Ehemaliger Helikopter des Feuerwehr-Flugdienstes Niedersachsen

Alten Feuerwehr-Hubschrauber entdeckt

Eschach-Seifertshofen (BW) – Fast in Vergessenheit geraten ist, dass es in Deutschland einmal Feuerwehr-Hubschrauber gegeben hat. Eins der letzten Exemplare ist in Bad Oeynhausen (NW, Kreis Minden-Lübbecke) aufgetaucht. Er ist nun im Schwäbischen Bauern- und Technikmuseum in Eschach-Seifertshofen (BW, Ostalbkreis) gelandet.

Feuerwehr-Hubschrauber
Diesen ehemaligen Hubschrauber des Feuerwehr-Flugdienstes Niedersachsen wird in Zukunft in einem Museum in Baden-Württemberg zu sehen sein. Foto: Heino Schütte

Bei dem historischen Drehflügler handelt sich um eine Bristol Sycamore mit der Luftfahrzeug-Kennung “D-Hahn”. Dieses Modell wurde ab 1944 in Großbritannien entwickelt. 50 Exemplare stellte die Bundeswehr ab 1957 in Dienst. Vier Sycamores wurden später dem 1962 gegründeten Feuerwehr-Flugdienst Niedersachsen übergeben. Der 75 Jahre alte Feuerwehr-Pilot Manfred Koch erinnert sich noch lebhaft an Einsätze, Übungen und Experimente bezüglich Rettungsfliegerei und Brandbekämpfung mit Außenlastbehältern.

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Die Sycamore sei mit ihrem 500-PS-Kolben-Sternmotor nicht einfach zu fliegen gewesen und mit den heutigen Turbinen-Helikoptern nicht zu vergleichen. “Passagiere haben immer gedacht, ich und der Hubschrauber leiden an einer Art Zitterkrankheit”, erzählt Koch schmunzelnd. Die wackelnden Steuerorgane erforderten besonderes Fingerspitzengefühl und das Armaturenbrett sei freihängend an einer Gummikonstruktion montiert gewesen, um die heftigen Vibrationen abzufedern.

Doch “D-Hahn”, “D-Helm”, “D-Hose” und “D-Hemd” seien zuverlässige Begleiter des Flugdienstes gewesen. Dessen Piloten haben sie erfolgreich als Brandbekämpfer eingesetzt, wobei sie einen 500-Liter-Außenlastbehälter verwendeten. “Doch der Wartungsaufwand und der Durst waren einfach zu riesig.” Seit 1982 ist der Feuerwehr-Flugdienst ausschließlich mit sparsameren Flächenflugzeugen unterwegs. Er leistet einen wichtigen Dienst bei der Früherkennung von Wald- und Flächenbränden sowie bei der Einsatzkoordination.

Die Freude bei den fliegenden Feuerwehrleuten aus Niedersachsen ist groß. Das Team des Schwäbischen Bauern- und Technikmuseums war bei der Auflösung der teils verwitterten Privatsammlung des seit 2007 geschlossenen Motor Technica Museums Bad Oeynhausen beteiligt. Dabei entdeckte es den Helikopter. Zum Glück hatte “D-Hahn” in einer Halle, also im Trockenen,  gestanden. Die fast 15 Meter lange und 2,5 Tonnen schwere Feuerwehr-Sycamore ist komplett und erstaunlich gut erhalten.

Passend zum Thema:

Nun soll der feuerrrote Hubschrauber restauriert werden. Wann die Maschine der Öffentlichkeit zugänglich sein wird, dazu will sich Museumsbetreiber Mario Speidel noch nicht festlegen. Er überlegt, den britisch-deutschen Heli in dessen Urzsutand eines SAR-Fliegers der Bundeswehr zurück zu versetzen, um ihn dann in die große Militär-Sammlung des Museums zu integrieren. Doch dann dürfte vielen Feuerwehrangehörigen das Herz bluten, wenn dieses Stück Feuerwehr-Geschichte sein markantes rotes Kleid verlieren würde.

Text und Foto: Heino Schütte, Feuerwehr-Magazin-Autor

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich kenne den Hubschrauber vom Kreisfeuerwehrtag des Landkreises Osnabrück 1974 in Hunteburg.

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  2. Hallo Herr Hopf,
    wir haben Fotos von diesen Hubschraubern. Ich könnte Sie ihnen zur Verfügung stellen.
    Beste Grüße

