Praxistipps und Konzepte für Feuerwehren

Einsatzstellenhygiene: Maßnahmen gegen Kontamination und Krebs

Feuerwehrleute sind einem höheren Risiko ausgesetzt, an mehreren Krebsarten zu erkranken, als es die Durchschnittsbevölkerung ist. Umso wichtiger sind Maßnahmen für Hygiene und gegen Kontaminationsverschleppung. Wir zeigen Euch Best-Practice-Beispiele und geben Praxistipps.

Seit mehreren Jahren setzt die Feuerwehr (Brandweer) Rotterdam-Rijnmond (Niederlande) ein Hygienekonzept um. Bereits an der Einsatzstelle erfolgt eine Grobdekontamination, danach kommen Einsatzkleidung und Equipment zum Abtransport in Plastiktüten, um gereinigt zu werden. Ein Logistikfahrzeug fährt zur Einsatzstelle und versorgt die Mannschaft direkt mit neuer Ausrüstung. (Bild: Michael Rueffer)

Inhalt

DGUV: Maßnahmen gegen Kontaminationsverschleppung

Krebs ist mit Abstand die häufigste Todesursache von Feuerwehrleuten. Das ist das Ergebnis einer 2018 erschienenen Studie kanadischer Forscher. Laut dieser treten bestimmte Krebsarten bei den Einsatzkräften dreimal häufiger auf, als bei der Normalbevölkerung.

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Mit der DGUV Information 205-035 “Hygiene und Kontaminationsvermeidung bei der Feuerwehr” (die Ihr hier kostenlos als pdf downloaden oder auch für einen geringen Beitrag als gedruckte Version kaufen könnt) hat die DGUV einen neuen Maßnahmenkatalog veröffentlicht. Das wichtigste Zitat vorab: “die Kommune als Trägerin der Feuerwehr ist für die Sicherheit und die Gesundheit der Einsatzkräfte – und damit auch für die Ableitung und Umsetzung geeigneter Maßnahmen zur Expositionsvermeidung – verantwortlich”.

Heißt: Eure Gemeinde oder Stadt muss dafür sorgen, dass Ihr über die geeignete Ausrüstung und einen Plan für Hygienemaßnahmen – etwa nach einem Brandeinsatz – verfügt. Das kann zum Beispiel eine zweite Garnitur Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) beinhalten und eine Möglichkeit für ihre fachgerechte Reinigung. Außerdem sollte ein Ablaufschema für das Ablegen kontaminierter PSA und erster Reinigung nach dem Einsatz erarbeitet werden. Ein detailliertes Ablaufschema findet Ihr auf Seite 21 der DGUV Information.

Ein cooles Kurzvideo dazu hier:

Aber: Einsatzleiter und jede Einsatzkraft sind am Ende verantwortlich dafür, diese Maßnahmen anzuordnen beziehungsweise durchzuführen. Wer bei einem Gebäudebrand ohne Atemschutzgerät im Rauch steht, muss sich selbst in die Verantwortung nehmen.

Brandrauch ist dabei nicht die einzige Quelle krebserregender beziehungsweise giftiger Substanzen. Das können auch kontaminierte Feststoffe weitere flüchtige Gase oder austretende Flüssigkeiten sein.

Die DGUV rät übrigens zur PSA mit hellem Oberstoff, weil darauf Kontaminationen sowie der anschließende Reinigungserfolg besser sichtbar sind. Am Einsatzort sollten für die Hygienemaßnahmen unter anderem luft- und flüssigkeitsdichte Behältnisse zur Aufnahme kontaminierter PSA und Ausrüstung vorhanden sein sowie Reinigungsmöglichkeiten wie Hygieneboards.

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Kontamination: Die 10 wichtigsten Schutzmaßnahmen im Einsatz

Wir haben für Euch nochmal die 10 wichtigsten Tipps zusammengefasst: 

1. Bei Löscharbeiten unbedingt umluftunabhängigen Atemschutz tragen, auch bei vermeintlich harmlosen oder kleinen Bränden, wie Mülltonnen oder Pkw. Auch dabei werden gesundheitsschädliche Schadstoffe freigesetzt. Bei Nachlöscharbeiten mindestens Filter nutzen.

