Mehrere kuriose Einsätze

Junge steckte in hohlem Baum

Werl (NW) – Gleich mehrere kuriose Einsätze werden sich im Jahresbericht 2021 der Feuerwehr Werl (Kreis Soest) finden. Die elektrische Handprothese eines Mannes hatte seinen anderen Arm gegriffen und ließ sich nicht mehr öffnen. Ein Pferd war in eine massive Kunststoffbox getreten und steckte fest. Ein Schulkind war hinter einen Heizkörper gerutscht. Und ein Zehnjähriger steckte in einem hohlen und morschen Baum. Wir berichten, warum das einer der heikelsten Einsätze der letzten Jahre war.

Bis zum Hals steckte ein Kind in dieser morschen und schräg stehenden Weide bei Werl. Eine heikle Aufgabe für die eingesetzten Kräfte. Foto: Feuerwehr

„Dieser Einsatz hätte auch anders ausgehen können“, ist sich Karsten Korte, der Stadtbrandmeister von Werl, sicher. Beim Spielen an einem fast ausgetrockneten Teich bei Pröbstling im ländlich geprägten Norden des Stadtgebietes ist ein 9-Jähriger auf eine schiefstehende Weide geklettert. Doch innen ist der Baum komplett hohl. Der Junge gleitet mit den Füßen ab und rutscht in den Stamm. Drei Freunde, mit denen er an diesem Nachmittag unterwegs ist, versuchen ihn zu befreien. Aber je mehr der Verunglückte strampelt, desto tiefer gerät er in den Stamm.

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Um 15.53 Uhr alarmiert der Disponent der Kreisleitstelle Soest den Löschzug 5 der Feuerwehr Werl und einen Rettungswagen (RTW). „TH 1, Kind in Baum eingeklemmt, in 1,50 Meter Höhe“, heißt es. „Technische Hilfeleistung 1 sind eher die kleinen Dinger, da wird nicht einmal der Rüstwagen mit rausgeschickt“, sagt Korte. Deshalb rechnen die Feuerwehrleute nach eigener Auskunft mit einem Kind, dass vielleicht in einer Astgabel steckt.

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Feuerwehr-Magazin 10/2021

Die Erkundung vor Ort ergibt: Von dem Kind guckt im Prinzip nur noch der Kopf aus dem hohlen Stamm. Es klagt über starke Schmerzen im verdrehten Bein, ist aber ansprechbar. Fast eine Stunde soll es sich schon in dieser Position befinden. Bei dem Baum handelt es sich um eine große Weide mit ungefähr 80 Zentimeter Stammumfang. Der Kopf befindet sich etwa 1,50 Meter über dem Boden. Etwas unterhalb der Füße des Jungen gibt es eine weitere Öffnung im Stamm. Überall sind morsche Stellen erkennbar.

Der Einsatz von schwerem, technischen Gerät, wie Kombispreizer oder Hydraulikstempeln, scheidet aus. „Das Risiko, dass der Baum dabei unkontrolliert auseinanderbricht, war einfach zu groß“, erklärt Korte. Als Lösungen bleiben zwei Varianten:

  • versuchen, den Jungen von oben mit Muskelkraft zu ziehen und von unten die Beine nachzuführen;
  • den Baum von außen Stück für Stück mit der Motorsäge abzutragen. Auf beiden Seiten immer gleichzeitig etwa identisch schwere Äste abtragen, damit es zu keinem Ungleichgewicht und in der Folge zu einem Auseinanderbrechen des Baumes kommt.

 „Alle Beteiligten haben gehofft, dass wir es mit der Variante a irgendwie schaffen“, gesteht Korte. Vor allem die morschen Stellen an dem Baum treiben den Einsatzkräften beim Gedanken an Variante b die Schweißperlen auf die Stirn.

Von unten und oben werden die Beine des Jungen schließlich mit reichlich Seife aus dem Hygienebord eingeschmiert. Auf einer Rettungsplattform stehend, greifen dann zwei Kameraden den Jungen von oben. Zum Glück trägt er einen Gürtel. So haben sie einen Ansatzpunkt. Unten führt ein dritter Feuerwehrmann den Fuß nach. Zentimeter für Zentimeter geht es nach oben. „Enorm, wie beweglich Kinderknochen sind“, staunt Korte. Und so gelingt es schließlich, den Jungen aus dem baum zu ziehen.

Noch so ein kurioser Einsatz: Ein Pferd war in eine Plastikbox getreten. Foto: Feuerwehr

Ein altes Haushaltsmittel hilft: Seife aus dem Hygienebord

Seife hatte übrigens auch geholfen, den Fuß eines Pferdes aus der Kunststoffbox zu ziehen. Und die Befreiung des zwischen einer Wand und einem Heizkörper eingeklemmten Schulkinds war im Vergleich zum hohlen Baum auch ein Kinderspiel. Dafür musste der Heizkörper nur ein wenig in den raum gezogen werden. Den Einsatz an der Prothese wiederum hat selbige nicht ganz unbeschadet überstanden. Mit Zangen mussten einige Finge verbogen werden, bevor die Ersatzhand sich wieder öffnete. 

 

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