Cuxhaven/ Berlin – Vor der englischen Küste von East Yorkshire kollidieren am Vormittag des 10. März 2025 aus bislang ungeklärter Ursache das Containerschiff SOLONG und der Tanker STENA IMMACULATE. Beide Schiffe geraten in Brand. Es besteht die Gefahr, dass Öl und Container ins Wasser gelangen. Dem Schifffahrtsunternehmen Crowley zufolge trete Flugzeugtreibstoff aus einem Leck des Tankers aus und laufe ins Meer.
Hubschrauber der HM Coastguard mit Feuerlöschfähigkeiten sind zu den havarierten Schiffen unterwegs. Symbolfoto: HM Coastguard
Nach Angaben der Küstenwache und der britischen Seenotrettungsgesellschaft RNLI seien 36 Besatzungsmitglieder von beiden Schiffen sicher an Land gebracht worden. Eine Person kam ins Krankenhaus. Die Suche nach einem vermissten Besatzungsmitglied des Frachtschiffs wird in der Nacht abgebrochen. Die Person sei nach einer umfangreichen Suche nicht gefunden worden, teilt die britische Küstenwache mit.
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Das Havariekommando (gemeinsame Einrichtung des Bundes und der fünf Küstenbundesländer) bietet der Küstenwache des Vereinigten Königreichs Unterstützung durch die Entsendung eines Mehrzweckschiffs und eines Überwachungsflugzeugs an. Dieses Angebot nehmen die britischen Behörden am späten Nachmittag an.
Das Mehrzweckschiff MELLUM vor der Abfahrt nach East Yorkshire. Foto: Havariekommando
Das Mehrzweckschiff MELLUM der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee) macht sich sofort auf den Weg zum Unfallort. Es hat zusätzlich zu seiner Besatzung einen Mitarbeiter des Havariekommandos und einen Fachberater der Berufsfeuerwehr Bremerhaven an Bord. Die MELLUM soll am Dienstag, 11. März 2025 gegen Mittag vor Ort eintreffen. Als Mehrzweckschiff kann sie unterschiedliche Rollen einnehmen. Das Schiff hat unter anderem Technik zur Brandbekämpfung sowie zur Aufnahme von Öl an Bord.
Weiterhin steht ein Sensorflugzeug vom Typ DO 228 auf Abruf bereit und soll bei Bedarf ebenfalls in Richtung des Vereinigten Königreichs abheben. Nach Aussage des Havariekommandos lassen allerdings die Wetterbedingungen vor Ort zurzeit keinen sinnvollen Einsatz des Flugzeugs zu. Die DO 228 wird vom Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“ der Deutschen Marine betrieben. Sie ist in Niedersachsen stationiert und würde von Nordholz (Kreis Cuxhaven) aus starten. Die Bundeswehr bezeichnet das Flugzeug als „Öljäger“, weil es unter anderem mit leistungsstarken Kameras und Sensoren dabei helfen kann, einen Überblick über die Lage zu bekommen und Schadstoffe im Wasser zu finden.
Nachtrag:
Die Küstenwache des Vereinigten Königreichs nimmt am Vormittag des 11. März auch das Angebot des Havariekommandos an, ein Überwachungsflugzeug zur Verfügung zu stellen. Das Flugzeug vom Typ Dornier 228 (DO 228) hat gegen 12.30 Uhr vom Marinefliegerstützpunkt Nordholz abgehoben. Es wird gegen 14.30 Uhr deutscher Zeit im betroffenen Seegebiet vor der englischen Küste erwartet. Das Havariekommando besitzt zwei DO 228, die für die Ölüberwachung ausgerüstet sind. Im Alltag überwachen sie die Nord- und Ostsee auf Schadstoffeinträge.
Die Unterstützung erfolgt im Rahmen des Übereinkommens zur Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Verschmutzung der Nordsee durch Öl und andere Schadstoffe („Bonn-Übereinkommen“). In diesem haben sich zehn Staaten – darunter Deutschland – und die Europäische Union zur gegenseitigen Unterstützung bei Schadstoffunfällen im Bereich der Nordsee bereiterklärt.