2. Kontaminierte Schutzbekleidung bereits an der Einsatzstelle tauschen. Als Ersatzkleidung für die Rückfahrt zum Stützpunkt sollte Trainingsbekleidung in verschiedenen Größen auf den Einsatzfahrzeugen mitgeführt werden.

Bei kleineren Brandeinsätzen ist häufig keine Logistik zur Dekontamination vorhanden. Die Kräfte können dann mit Wasser aus dem Löschwassertank abgebraust werden. Foto: Timo Jann

3. Hände, Gesicht und Hals zeitnah nach dem Einsatz waschen. Entsprechende Hygienebords gibt es mittlerweile in vielen modernen Fahrzeugen standardmäßig, alternativ hilft auch sauberes Wasser aus dem Löschwassertank über einen Druckabgang am Fahrzeug.

4. Essen und Trinken in verschmutzter Einsatzkleidung sind ebenso tabu wie Raucherpausen an der Einsatzstelle. Dabei besteht die Gefahr, Schmutzpartikel über den Mund und die Atmung in den Körper aufzunehmen.

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5. Führungskräfte sollten ihre Vorbildfunktion wahren und nicht ohne Atemschutzgerät dem Angriffstrupp bei den Löscharbeiten zusehen. Auch Gruppen-, Zug- oder Wehrführer sind nicht immun gegen krebserregende Schadstoffe.

6. Nach dem Einsatz die unter Umständen mit Schadstoffen belastete persönliche Schutzausrüstung sowie verschmutze Geräte oder Schläuche nicht im Mannschaftsraum des Löschfahrzeugs transportieren. Das alles verschleppt die Kontamination.

Ist die Infrastruktur vorhanden, sollte die eingesetzte Persönliche Schutzausrüstung (PSA) nach dem Schwarz-Weiß-Prinzip eingesammelt und luftdicht verpackt werden. Kontaminationen können so nicht verschleppt werden. Foto: Timo Jann

7. Nach einem Brandeinsatz möglichst schon in der Feuerwache duschen. Wechselbekleidung sollte dort im persönlichen Spind für diese Fälle deponiert sein, denn unter dem Schutzanzug getragene private Kleidung könnte ebenfalls belastet sein.

8. Verdreckte Einsatzkleidung nicht einfach wieder in den Spind hängen, sondern konsequent der fachgerechten Reinigung zuführen. Kleidung für die Reinigung nicht offen lagern, sondern luftdicht verpacken, sonst werden Schadstoffe freigesetzt.

9. Gerade auch jüngere beziehungsweise neue Einsatzkräfte sollten schon in der Ausbildung und während ihrer ersten Einsätze über das richtige Verhalten informiert werden. Nur so kann ein Wandel im Verhalten erreicht werden.

10. Persönliche Einsätze und eigene Tätigkeiten möglichst detailliert dokumentieren: Wann hat es gebrannt? Was hat gebrannt? Was habe ich wie lange geleistet? Gibt es Messprotokolle? Wer war der Einsatzleiter? Wer war mit im Einsatz? Hierfür sehr nützlich: Ein Atemschutzträger-Logbuch.

Grobe Dekontamination und Einsatzstellenhygiene

Dekontamination ist nicht nur bei ABC-Lagen erforderlich. Auch bei jedem Brandeinsatz werden der Feuerwehrmann und seine Persönliche Schutzausrüstung mit Gefahrstoffen kontaminiert. Doch viele behandeln Einsatzstellenhygiene und damit verbundene Grob-Dekontamination stiefmütterlich. Wir erklären, warum sowohl Einsatzstellenhygiene als auch Grob-Dekontamination so wichtig sind und wie sie durchgeführt werden sollten.

