Ein bißchen mehr Respekt diesem speziellen Ehrenamt gegenüber wäre angebracht. Und wer fleißig ist, wer hart ausbildet bzw. sich ausbilden lässt, darf auch mal feiern. Geselligkeit nennt man das; das schweißt auch zusammen. All das sind Sozialkompetenzen für den Ernstfall, in dem ggf. auch Sie (mk) gerettet werden wollen, oder?

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  2. “Übungen auf dem Innenhof sind im Prinzip nicht möglich.” Ist absoluter Blödsinn, ständig werden dort Übungen im freien durchgeführt, sei es nun an Feiertagen, Sonntags oder unter der Woche auch am späten Abend bis teilweise 11-12 Uhr.
    Lautes scheppern von Metall, hundertfaches zuschlagen von Fahrzeugtüren, rumgebrülle (Auch von Kindern, die anscheinend mitgeschleppt werden), laute Musik ist hier an der Tagesordnung.
    Wenn gerade keine Übung oder ähnliches stattfindet, werden Feste gefeiert.

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