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  3. Hiermit möchte ich als ehemaliger Pilot der Bristol Sycamore mit der Kennung D-HEMD, D-HELM, D-HAHN folgendes zu den Kommentaren und dem erschienenen Artikel anmerken.
    Ich habe im Rahmen meiner Tätigkeit für den Feuerwehrflugdienst diese von 1972-1985 geflogen.
    Parallel zu den Hubschraubern, besaß der Feuerwehrflugdienst des Landes Niedersachsens auch Flächenflugzeuge mit denen überwiegend die Waldbrandüberwachung erfolgte.
    Die Basis der zwei in Hannover stationierten Hubschrauber vom Typ Bristol Sycamore war die Feuerwehrwache4 am Tönniesberg, dies erfolgte wechselnd.
    In der Zeit der Waldbrände in den siebziger Jahren kann ich anhand meiner Flugbücher die genauen Daten entnehmen, wann und an welchen Orten ich mit den Hubschraubern im Einsatz war. (Es ist also keine Zeitungsente).
    Des weiteren erhielt der Feuerwehrflugdienst am 24.03.1975 den offiziellen Auftrag der deutschen Forschungs- und Versuchs- anstalt für Luft- und Raum- fahrttechnik zur Fragestellung Löschen aus der Luft, unter Einbeziehung der verwendeten Hubschrauber.
    Zutreffend ist auch das Herr Hasselbrink die Hubschrauber vom Typ Bristol Sycamore technisch betreute.

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  4. Hallo Thomas,
    könntest Du mir vielleicht einige Bilder von dem Vorfall, Abwurf der TS, (digital) zukommen lassen?
    Es wäre auch super, wenn Du noch einige Bilder von der Sycamore – in Feurwehrfarben – hättest. Ich beschäftige mich mit dem Thema “Brandbekämpfung aus der Luft” und auch ein klein wenig mit der Historie.
    Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen.
    Vielen Dank für Deine Mühe.

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  5. In diesem Film werden verschiedene Einsatzmöglichkeiten gezeigt:
    https://www.youtube.com/watch?v=wBAgeD7yyAE

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  6. Zu dem Hubschrauber in Hannover

    1. ) Bei einer Übung der Kommunalen Feuerwehr Bereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr der Landeshauptstadt Hannover an der Marienburg ( Nordstemmen) wurde der Hubschrauber zum Transport einer TS 8/ 8 der Freiwilligen Feuerwehr Kirchrode eingesetzt. Diese Verfing sich in den Bäumen und mußte Abgeworfen werden. Dabei stürzte sie zwischen 2 LKW der Britischen Armee, die dort zeitgleich ein Manöver hatten. Kein Personen Schaden. 1 LKW beschädigt.

    2.) Bei einer großen Übung der Feuerwehr Hannover im Raum Fuhrberg wurde ein Beamter der BF Hannover beim Verlassen des Hubschraubers vom Heckrotor der Maschine
    Getroffen und schwerst verletzt.

    Danach wurde die Maschine bei keiner weiteren Übung eingesetzt.

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  7. Hallo zusammen, ich habe den Hubschrauber, der an der Feuer- und Rettungswache 4 (Hannover) am Tönniesberg auf der Wiese (wo heute die FW Abrollcontainer stehen) stand, selbst gesehen. Und zwar jedes mal, wenn wir von der B65 aus Richtung Telefunken kamen und im Kreisel Richtung B 217 fuhren. Das ist schon einige Jahrzehnte her. Mein Vater wußte noch, dass die Britische Armee die Hubschrauber für den Preis von einem Britischen Pfund abgegeben hat. Ob nun für alle zusammen oder für jeden einzelnen, weiß ich nicht mehr. Airfix hatte da auch einen Bausatz als Militärvariante. In einem Feuerwehrkalender war auch eine Maschine abgebildet. Wie gesagt, alles schon Jahrzehnte her. Die ehemaligen Kameraden (Frauen waren damals noch nicht dabei) der Wache 4 wissen da sicher mehr. Vielleicht findet sich da auch das eine oder andere Bild. Da lohnt es sicher auch mal ein Blick in die Chronik zum 100sten Bestehen der BF zu werfen. Da findet man auch einen Artikel zum ersten elektrischen Löschzug der BF Hannover (vor dem 2. Weltkrieg). Aber das ist eine andere Geschichte 😉 – nein, auch keine Ente.

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  8. Kann es sein das in der Feuerwehrschule des Landes Salzburg (Österreich) auch so eine steht

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  9. Wenn man selbst nicht recherchiert hat und es anscheinend nicht kann, sollte man weiter im April Enten jagen!
    http://www.helionline.net/125-402586-506609/show/d-register.html

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  10. Auf dem Kreisfeuerwehrtag in Hatten hat einer von den Hubis mal eine
    TS während des Flugeverloren.
    Es gibt Fotos darüber.

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  11. Ich bin mir nicht sicher, ob die Sycamores zur Zeit des Heidebrandes überhaupt noch airworthy war. Jedenfalls war sie definitiv nicht dabei.
    Ich kann das beurteilen, da ich diesen Einsatz als Hubschrauberführer der Bundeswehr mitgemacht habe

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  12. Nur kurz;
    Toller Fund!
    Ich gebe Folgendes zu bedenken:
    Eine SAR-Bristol gibt es u. a. bereits im Hubschraubermuseum Bückeburg und in Großenkneten bei der dortigen Traditionsgemeinschaft Fliegerhorst Ahlhorn.
    Eine feuerrote FFD-Bristol wäre ein weiterer echter Hingucker!
    Also: Lasst sie wie Phönix aus der Asche in Rot erstrahlen, bitte!