Die Feuerwehr rückt zu einem Zimmerbrand aus. Am Einsatzort arbeiten die Kräfte Hand in Hand, vieles funktioniert wie selbstverständlich. Ein Trupp unter Atemschutz bekommt den Brand schnell unter Kontrolle. Doch danach, als keine Eile mehr geboten ist, läuft einiges schief. Der Angriffstrupp setzt sich mit seiner verdreckten Schutzausrüstung wieder aufs Fahrzeug. Der saubere Maschinist stapft in die Brandwohnung, um eine vergessene Handlampe zu holen. Einsatzstellenhygiene ist eben nicht selbstverständlich.

Dekontamination ist auch nach Brandeinsätzen unverzichtbar – auch wenn die Trupps nicht so offensichtlich verdreckt sind wie hier. An der Kleidung haften Schadstoffe an, die keinesfalls verschleppt werden dürfen. Foto: Jann

“Nicht nur bei Gefahrgutlagen, auch bei Brandeinsätzen sind die Einsatzstellenhygiene und Grob-Dekontamination unverzichtbar”, betont Christian Schröder, Stellvertretender Referatsleiter Umweltschutz der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb). “Jeder Feuerwehrmann muss wissen: Durch Kontamination der Kleidung und freier Hautpartien mit Rußpartikeln können Schadstoffe über die intakte Haut oder durch eine Verschleppung auf Nahrungsmittel in den Körper gelangen.” Die Gefahr von inkonsequenten Hygienemaßnahmen und ausbleibender Grob-Dekontamination ist auch gegeben, weil gesundheitliche Schäden häufig nicht direkt nach den Einsätzen spürbar sind.

Zur Kontaminationsverschleppung führen in der Regel Gleichgültigkeit oder Unwissen über nicht sichtbare Gefahren. “Gasförmige Schadstoffe können sich zum Beispiel in der Kleidung einlagern”, erklärt Schröder. “Es besteht die Gefahr, dass diese Schadstoffe im Mannschaftsraum des Einsatzfahrzeugs und später im Umkleideraum im Gerätehaus wieder frei werden. Gesundheitsschäden können durch Einatmen entstehen.”

Die richtige Handhygiene für die Feuerwehr im Einsatz:

Mehr als 90 Prozent der Infektionen übertragen sich über die Hände. Bei der Feuerwehr im Einsatz können Hände und Gesicht mit Brandgasen oder mit potenziell infektiösen Körperflüssigkeiten von geretteten oder geborgenen Personen oder Tieren kontaminiert werden. Bei verschmutzten Händen nach Brandeinsätzen ist eine hygienische Händewaschung mit Desinfektionsmittel notwendig.

Der Feuerwehrmann sollte eine Waschlotion nutzen, die einen hohen Anteil an Alkohol beinhaltet und neben der reinigenden Wirkung auch eine Keimreduktion bewirkt. Der Fachbegriff dieser Reinigung lautet “hygienische Händedekontamination”. Dieser Begriff muss auch auf dem Produkt stehen. Das Vorgehen bei der Handdesinfektion ist in der DIN EN 1499 beschrieben: 3 Milliliter Desinfektionsmittel nehmen, Hände zirka 30 Sekunden einschäumen, alle Zwischenräume reinigen, mit Wasser gründlich spülen und mit einem Einmal-Handtuch abtrocknen.

Die vfdb geht in der Richtlinie 10/03 “Schadstoffe bei Bränden” auf das Thema Einsatzstellenhygiene und groben Dekontamination ein. Außerdem veröffentlichte sie die “Empfehlung für den Feuerwehreinsatz zur Einsatzhygiene bei Bränden” als Merkblatt (auf www.vfdb.de herunterzuladen).

Darin heißt es: Essen, Trinken und Rauchen bei Einsätzen sollte bei stark verschmutzter Kleidung nur nach Ablegen dieser und gründlicher Reinigung von Gesicht und Händen außerhalb des Rußniederschlagbereiches und fernab der Rauchgaswolke passieren. Nach dem Einsatz ist noch vor Ort eine grobe Dekontamination der Feuerwehrbekleidung und der Geräte durchzuführen. Verschmutzte Kleidung und Geräte sind außerhalb der Mannschaftskabine oder staubdicht verpackt zu transportieren.

