Frau stirbt durch umgestürzten Baum

Sturmtief sorgte im Norden für Einsätze in vierstelliger Höhe

NI/HB/SH – Mit Windböen von bis zu 130 Stundenkilometern fegte „Poly“ am gestrigen Tag über Niedersachsen und Bremen hinweg nordostwärts bis nach Schleswig-Holstein. Das Tief zog dabei teilweise mit Orkanböen über die Nordsee und sorgte für schweren Sturm an der Küste und im angrenzenden Binnenland. Die Feuerwehren der drei Bundesländer waren in Sturmeinsätzen in vierstelliger Höhe gebunden.

Die stellenweise orkanartigen Windböen – an der Nordsee sogar Orkanböen – entwurzelten Bäume und knickten Äste ab. Diese fielen auf Gebäude, Straßen, Gleise und sorgten so in weiten Teilen vor allem von Niedersachsen für Einschränkungen und Ausfälle im Regional- sowie Fernverkehr. Fähren fuhren bereits ab vormittags nur noch eingeschränkt oder blieben vorsorglich im Hafen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte vor unnötigen Autofahrten gewarnt und dazu aufgerufen, windanfällige Gegenstände zu sichern. Herumfliegende Äste oder Dachziegel stellen eine besondere Gefahr bei solch extremen Wetterlagen dar. Die Freiwilligen Feuerwehren wurden frühzeitig von den Leitstellen auf den Ausnahmezustand vorbereitet und in Bereitschaft versetzt.

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Niedersachen

In Niedersachsen mussten Feuerwehren und das THW zu unzähligen Einsätzen ausrücken, in der Regel, um auf Straßen und Fahrzeuge umgestürzte Bäume mithilfe von Motorsägen zu beseitigen oder die Gefahr von drohenden Umstürzen oder herabfallen Ästen zu beseitigen. In Rhede an der Ems (Kreis Emsland) wurde eine 64-jährige Frau beim Spaziergang mit ihrem Hund von einem umstürzenden Baum eingeklemmt und verstarb aufgrund der Schwere ihrer Verletzungen. In Seevetal (Kreis Harburg) beseitigte die Feuerwehr Maschen eine 20 Meter hohe Birke. Diese war durch die Sturmböen entwurzelt worden und quer über eine Straße gefallen.

Der Landkreis Oldenburg kam auf 140 Einsätze im Zuge von „Poly“. Mithilfe von Hubrettungsfahrzeugen oder Hubsteigern konnte die Kräfte Baumkronen entfernen. In Sandhatten zerstörte ein entwurzelter Baum den Hausanschluss eines Einfamilienhauses und legte offene Stromleitungen frei. Auf der Bahnstrecke Oldenburg–Osnabrück kollidierte ein Triebwagen der Nordwestbahn mit einem umgestürzten Baum. Keiner der 70 Fahrgäste wurde verletzt, laut Kreisfeuerwehr Oldenburg. Nach Beseitigung des Baumes konnte der Zug seine Fahrt fortsetzen. Auf der A 28 entfernte die Feuerwehr Altmoorhausen einen umgestürzten Baum von der Hauptfahrbahn. In der Gemeinde Großenkneten blieb ein 60-jähriger Lkw-Fahrer unverletzt, als sein Sattelzug von einer Sturmböe erfasst wurde und dadurch auf die Seite kippte.

Rund 1.000 Einsätze zählten die Feuerwehren und Großleitstellen in Osnabrück, Oldenburg, Ostfriesland, Cuxhaven und Osterholz, so berichtet der NDR.

Eine 20 Meter hohe Birke musste in Horst (Gemeinde Seevetal) von der Feuerwehr Maschen beseitigt werden. Foto: FF Maschen

Bremen

In Bremen mussten die Einsatzkräfte innerhalb von rund 24 Stunden etwa 140 Einsätze bewältigen. Eine Person erlitt durch herabgestürzte Äste schwere Verletzungen. Fahrzeuge, Gebäude und Stromleitungen erfuhren durch umgestürzte Bäume und abgerissene Äste Beschädigungen. Knapp 300 Einsatzkräfte von BF, FF sowie THW waren beteiligt. Auch am Donnerstag gab weiter Einschränkungen im Bahnverkehr im Nordwesten Niedersachsens sowie rund um Bremen.

Die Stadt Bremerhaven verzeichnete 43 sturmbedingte Einsätze im gesamten Stadtgebiet, die durch haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte abgearbeitet werden konnten.

Schleswig-Holstein

Auf seinem Weg nach Schleswig-Holstein hatten sich die Windgeschwindigkeiten von „Poly“ verringert. Trotzdem kamen Feuerwehr und Polizei laut NDR auf 500 sturmbedingt Einsätze für das nördlichste Bundesland. Die Kooperative Regionalleitstelle West zählte allein für die Kreise Pinneberg, Segeberg, Steinburg sowie Dithmarschen mehr als 200 Einsätze. Ins Dithmarschen erfasste eine Windböe ein Auto und trug es in den Straßengraben. Die Fahrerin blieb unverletzt. Im Laufe der Nacht zu Donnerstag ließ der Sturm spürbar nach, die Schäden fielen laut Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein (LFVSH) geringer aus als erwartet.

Auch im Kreis Rendsburg-Eckernförde (SH) gab es eine Reihe von durch umgestürzte Bäume verursachte Schäden, so wie hier in Aukrug-Homfeld. Foto: KFV Rendsburg-Eckernförde

Sommerstürme gelten als besonders gefährlich, da die voll belaubten Bäume mehr Angriffsfläche bieten als in Herbst oder Winter. Wie Meteorologe Frank Böttcher vom Deutschen Wetterdienst (DWD) dem NDR berichtete, sei „Poly“ extrem ausgefallen. Ein Sturm dieses Ausmaßes komme so nur alle 30 Jahre vor. Auch in den nächsten Tagen sei vor allem in Wäldern und Alleen besondere Vorsicht geboten, so der LFVSH. Von Bäumen und möglicherweise instabilen Ästen gehe weiterhin Gefahr aus.

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