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  13. D-HELM ist im Fahrzeugmuseum Marxzell anzusehen, jedoch ohne Rotoren. Marxzell liegt zwischen Karlsruhe und Pforzheim. http://www.fahrzeugmuseum-marxzell.de/

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  14. Den Gab es wirklich und er war auch genau so wie dargestellt abgebildet. Das Motor Technica Museum Bad Oeynhausen hat leider eine leidvolle Geschichte, die erst vor wenigen Jahren endete. Einfach mal im Netz suchen.

    Hier ist ein Foto vom damaligen Ausstellungsplatz:

    https://www.aviationmuseum.eu/Blogvorm/motor-technica-museum/

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  15. In einer alten Fernweh-Doku über die Feuerwehr “Zwischen Diepholz und Hung-Kong” kommt der Flugdienst vor mit D-HELM https://www.youtube.com/watch?v=wBAgeD7yyAE

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  16. Hallo Andreas. Herzlichen Dank für Deinen Kommentar. Es handelt sich tatsächlich NICHT um einen Aprilscherz. Unser Kollege Heino Schütte aus Schwäbisch Gmünd hat die Ankunft des Hubschraubers in Baden-Württemberg selbst fotografiert. Er wird die Geschichte auch weiterhin betreuen. Wenn der Heli restauriert ist, die derzeitige Lackierung behält und seinen endgültigen Platz im Museum gefunden hat, ist eine Geschichte für unsere Print-Ausgabe geplant. Dass die Hubschrauber des Flugdienstes in den Artikeln über den Heidebrand 1975 nicht auftauchen, kann ich Dir nicht erklären. Ich hatte über den Heidebrand zur Interschutz 2015 selbst einen historischen Einsatzbericht (FM 6/2015) verfasst. Bei der Recherche habe ich aber auch keine Fotos von Hubschraubern des Flugdienstes im Einsatz gefunden. Von dem jetzt aufgefundenen Heli liegt mir allerdings historisches Bildmaterial vor. Wir stehen gerade in Kontakt mit dem Feuerwehr-Flugdienst Niedersachsen. Es passt ja irgendwie, dass im Jahr dessen 60-jährigen Bestehens ein Stück seiner Feuerwehr-Geschichte gefunden wurde. Oben im Text findest Du den Link zu meinem Beitrag über den Flugdienst. Darin oder in diesem Beitrag hier informieren wir Euch, wenn es etwas Neues zu dem Thema zu berichten gibt. Schöne Grüße aus der Feuerwehr-Magazin-Redaktion. Sven Buchenau

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  17. Hallo Andreas Calo. Det Hubschrauber mit der Kennung D-HELM war auf der Feuertrettungswache 4 der Berufsfeuerwehr Hannover stationiert.

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  18. Guten Morgen,
    diesen Hubschrauber habe ich während des Dienstes bei dem Feuerwehr Flugdienst betreut.
    Schön, dass sie ihn gefunden haben.
    VG Dieter Hasebrink

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  19. Eine sehr interessante Mitteilung. Bisher hatte ich, obwohl ich mich seit geraumer Zeit mit dem Thema Feuerwehr beschäftige (43 Jahre aktiver Dienst, seit 1982 Schriftführer des Vereins darüber hinaus 20 Jahre Schriftführer des Wehrführerausschusses der Stadt und 11 Jahre WF einer Stadtteilwehr) habe ich noch nie etwas von diesem Thema gehört. Nirgends in der mir vorliegenden Fachzeitschriften wurde jemals auch nur ein Wort davon berichtet, dass es in der ehemaligen BRD Feuerwehr eigene Hubschrauber gab. Soweit ich es weis, auch nicht im Feuerwehrmagazin, das ich seit Jahrzehnten mit großem Interesse lese.

    Da ich mich auch recht intensiv für die Geschehnissen während der Waldbrandkatastrophe 1975 gerade in Niedersachsen interessiere, die ich im zarten Alter von 13 Jahren in den damaligen Medien intensiv verfolgte, relativ viele Berichte und Literatur dazu las, einschlägige Dokumentationen ansah, frage ich mich schon, warum diese Hubschrauber hier offensichtlich nicht zum Einsatz kamen……..

    Wie man aus Zeugen- und Einsatzberichten der damaligen Zeit recht genau heraus lesen kann, fehlte es während diesen Großeinsätzen gerade an Hubschraubern, egal ob zur Brandbekämpfung oder zur Lageerkennung aus der Luft.

    Das gleiche gilt übrigens auch für den Extrem-(Katastrophen-)winter 1978/79 in Norddeutschland, auch hier las man immer nur vom Einsatz von Polizei-, BGS- bzw. Militärbubschraubern.

    Daher mehr eine Frage, als ein Kommentar. Kann hier jemand eventuell eine Erklärung, eine Antwort zu geben? Gibt es Berichte, die die Existenz dieser Hubschrauber, deren Einsätze belegt????

    Oder fand dieser Hubschrauberfund zufällig bereits am 01.04.2022 statt?

    Oder handelt sich bei diesem Fluggerät sogar um eine gut getarnte Presse-/Zeitungsente????

    Würde mich über Rückanrworten, eine Aufklärung sehr freuen.

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