>>Schwarz-Weiß-Trennung in Feuerwehrhäusern<<

Feuerwehr im Einsatz: Einfache Lösungen für die Hygiene

Hersteller von Fahrzeug- und Gerätetechnik haben sich Lösungen einfallen lassen, um die Einsatzstellenhygiene und Grob-Dekontamination zu vereinfachen. Sie verbauen Hygienebords oder stellen Hygieneboxen zusammen. “Ich halte die ausziehbaren Bords für ausreichend und gut geeignet für den Feuerwehreinsatz”, sagt Schröder. Daran sind unter anderem Druckluft- und extra Wasseranschlüsse, Seifen- und Papierhandtuchspender montiert, die eine Grob-Dekontamination nach dem Einsatz ermöglichen.

Als Alternative dienen Hygieneboxen. Die können die Feuerwehren eigenständig packen oder komplett bestellen. Sie sind flexibel auf den Fahrzeugen verlastbar.

In der DIN 14800-18, Beiblatt 12, ist ein Beladungsmodul L1 Grobreinigung beschrieben. Nach Norm sollte in einer Hygienebox enthalten sein:

  • Seifenspender, auslaufsicher mit etwa 500 Milliliter Waschlotion
  • Händedesinfektionsmittel, etwa 500 Milliliter
  • Papierhandtücher, feuchtigkeitssicher gelagert
  • B-Blindkupplung mit Wasserhahn
  • Waschbürste mit Schlauchanschluss und etwa 1,5 Meter langem Schlauch zum Anschluss an den Wasserhahn

“Komplette Hygienemodule kosten bei uns zwischen 250 und 300 Euro”, sagt Klaus Trusheim von Gerätehersteller Dönges. “Außerdem gibt es Minimallösungen: eine Kombination aus Blindkupplung mit Wasserhahn, einer Flasche Flüssigseife und einer Flasche Handdesinfektion. Wenn kein Wasseranschluss vorhanden ist, kann die Feuerwehr im Einsatz auch auf einen Kanister mit Ablasshahn zurückgreifen.”

Die Berufsfeuerwehr Salzgitter (NI) achtet mittlerweile bei Fahrzeugbeschaffungen darauf, dass Hygieneausrüstung für eine Grobreinigung darin verbaut ist. Doch Feuerwehrchef Arne Sicks betont: “Ich kann zwar Ausrüstung zur Reinigung mitführen, aber entscheidend für die Einsatzstellenhygiene ist die Einstellung der Mannschaft und ihrer Führungskräfte.”

Einsatzstellenhygiene zieht sich vom Eintreffen bis zum Abrücken. Sicks erklärt: “Es gilt, so wenig Einsatzkräfte wie möglich in die durch Brandrauch, -schutt und Ruß kontaminierten Bereiche zu lassen. Nur eine Mindestanzahl von Kräften sollte sich im Gefahrenbereich aufhalten. Verdreckte Geräte sollten vor Abtransport gereinigt werden.”

Zu beachten ist auch die Fahrzeugaufstellung nachrückender Einheiten. Für sie gilt, die Fahrzeuge möglichst außerhalb der Rauchgaszone aufzustellen und die Kabinen während des Einsatzes geschlossen zu halten. Weiterhin sollten Fahrzeuge, die von Rauchgas beaufschlagt worden sind, einer kurzen abgespült werden – vor allem, wenn die Fahrzeughalle auch als Umkleide dient.

Am Einsatzort stellt sich oft die Frage, wohin mit kontaminierter Kleidung. “Im Winter würde ich als Einsatzleiter meiner Mannschaft nicht die Ansage machen, die verdreckte Kleidung komplett abzulegen“, stellt Sicks klar. „Dann müssten wir grundsätzlich Ersatzbekleidung in unterschiedlichen Größen und einer gewissen Anzahl mitführen.” Dies ist für die Feuerwehren meist logistisch nicht denkbar. Außerdem würde es einen entsprechenden Pool an Ersatzkleidung erforderlich machen.

