Praxistest Sichtschutzwände

Unfallopfer vor neugierigen Blicken schützen

Bremen/Wunstorf (NI) – Gaffer hat es schon immer gegeben. Doch im Smartphone-Zeitalter ist daraus ein richtiges Problem geworden. Anfangs haben Feuerwehrleute Decken hochgehalten, um den Blick auf Einsatzstellen und Unfallopfer zu verhindern. Inzwischen gibt es professionelle Alternativen. Das Feuerwehr-Magazin hat gemeinsam mit der Feuerwehr Wunstorf acht Sichtschutzwände im Praxiseinsatz getestet.

Insgesamt acht verschiedene Sichtschutzwände haben wir im Praxiseinsatz bei der Feuerwehr Wunstorf getestet. Wie einfach funktioniert der Aufbau? Wird dafür Werkzeug benötigt? Wie sicher stehen die Wände? Was gibt es an Zubehör? Wie Blickdicht sind die Angebot? Und wie lange dauert der Abbau? Dies sind nur einige Fragen, die wir geklärt haben. Foto: Hegemann

Gafferwände oder Sichtschutzwände gibt es erst seit wenigen Jahren in Deutschland zu kaufen. Es scheint ein lohnendes Geschäftsfeld zu sein. Aktuell werden schon zehn verschiedene Produkte angeboten. Die Bau- und Funktionsweisen unterscheiden sich enorm. Das Angebot reicht von einfachen Planen, die individuell bedruckt werden können, bis zu komplexen Anhängerlösungen. Ähnlich extrem differieren auch die Preise. Das günstigste Produkt gibt es für knapp 100 Euro, für das technisch aufwändigste sind inklusive Anhänger rund 20.000 Euro fällig.

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Wir haben alle Hersteller beziehungsweise die jeweiligen Vertriebspartner angeschrieben und um jeweils ein Exemplar für einen Praxis-Test gebeten. Zwei Firmen wollten sich dem Vergleich nicht stellen. Dann halt nicht.

So blieben für den Test folgende acht Produkte übrig: die VarioScreen Sichtschutzwand von Trotec, Stopgaffen von GSM Werbetechnik (im Vertrieb durch ace-tec), I-Shield von Gmeiner, der Gaffer-Stop von DuBa Sichtschutz, die Sichtschutzwand von Dönges, der Gafferschutz von Seitz sowie die Gafferwand und die Gafferwand mini von german inflatable (der Vertrieb erfolgt durch Ziegler).

Pionierarbeit beim Gaffer-Schutz geleistet

Bei unseren Praxis-Tests legen wir großen Wert darauf, dass die Tester über gewisse Einsatzerfahrungen mit dem jeweiligen Gerät oder der Produktgattung verfügen. Bei den Gafferwänden fiel uns die Wahl nicht schwer. Die Feuerwehr Wunstorf aus der Region Hannover (NI) sorgte vor einigen Jahren mit einer eigenen Sichtschutzplane für Aufsehen. Deutlich sichtbar war auf der Vorderseite aufgedruckt: „Nicht gaffen – Mitglied werden!“ Das Produkt hat schon viele Nachahmer inspiriert. „Die Wunstorfer Lösung hat das Gafferproblem in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt und somit auch eine gewisse Katalysatorwirkung gehabt“, erklärt Klaus Trusheim, Geschäftsführer der Firma Dönges.    

Das Bild zeigt die Tester der Feuerwehr Wunstorf und der Feuerwehr Kolenfeld sowie Vertreter der Herstellerfirmen der Sichtschutzwände. Im Vordergrund ist die von der Feuerwehr Wunstorf schon vor Jahren entwickelte Sichtschutzplane zu sehen. Foto: Hegemann

„Wir rücken im Schnitt ungefähr zwei- bis dreimal pro Monat auf die Autobahn 2 aus“, sagt Marvin Nowak, Pressesprecher der Feuerwehr Wunstorf. „Damit fallen etwa 10 Prozent unserer rund 250 Einsätze pro Jahr dort an.“ Sie unterstützen als Schwerpunktfeuerwehr die Ortsfeuerwehr Kolenfeld. Die Einsatzzahlen verwundern insofern, da die Wunstorfer nur für relativ kurze Autobahnabschnitte zuständig sind:

  • In Richtung Dortmund gehört das etwa 8 Kilometer lange Teilstück zwischen den Anschlussstellen Kohlenfeld und Bad Nenndorf dazu.
  • In Richtung Hannover ist es sogar nur der 5 Kilometer lange Abschnitt zwischen den Anschlussstellen Kohlenfeld und Wunstorf-Luthe.

Die Anzahl der Autobahneinsätze ist seit Jahren nahezu unverändert. „Und auch Schaulustige hat es schon immer gegeben“, sagt Nowak. „Aber durch die flächendeckende Verbreitung von Smartphones mit Kamerafunktion hat die Gafferproblematik definitiv eine neue Dimension erreicht.“ Schon frühzeitig setzten die Wunstorfer deshalb Decken ein, um zum Beispiel das Herausschneiden von Leichen aus Unfallfahrzeugen vor den Blicken anderer Verkehrsteilnehmer zu schützen. „2014 kam dann jemand auf die Idee, die erhöhte Aufmerksamkeit für ein wenig Mitgliederwerbung zu nutzen“, schmunzelt Nowak, „und so ließen wir eine handelsübliche Plane entsprechend bedrucken.“

Testsieger: die Trotec VarioScreen Sichtschutzwand 

Unter den acht Produkten im Test fand sich mit dem Gafferschutz von Seitz eine ganz ähnliche Lösung. Mit einem Verkaufspreis von 100 Euro handelte es sich auch um den günstigsten Sichtschutz. Das Produkte überzeugte die Tester und belegte im Test letztlich den vierten Platz. Besser waren nur die Gafferwand von german inflatable (im Vertrieb durch Ziegler) auf Platz 3, der Gaffer-Stop von DuBa Sichtschutz auf Platz 2 und der Testsieger Trotec VarioScreen Sichtschutzwand.

Erfreulich: Nach unseren Testerfahrungen gab es unter den acht getesteten Produkten keinen Flop. Jedes System/Modell hat echte Stärken und gewisse Schwächen. Es kommt also sehr auf das gewünschte Anwendungsgebiet an. Den kompletten Test mit allen Ergebnissen findet ihr in der Dezember-Ausgabe 2019 des Feuerwehr-Magazins. >>>Hier kann das Heft ganz bequem bestellt werden, allerdings nur noch zum Download. Die gedruckte Ausgabe ist restlos ausverkauft.<<<    

Einige Firmen bieten an, dass die Sichtschutzwände individuell bedruckt werden können. Vorteil beim Stopgaffen: Die Plane kann an Einsatzstellen auch ohne die Füße verwendet werden. Foto: Hegemann

 

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