FF startet Mitgliedersuche in sozialen Medien

Feuerwehr Friedrichskoog droht Pflichtfeuerwehr

Friedrichskoog (SH) – Die Zahl der aktiven Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Friedrichskoog (Kreis Dithmarschen) sinkt. Wenn sich nichts ändert, könnte die Gemeinde Bürger zum Dienst in der Feuerwehr verpflichten. Jetzt versucht die Einsatzabteilung mit einem Video, Frauen und Männer für das Ehrenamt zu begeistern.

Gruppenfoto der FF Friedrichskoog, die wir im Feuerwehr-Magazin 8/2019 vorgestellt haben. Schwerpunkt der Geschichte damals war der Kauf mehrerer gebrauchter Einsatzfahrzeuge. Heute kämpft die Feuerwehr gegen eine zu geringe Mitgliederzahl. Foto: Timo Jann

“Mittlerweile ist die Situation bei uns ernst, auch wenn das noch nicht jeder so wirkliche erkannt hat”, schreibt die Feuerwehr auf der Startseite ihrer Homepage. “Die geforderte Soll-Stärke erreichen wir schon länger nicht mehr. Die kleineren Einsätze können wir meist noch allein abarbeiten, aber ab einer gewissen Größe müssen wir auf die Nachbarwehren zurückgreifen.”

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Kürzlich hat sich eine Arbeitsgruppe mit der Produktion eines Videoclips mit den Einsatzkräften beschäftigt. “Wir wollen nicht schocken oder mit der Einführung einer Pflichtfeuerwehr drohen – wir wollen einfach wachrütteln. Wenn irgendwann die Plätze nicht mehr besetzt werden können, dann haben wir ein großes Problem”, heißt es von Seiten der Feuerwehr.

Statt der vom Brandschutzgesetz Schleswig-Holstein geforderten Mindeststärke von 54 Aktiven sind derzeit nur noch 41 übriggeblieben. Immer mehr junge Menschen der rund 2.500 Einwohner staken Gemeinde ziehen von dort weg, weil es wenig Arbeitgeber gibt. Laut eines Berichtes des NDR hätten außerdem 750 Bürger nur einen Zweitwohnsitz in Friedrichskoog und seien daher seltener vor Ort, um bei der Feuerwehr mitzumachen.

“Ausreden wie ‘dazu habe ich keine Zeit’ lassen wir nicht gelten, denn Zeit hat von uns niemand wirklich über. Und Zeit braucht man tatsächlich eher wenig bei uns. Da sind andere Hobbys wesentlich zeitintensiver”, erklärt die Feuerwehr.

“Wir brauchen Eure Unterstützung” lautet deshalb das Motto des Videos. “Wir haben bis jetzt nur positive Resonanz auf das Video bekommen”, sagt Ortswehrführer Peter Sassenroth. “Bis jetzt haben sich zwei Mann gemeldet, die eventuell eintreten wollen. Das ist etwas wenig, aber selbst für einen hätte sich das Video schon gelohnt.”

 

Bereits vor 3 Jahren hatten wir die Feuerwehr Friedrichskoog im Visier. Die Wehr wählte bei der Beschaffung von Einsatzfahrzeugen einen ungewöhnlichen weg. Sie entschied sich nämlich dazu, auf einen Schlag mehrere Feuerwehrfahrzeuge zu kaufen – und zwar gebraucht. Das haben wir zum Anlass genommen, die Friedrichskooger in einer Reportage im Feuerwehr-Magazin vorzustellen. Das Heft könnt Ihr ganz einfach hier in unserem Online-Shop bestellen. 👇👇

PDF-Download: Feuerwehr-Magazin 8/2019

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. @ Andreas Rapp

    Dem stimme ich zu. Bin bei Fehlalarm auch froh dann meine Sachen machen zu können.
    Es reicht vollkommen aus wenn jede/r so viel gibt wie er oder sie vertreten kann.
    Zweimal halbe Kraft ist mehr Wert als einmal Volle Kraft
    Mit dem Pflichtprogram Lehrgang (Ausbildung) Übung Versammlung und Einsatz ist man schon gut eingebunden.

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  2. @Andreas
    Hallo,
    zunächst einmal wollte ich niemanden vor den Kopf stoßen oder demotivieren, das ist einfach nur meine persönliche Meinung. Natürlich definiert sich die Feuerwehr über die Bereitschaft zu helfen, aber bei uns verlieren viele kleinere Wehren Mitglieder, weil diese Bereitschaft eben durch wenige Einsätze nicht zum tragen kommt (bzw. kommen kann). Natürlich ist es eine Genugtuung, wenn man jemandem helfen konnte.
    Aber die Freiwillige Feuerwehr verliert in der Fläche immer mehr Mitglieder und dafür muss es ja Gründe geben und meine Vermutung ist eben ein gestiegener Anspruch des Nachwuchses an die Vereine (regelmäßige Events und Training sowie Ausstattung), was in der FFW nun mal Einsätze plus Übungen plus Fuhrpark sind.
    Denn Pendler und Alleinverdiener gab es bei uns schon immer, also ist Zeitmangel und Arbeitsplatzort in meinen Augen kein Argument für die schwindenden Mitgliederzahlen, da liegen die Gründe in meinen Augen in meinen Ausführungen von unten.