Feuerwehr Falkensee: PSA direkt in Beutel

Auch in Falkensee (BB, Kreis Havelland) gibt es ein sinnvolles Konzept. Zunächst mal war die Erkennbarkeit von Schadstoffen einer der Gründe, warum sich die Feuerwehr vor wenigen Jahren bei der Neubeschaffung für sandfarbene Einsatzkleidung entschieden hat.

“Kontaminierte PSA kommt bei uns direkt am Einsatzort in die Tüte – und zwar der ganze Anzug”, betont Frank Christ, stellvertretender Fachbereichsleiter Feuerwehr. Es gilt nur, darauf zu achten, den integrierten Brustgurt aus der Jacke zu entfernen. Dafür ziehen die Kameraden Einmal-Handschuhe an. Die Beutel werden luftdicht verschlossen und einer Spezialwäscherei zugeführt. Da sie aus Zuckerstoff sind, kommen die Beutel mitsamt der PSA in die Wäsche. Während des Waschvorgangs lösen sich die Tüten restlos auf.

Der Abtransport von der Einsatzstelle erfolgt in Rollcontainern – derzeit noch mit dem alten Gerätewagen Logistik (GW-L), einem 23 Jahre alten Mercedes 814.

Feuerwehrbekleidung im Gerätewagen wechseln

Die Berufsfeuerwehr Mannheim beispielsweise hat die große Lösung gewählt: einen Gerätewagen Logistik (GW-L). Der Mannheimer GW-L dient ausschließlich dazu, Mannschaft und Fahrzeuge direkt am Einsatzort wieder einsatzbereit zu machen. Neben Atemschutzgeräten und Schlauchmaterial führt der Gerätewagen saubere Einsatzkleidung in unterschiedlichen Größen mit.

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Der Innenraum ist außerdem in Schwarz- und Weiß-Bereiche aufgeteilt. Durch die hintere Tür tritt der kontaminierte Feuerwehrmann ein und legt seine Kleidung in einem Behälter ab. Dann steigt er unter die Dusche. Im folgenden Raum wird ihm saubere Kleidung ausgehändigt.

“Das Fahrzeug rückt bei jedem Feuer, bei dem mindestens ein Trupp im Innenangriff war, aus”, sagt Matthias Wolf von der BF Mannheim. “Dieses Konzept wird konsequent umgesetzt.”

Der Gerätewagen Logistik der Feuerwehr Mannheim ist speziell dafür ausgelegt, die Löschgruppenfahrzeuge direkt am Einsatzort wieder einsatzbereit zu machen. Hinten geht ein Feuerwehrmann rein, entkleidet und duscht sich und bekommt danach saubere Feuerwehrbekleidung ausgehändigt. Foto: A. Müller

Von der Firma Eilers Fahrzeugbau in Varel (NI, Kreis Friesland) stammt ein neues mobiles Hygiene- und Dekontaminierungssystem. Der für die Feuerwehr in Ihlow (NI, Kreis Aurich) entwickelte Gerätewagen (GW) Hygiene bietet zusätzliche Sicherheit bei Einsätzen und ermöglicht den BOS-Einheiten, sich noch an der Einsatzstelle zu duschen und umzuziehen. Dadurch soll die Verbreitung von Krankheitserregern ebenso effektiv verhindert werden können wie eine Kontaminationsverschleppung über die Einsatzkleidung.

Ausgestattet ist die mobile Hygieneeinheit mit zwei Einbahnstraßensystemen, bestehend jeweils aus: Entkleidebereich mit Waschbecken, Dusche, Ankleide und Ausgabebereich. Ein Grauwassertank mit großem Fassungsvermögen unter dem Fahrzeug sorgt für eine autarke, umweltgerechte Aufnahme der Abwässer.

Gerätewagen Hygiene für die FF Ihlow: Auf Basis eines Iveco Daily fertigte Eilers Fahrzeubau ein mobiles Hygiene- und Dekontaminations-System.

 

Feuerwehr Bremen mit neuem Hygienekonzept

Bremen – Die Feuerwehr Bremen hat sich mit dem Thema Krebserkrankungen durch Schadstoff-Kontamination befasst und ein neues Hygienekonzept entwickelt. Im Zuge der Verbesserungsmaßnahmen hat sie für die über 1.300 Einsatzkräfte von BF und FF neue Schutzkleidung beschafft.

