Koblenz (RP) – Deutschland benötigt angesichts wachsender Herausforderungen bei der Gefahrenabwehr neue und deutliche Impulse für den Bevölkerungsschutz. Das ist eines der Ergebnisse der Jahresfachtagung der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb), die diese Woche in der Rhein-Mosel-Halle in Koblenz stattfand. An dem dreitägigen Kongress nahmen mehr als 600 Vertreter aus allen Bereichen der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr, aus Behörden, Verbänden und der Industrie teil. Von der Veranstaltung ging auch ein Signal aus: die am Brandschutz beteiligten Organisationen rücken deutlich enger zusammen und bündeln ihre Kräfte.
Über 600 Experten diskutierten im Rahmen der Jahresfachtagung der vfdb in Koblenz unter anderem über die Zukunft des Bevölkerungsschutzes in Deutschland. Foto: Hegemann
“Wir können uns die bestehenden Defizite nicht mehr leisten”, mahnte vfdb-Präsident Dirk Aschenbrenner vor Journalisten. Das beginne bei der dringend notwendigen Reform der Notfallversorgung und reiche bis zu Themen wie Forschung und vor allem dem Transfer praxisnaher Forschungsergebnisse hin zu den Anwendern. “Denken wir allein an die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal 2021: Die Defizite sind längst identifiziert und aufgearbeitet – doch die Konsequenzen halten sich, vorsichtig ausgedrückt, in engen Grenzen”, so Aschenbrenner. “Kurz: Es fehlt uns nicht an Erkenntnissen, sondern an Umsetzung.”
Mit einem neugegründeten Referat “Bevölkerungsschutz” möchte die vfdb künftig mit wissenschaftlich-technischen Lösungen dazu beitragen, bestehende Lücken zu füllen und allen in diesem Bereich aktiven Institutionen als neutraler Partner unterstützend und beratend zur Verfügung zu stehen. Die vfdb verfügt damit zukünftig über 16 Referate, in denen sich ehrenamtlich Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen, Forschungseinrichtungen und Universitäten, Feuerwehren und Hilfsorganisationen, Behörden, Versicherungen und Ingenieurbüros engagieren.
Um sich intensiver mit den Belangen des Bevölkerungsschutzes kümmern zu können, gründete die vfdb dafür ein eigenes Referat. Foto: Hegemann
DFV, vfdb, AGBF und WFVD rücken enger zusammen
Unter den zahlreichen Teilnehmern waren auch Karl-Heinz Banse, der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), Jochen Stein, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Leiterinnen und Leiter der Berufsfeuerwehren in der Bundesrepublik Deutschland (AGBF Bund) und Martin Wilske, der Vorsitzende des Werkfeuerwehrverbandes Deutschland (WFVD). Vor Beginn der Fachtagung hatten sich die drei mit dem vfdb-Präsidenten auf eine noch engere Zusammenarbeit verständigt. “Wir müssen die Facharbeit bündeln und unsere Ressourcen bestmöglich einsetzen”, so Aschenbrenner. “Wenn wir die Zukunft – vor allem des Bevölkerungsschutzes – aktiv mitgestalten wollen, müssen wir zusammenarbeiten. Und das wollen wir! Für Konkurrenzkampf bleibt uns keine Zeit.”
Traditionell wird am Ende einer Jahresfachtagung der “Staffelstab” von der ausrichtenden Stadt (hier vertreten durch Feuerwehrchef Meik Maxeiner, rechts) an den nächsten Gastgeber weitergegeben. Da die Fachtagung 2026 im Rahmen der Interschutz stattfinden wird, nahm Bernd Heinold (2. v. l.) von der Deutschen Messe AG den Staffelstab in Empfang. Foto: Hegemann
Mit der traditionellen Jahresfachtagung nutzt die vfdb nach den Worten ihres Präsidenten die Gelegenheit, den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis zu intensivieren und zukunftsweisende Strategien zu entwickeln.” Auf dem diesjährigen 71. Kongress in Koblenz präsentieren die Referenten in rund 50 Vorträgen Forschungsergebnisse und innovative Ansätze sowie neueste Entwicklungen und Erfahrungen aus den Bereichen Schutz, Rettung und Sicherheit. Die Tagung gilt als größte Veranstaltung ihrer Art für die Branche.