Diesdorf (ST) – Nach dem Rücktritt der Diesdorfer Feuerwehr hat die Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf nun Stellung bezogen. In einer vierseitigen Erklärung rechtfertigt Verbandsgemeindebürgermeisterin Katrin Seidel die Entscheidung, den Rüstwagen (RW) außer Dienst zu stellen, und stößt damit auf ein geteiltes Echo. Unterdessen läuft eine Petition, die den Erhalt des Fahrzeugs fordert.
Symbolfoto: Einsatzkräfte der Feuerwehr Diesdorf. Nach dem Rücktritt der gesamten Wehr ist der Standort derzeit abgemeldet. (Bild: Feuerwehr Diesdorf)
Mit der Stellungnahme vom 10. Dezember reagiert die Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf auf die anhaltenden und teils heftigen Reaktionen, die die Entscheidung zur Außerdienststellung des Rüstwagens der Feuerwehr Diesdorf ausgelöst hatte. Das Feuerwehr-Magazin hatte die Verbandsgemeinde bereits zuvor um eine Stellungnahme gebeten.
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Demnach sei der 1986 gebaute Unimog technisch veraltet und entspreche in keiner Weise mehr den heutigen Anforderungen an Fahrzeuge für die Technische Hilfeleistung. In dem Schreiben heißt es weiter, weder Fahrgestell, Aufbau noch die feuerwehrtechnische Beladung erfüllten die aktuellen Normen und Sicherheitsanforderungen. Im Brandschutzbedarfsplan sei daher vorgesehen, das Fahrzeug nicht zu ersetzen. Seine Aufgaben könnten künftig durch das in Diesdorf stationierte LF 20 sowie durch Nachbarwehren mit moderneren Fahrzeugen übernommen werden.
Zudem verweist die Verbandsgemeinde darauf, dass die Entscheidung bereits im März 2025 im Rat getroffen und mit den Wehrführungen abgestimmt und in mehreren Sitzungen thematisiert worden sei. Die Außerdienststellung erfolge, so die Verbandsgemeindebürgermeisterin, nicht spontan, sondern auf Basis einer langfristig geprüften Bedarfsplanung. Die Stellungnahme wurde von Seidel gemeinsam mit allen Verbandsgemeindewehrleitern und Günther Serien, dem Vorsitzenden des Ordnungs- und Feuerschutzausschusses, herausgegeben.
In ihrer Schlussbemerkung betont die Verbandsgemeinde, die Entscheidung sei nicht gegen die Feuerwehr, sondern zur Sicherung einer modernen und zukunftsfähigen Gefahrenabwehrstruktur getroffen worden. Zugleich bedauere man den Schritt der Kameradinnen und Kameraden, die ihre Ämter niedergelegt haben, und hoffe, dass wieder eine handlungsfähige Wehr entsteht.
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Auf Social Media wurde die Stellungnahme auch auf der Seite der Freiwilligen Feuerwehr VG Beetzendorf-Diesdorf veröffentlicht – und dort ebenso lebhaft diskutiert wie der ursprüngliche Bericht. Einige Nutzer begrüßten, dass die Verbandsgemeinde nun mit Fakten zur Entscheidung an die Öffentlichkeit getreten ist. Andere kritisierten den Ton der Mitteilung als überheblich oder wenig selbstkritisch. Mehrere Kommentatoren sahen das Kernproblem nicht im Fahrzeug selbst, sondern in der Art und Weise, wie entschieden wurde. So schrieb ein Nutzer, Demokratie bedeute mehr als sich alle vier Jahre wählen zu lassen – wer Ehrenamtliche übergehe, dürfe sich über emotionale Reaktionen nicht wundern. Kritik gab es auch daran, dass über den Facebook-Auftritt der Feuerwehr Diesdorf weiterhin Beiträge veröffentlicht wurden, obwohl die Verfasserinnen und Verfasser nach dem Rücktritt offenbar keine aktiven Mitglieder mehr sind.
Der Rüstwagen (RW) der Feuerwehr Diesdorf auf Unimog-Basis: Die Außerdienststellung steht im Zentrum des aktuellen Konflikts. (Bild: Feuerwehr Diesdorf)
Neben emotionalen Äußerungen finden sich auch sachliche Stimmen: Mehrere Feuerwehrleute und Bürger verwiesen auf den hohen Unterhalt älterer Technik, die fehlende DIN-Konformität und den Kostendruck kleiner Gemeinden. Andere plädierten für Kompromisse, etwa den Umbau des Unimogs zu einem Gerätewagen oder seine Nutzung im Katastrophenschutz.
Parallel dazu wurde am 8. Dezember eine Petition gestartet. Sie fordert die Offenlegung aller Entscheidungsgrundlagen und eine Neubewertung des Bedarfs. Argumentiert wird dort unter anderem mit den längeren Anfahrtszeiten von bis zu 30 Minuten, wenn künftig nur noch Fahrzeuge aus Klötze oder Salzwedel für Technische Hilfeleistungen verfügbar seien. „Ich möchte nicht ‚zweiter Klasse‘ gerettet werden“, heißt es im Petitionstext.
Wie es in Diesdorf weitergeht, bleibt offen. Mehrere Stimmen hoffen auf einen Neuanfang, vielleicht mit einer neu aufgestellten Wehr. Andere wünschen sich schlicht, dass beide Seiten wieder miteinander reden, bevor die Feuerwehr gebraucht wird.