Die fünf verschiedenen Schutzanzüge hat die Feuerwehr Bremen in einem Trageversuch getestet. (Bild: Michael Rüffer)

Eigentlich war die Feuerwehr Bremen mit ihrer im Jahr 2000 eingeführten Einsatzkleidung ganz zufrieden – zumindest, was die Schutzwirkung gegen Hitze und Flammen anbelangt. Doch nach einem Symposium der Gesetzlichen Unfallversicherung zeigten sich die Verantwortlichen sensibilisiert für die Kontamination an Einsatzstellen. Eine daraufhin eingesetzte Kommission regte in ihrem 140-seitigen Ergebnistext eine Ersatzbeschaffung an.

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Sandfarbene Kleidung mit besserer Membran

Statt des bisherigen dunkelblauen Schutzanzugs schützt nun ein sandfarbener mit weiterentwickelter Membran vor den erkannten Gefahren. Dafür hat die Bremer Feuerwehr vorab einen einjährigen Trageversuch mit Anzügen verschiedener Hersteller absolviert.

So sieht die bisher verwendete Schutzkleidung aus. (Bild: Michael Rueffer)

Mit insgesamt 3.000 Garnituren bildet die Feuerwehr einen Pool, aus dem die Einsatzkräfte von Berufsfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr eingekleidet werden.

Das neue Hygienekonzept in Bremen bei der ersten Präsentation: Kontaminierte Schutzausrüstung wird noch an der Einsatzstelle in luftdichten Tüten verstaut. (Bild: Michael Rueffer)

Bestandteil des Hygienekonzepts ist auch, dass krebserregende Stoffe nicht mehr über die verschmutzte Kleidung in die Feuerwachen getragen werden. So werden Jacke, Hose, Helm und Handschuhe sowie weitere Persönliche Schutzausrüstung direkt nach dem Einsatz noch am Schadensort abgelegt und unter Atemschutz in luftdichten Tüten verstaut. Anschließend werden die kontaminierten Bekleidungsstücke zentral gereinigt.

Der Tausch in frische, gereinigte Einsatzkleidung erfolgt mit einem Gerätewagen Hygiene, dessen Besatzung die Einsatzstellen anfährt. Dort können sich die Feuerwehrleute auch grob waschen und desinfizieren.

Mehr zum Thema:

Krebs in Deutschland

  1. Krebserkrankungen gelten – nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen – als die zweithäufigste natürliche Todesursache in Deutschland.
  2. Die Zahl der Krebs-Neuerkrankungen in der Gesamtbevölkerung Deutschlands lag im Jahr 2012 bei geschätzt 225.890 Frauen und 252.060 Männern.
  3. Häufigste Krebsarten bei Männern sind Prostatakrebs, Lungen- und Darm- sowie Harnblasenkrebs. Bei Frauen sind am häufigsten Brustdrüsen, Darm, Lunge und Gebärmutter betroffen.
  4. Größten Anteil an Krebssterbefällen nehmen bei Frauen Brustdrüsen-, Lungen-, Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs ein. Bei Männern sind es Lungenkrebs sowie Darm-, Prostata- und Bauchspeicheldrüsenkrebs.
  5. Im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen sind bei früher Erkennung (!) Hodenkrebs, Prostatakrebs, Hautkrebs, Schilddrüsenkrebs und Tumoren im Lymphsystem (Morbus Hodgkin) relativ gut heilbar.
  6. Einer der wichtigsten Auslöser für Krebserkrankungen sind Tabak- und Alkoholkonsum. Die Kombination beider Faktoren ist besonders schädlich. Zudem spielen übermäßiger Fleischkonsum und Bewegungsmangel beziehungsweise Übergewicht eine Rolle.
  7. Feuerwehrleute sind besonders gefährdet, da Gase verbrennender Materialien mitunter viel stärker krebserregend sind als Tabakrauch.

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