Kampagne #Gewaltangehen in Berlin gestartet

Fußabtreter der Nation

Berlin – In der Bundeshauptstadt startete heute die bundesweite Kampagne #Gewaltangehen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherungen (DGUV). Im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung am Tag des Ehrenamtes (5.12.) standen die Erlebnisse und Erfahrungen von Einsatzkräften der Feuerwehr und der Rettungsdienste. Sechs Retter aus ganz Deutschland sind die Gesichter der Kampagne. Fünf waren vor Ort dabei. “Gewalt gegen Rettungskräfte darf nicht toleriert werden”, so die einhellige Meinung.

“Ich fühle mich inzwischen wie der Fußabtreter der Nation”, fasste Rettungsassistent Philipp Rothert seine Gemütslage zusammen. Seit über 20 Jahren arbeitet der 45-Jährige bereits im Rettungsdienst. “Einmal hat ein Patient im Rettungswagen die Gurte gelöst und stand plötzlich mit erhobener Faust vor mir. Nur die Geistesgegenwart eines Kollegen hat mich vor Schlimmerem bewahrt”, schilderte der Mitarbeiter des Malteser Hilfsdienstes. Ein anderes Mal hat ihn eine Patientin mit dem Messer bedroht. “Vor kurzem reanimierten wir jemanden auf der Straße vor Rettungswagen. Da kam ein Autofahrer und beschwerte sich, dass er nicht durchkommt”, schildert der Rettungsassistent und freiwillige Feuerwehrmann Daniel Schoon eine andere Situation. “Das wir um das Leben eines Menschen kämpften, interessierte ihn nicht.”

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Beleidigungen, Pöbelleien, Beschimpfungen seien an der Tagesordnung, sagen die Betroffenen. Und bei den Frauen kommen noch sexistische Äußerungen hinzu. Retter mit Migrationshintergrund werden sehr häufig rassistisch beleidigt. “Dabei kommen wir, um den Menschen zu helfen”, wundert sich Mohammad Mangal. Der gebürtige Afghane arbeitet seit acht Jahren als Rettungssanitäter bei den Johannitern.

Gespräche bei der Auftaktveranstaltung der Kampagne in Berlin.

Jemand, der sich diese Geschichten ganz genau anhörte, war Lilian Tschan, Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BAMS). Arbeitsminister Hubertus Heil hat die Schirmherrschaft für die Kampagne übernommen. “Wir dürfen die Zustände so nicht hinnehmen und müssen etwas gegen die Sprachlosigkeit tun”, so Tschan. “Null Toleranz bei Gewalt gegen Einsatzkräfte” – das fordert auch die Mitgliederversammlung des Spitzenverbandes der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) in einer Resolution. Die Selbstverwaltung der gesetzlichen Unfallversicherung wendet sich damit gegen jede Form von Gewalt gegen Einsatzkräfte.

Sechs Aktive aus verschiedenen Hilfsorganisationen und Feuerwehren treten mit Statements für das gemeinsame Anliegen ein: mehr Respekt, mehr Unterstützung aus der Gesellschaft und einen gewaltfreien Umgang miteinander. Wie nötig das ist, zeigt auch das Ergebnis einer Umfrage der FUK Niedersachsen. Ein Drittel der 1.300 Teilnehmer gab an, im Dienst bereits von Gewalt betroffen gewesen zu sein. Um bundesweite Werte zu erhalten hat auch der Deutsche Feuerwehrverband eine Umfrage zu Gewalterfahrungen gestartet. Unter https://befragungen.dguv.de/evasys/online.php?p=DFV_Befragung2023 können sich Aktive noch bis kommende Woche beteiligen.

Gruppenfoto zur Kampagne #Gewaltangehen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung.

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