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  3. @ Joseph
    Hallo!
    Dein Kommentar stösst mir ehrlich gesagt sauer auf. Die Aussage “Feuerwehr macht erst bei vielen Einsätzen spaß” ist ja geradezu Demotivation für viele freiwillige Feuerwehren (wie z.B. Friedrichskoog.)
    Ich selbst komme auch aus einer kleinen Abteilung einer FFW aus dem ländlichen Raum. Meist haben wir mehr Übungen als Einsätze. Unserer Motivation schadet das nicht. Allerdings haben meine Kameraden eine andere Einstellung als Du. Wir sind Feuerwehrleute, weil wir denen helfen wollen, die gerade Hilfe brauchen. Jeder Einsatz egal ob Türöffnung oder B3, bei dem wir jemanden in Not helfen können, ist Genugtuung für uns. Bei einem Fehlalarm oder einer Ölspur hört man auch mal: Gott sei Dank dank nix schlimmes passiert! Wir definieren unsere Sinnhaftigkeit darüber bereit zu sein, wenn wir gebraucht werden; nicht über Einsatzzahlen oder extravagante Einsatzstichworte.
    Vielleicht solltest Du Deine Argumentation überdenken, denn sie stösst Kameraden wie mich vor den Kopf.

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  4. @Christiane
    Also bei uns in BW ist das gesetzlich so geregelt, allerdings muss man auch die AG-Seite verstehen:
    Es besteht keine Schadenersatzpflicht der Gemeinde ggü. dem AG hinsichtlich entgangenem Gewinn, falls sich der Feuerwehrangehörige im Einsatz verletzt: https://www.landesrecht-bw.de/jportal/?quelle=jlink&docid=MWRE070005003&psml=bsbawueprod.psml&max=true&doc.part=L&doc.norm=all
    Ähnlich wird es auch mit entgangenem Gewinn während Einsätzen oder Strafzahlungen sein, sodass einem AG viele Nachteile aus dem Ehrenamt Freiwillige Feuerwehr entstehen können.
    Hier wäre der Gesetzgeber aufgefordert, die Gemeinde auch ggü. Firmen in die Pflicht zu nehmen.

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  5. Der Schutz der Feuerwehrleute sollte verbessert werden. Sowie es ein Gesetz geben müsste das Angehörige der Feuerwehr freigestellt werden MÜSSEN sei es zu Einsätzen oder Ausbildung sowie Lehrgängen. Ich musste aufhören weil mein Arbeitgeber nichts für Feuerwehr drüber hat.

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  6. Dieses Problem wird in den nächsten 15 Jahren m.E. noch viele Wehren in ganz Deutschland treffen.
    Diese Feuerwehr hat wenige Einsätze, was grundsätzlich die Motivation beim Nachwuchs hemmt: warum 20-30 mal im Jahr zum Feuerwehreinsatz, wenn man im Sportverein jedes Wochenende planbar zum
    Zug kommt. Denn machen wir uns nichts vor: richtig Spaß macht Feuerwehr nur bei entsprechend vielen Einsätzen (meiner Meinung nach ab 100 pro Jahr), denn nur dann hat man auch mal interessante Einsätze abseits des tristen Alltags wie Person in Not oder BMA.

    Ein weiteres Problem wird hier in den nächsten Jahren der Fuhrpark: bei uns geht es schon los, dass viele Wehren keinen RW mehr bekommen, da der RW1 nicht mehr genormt ist. Als Ersatz gibt es dann allerhöchstens ein HLF10, meistens aber einen GW-T. H(LF)20 werden bei uns so gut wie nie vom Landkreis genehmigt.

    In meinen Augen ist es ein Teufelskreis aus wenigen Einsätzen und dem Zusammenstreichen der Fuhrparks, der den kleineren Freiwilligen Feuerwehren auf mittelfristige Sicht das Genick brechen wird: wenige Einsätze und ein Fuhrpark, der zukünftig deutlich unter dem „Status quo“ liegen wird, sind einfach nicht attraktiv für Nachwuchs.
    In größeren Feuerwehren lässt sich bei uns das genaue Gegenteil beobachten: dort gibt es mehr als genug Mitglieder, eben weil viele Einsätze in Kombination mit der gesamten Palette an Fahrzeugen vorhanden ist.

    Letztendlich muss sich die Freiwillige Feuerwehr bewusst werden, dass sie ein Verein wie jeder andere ist und dementsprechend ihren Mitgliedern auch etwas bieten muss. Und bei der aktuellen Vielfalt an Vereinen muss das zumindest ein sehr gut ausgestatteter Fuhrpark sein; da muss dann auch symbolisch gesehen mal ein HLF10 statt eines TSF-W oder MLF oder ein RW statt eines GW-T drin sein. Und ja, das kostet Geld, aber hauptamtliche Kräfte (egal ob vor Ort oder zusammen mit anderen Gemeinden) sind deutlich teurer als ein Fahrzeug aus der nächsthöheren Klasse.

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