Weite Teile Deutschlands betroffen

BOS-Funk am Dienstag stundenlang ausgefallen

Berlin – Am Dienstag Nachmittag war das Digitalfunknetz der Sicherheitsbehörden über rund zwei Stunden bundesweit gestört. Teilweise mussten die Einsatzkräfte auf andere Kommunikationsmittel – beispielsweise ihre privaten Handys – zurückgreifen. Ursache für den teilweisen Ausfall des Funknetzes BOSnet seien Netzwerkprobleme gewesen, teilte die für den Betrieb der Infrastruktur zuständige Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS) auf Anfrage von feuerwehrmagazin.de mit.   

Im Bundesgebiet ist gestern in vielen Regionen der BOS-Digitalfunk ausgefallen. 

Betroffen waren nach Auskunft von Einsatzkräften unter anderem Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, das Saarland, Schleswig-Holstein und Thüringen. In Nordrhein-Westfalen berichteten Feuerwehren von kurzzeitigen Ausfällen. Laut der Bundesanstalt dauerte die Störung rund zwei Stunden. “Bei der Prüfung der Systemtechnik wurden Netzwerkprobleme als Fehlerursache lokalisiert und behoben”, heißt es. “Derzeit liegen dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) keine Informationen zu einem Cyberangriff als Ursache der Störung vor”, sagte eine Sprecherin dieser Behörde. 

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Neben der Feuerwehr war auch die Polizei von den Problemen betroffen. Der BOS-Funk ist nach Angaben der Betreiber weltweit das größte Funknetz, das auf dem internationalen Tetra-Standard basiert. Es ist von kommerziellen Mobilfunknetzen technisch komplett unabhängig und auf besondere Ausfallsicherheit ausgelegt. Technisch gilt der heutige Digitalfunk allerdings als überholt. Die Funktechnik wurde bereits in den 1990er Jahren entwickelt.   

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich kann mich dem ebenfalls nur anschließen.
    Ein Ausfall dieser Größenordnung bei intakter Infrastruktur, also ohne Naturkatastrophen oder Großschadenslagen wie im Ahrtal, offenbart eine Designschwäche des Netzaufbaus an sich würde ich meinen. Selbst wenn einzelne Komponenten an Schlüsselstellen ausfallen, muss es Redundanzen geben, die Teilnetze funktionstüchtig halten (Siehe Internet). Zugegeben, was passieren kann, das wird auch passieren, das Gesetzt dazu kennen wir alle. Aber offenbar gab es auch keinen “Plan-B” als Rückfallebene um eine Kommunikation auf anderem Weg schnell in Funktion zu bringen, zum Beispiel mit dem einstigen offenen BOS-Analogfunk, dessen Infrastruktur man wohl eingestampft hat. Je komplexer eine Infrastruktur ist, um so anfälliger ist sie und um im Kontext des Ahrtals zu bleiben, wäre die Kommunikation über ein analoges Babyphon besser gewesen, als gar keine. Es ist einfach sich als Unbeteiligter und ohne Kenntnisse der Interna hierzu zu äußern, aber es bleibt doch ein mulmiges Gefühl zurück, wenn man sich vorstellt, dass Behörden im Katastrophenfall nicht mehr kommunizieren können. Einziger Vorteil: Was man nicht senden kann, kann man auch nicht abhören. Und das war einer der Gründe für die Einführung von Tetra, dabei ist die Abhörsicherheit dieses Systems inzwischen hinlänglich widerlegt. Ich würde auch kein Feuerzeug mit zertifikatsbasiertem Zündmechanismus dessen Autorisierung eine Internetanbindung braucht auf eine Polarexpedition mitnehmen, sondern gut verpackte Streichhölzer und Gaskocher. Warum wohl kommuniziert man in der Luftfahrt noch mit analogem AM. Stellt sich mir persönlich nur eine Frage: Bin ich naiv, oder die zuständigen Behörden?
    Es braucht keine Insiderinformationen um zu erkennen, wie es um die Umsetzung des BSI-Grundschutzkatalogs oder KRITIS bestellt ist und was tatsächlich zum Ausfall geführt hat, werden wir wahrscheinlich auch nicht erfahren.

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  2. Es wäre zu einem späteren Zeitpunkt vertrauensbildend (in staatliche verbleibende Kommunikationsgrundlagen nicht nur bei Krisenherausforderungen) nachvollziehbar kausal zu veröffentlichen, was die Ursache für einen doch überregionalen Ausfall des TETRA-BOS-Netzkommunikation war.
    Die ursprüngliche (erbärmliche) Argumentationsvereinfachung in der dpa-Basismeldung „Netzwerkausfall durch Netzwerkprobleme“, die mehr oder weniger von allen Medien fast textgleich (unreflektiert) übernommen wurde, verniedlich in einer unverantwortlichen Art und Weise möglicherweise gravierend noch vorhandene Struktur-, Konzept oder operative Betriebsprobleme in einer extrem kritischen Infrastruktur.
    Und fördern eine fragwürdige Legendenbildung irgendwo zwischen unvorhersehbaren Hackerangriff (z.B. auf die DXT- bzw. TBS verbindende IT-Vernetzung), über einen leider bis dato nicht vorher erkennbaren Softwarebug in zentralen Komponenten, fehlendes Fachpersonal in Service-Level-Qualität 3 – 4; oder gar die sonst übliche Ablenkung von der eigenen Untätigkeit mit Verweis auf andere Zuständigkeiten.
    Es muss schon zu denken geben, warum schlagartig „flächendeckend“ in einigen Bundesländern wenig bis gar nichts mehr ging, anderen (z.B. NRW) kaum betroffen waren.
    Während der Hochwasserkatastrophe 2021 gab es in vielen Regionen des Ahrtals über Tage (!.!.!) weder funktionierende Mobilfunknetze und öffentliche Telefonfunktionen via Festnetz!

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  3. Kann ich nur bestätigen. Ich war Referent für die Fernmeldeangelegenheiten im Innnenministerium des Landes RPL ab 1991 bis zum Ruhestand 2014und war an dr Entwicklung des TETRA beteiligt. Seit 2006 ist auch bekannt, dass das jetzige System ab ca. 2028 durch ein neues ersetzt werden muss

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