Kaiserslautern (RP) – Nach einem Schlangenbiss ins Gesicht musste ein 36-jähriger Mann am 1. August 2025 in Kaiserslautern notfallmedizinisch versorgt werden. Die Versorgung gestaltete sich als außergewöhnlich komplex, da das erforderliche Gegengift ausschließlich am Klinikum Rechts der Isar in München vorrätig war. Dank einer überregionalen Rettungskette mit bodengebundenem Spezialtransport und einem Nachtflug durch den Rettungshubschrauber Christoph 11 konnte das Serum rechtzeitig geliefert werden.
Der Rettungshubschrauber Christoph 11 startete von Villingen-Schwenningen aus und brachte das Gegengift rechtzeitig nach Kaiserslautern. Foto: DRF Luftrettung
Laut Polizeiangaben wurde der Mann gegen 1 Uhr nachts beim Umsetzen einer Klapperschlange von dem Tier ins Gesicht gebissen. Die Schlange entglitt seiner Kontrolle, als er sie mit zwei Haken aus dem Terrarium heben wollte. Der 36-Jährige erlitt in der Folge einen Kreislaufkollaps. Rettungskräfte versorgten ihn vor Ort und brachten ihn in eine Klinik in Kaiserslautern. Dort verschlechterte sich sein Zustand weiter. Die behandelnden Ärzte stuften ihn in der Folge als lebensbedrohlich ein.
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Serum nur in München verfügbar
Eine Prüfung der Klinik ergab: Das passende Antivenin war lediglich an der Toxikologie des Klinikums Rechts der Isar verfügbar. Um 3:02 Uhr informierte die Leistelle Kaiserslautern die Integrierte Leitstelle München. Diese alarmierte ein Fahrzeug des Medizin- und Organtransports sowie den Intensivtransporthubschrauber Christoph München – der jedoch wegen schlechten Wetters nicht starten konnte.
Daraufhin fragte man sämtliche nachts verfügbare Rettungshubschrauber in Bayern und Baden-Württemberg ab. Die Leitstelle Villingen-Schwenningen (BW) stellte schließlich Christoph 11 bereit, der zum Flughafen Stuttgart flog. Zeitgleich transportierte ein Fahrzeug der Feuerwehr München das Gegengift vom Klinikum Rechts der Isar auf dem Landweg dorthin. Vor Ort koordinierten die Leitstelle Stuttgart und die Flughafenfeuerwehr die Übergabe an die Hubschrauberbesatzung, die das Serum anschließend im Nachtflug nach Kaiserslautern brachte.
Gegen 8 Uhr konnte das Serum dem Patienten verabreicht werden. Zu diesem Zeitpunkt schwebte der Mann laut Angaben mehrerer Medienberichte bereits in akuter Lebensgefahr. Die Polizei teilte später mit, dass sich der Zustand des 36-Jährigen als kritisch, aber stabil darstelle.
Christoph 11, stationiert in Villingen-Schwenningen, ist seit 2017 für Nachtflüge zugelassen. Die Maschine ist mit Nachtsichtgeräten (NVG), spezieller Beleuchtung und einem Zwei-Pilotensystem ausgerüstet. Am 6. Juli 2025 wurde zudem Christoph 51, stationiert in Pattonville bei Stuttgart, für den Nachtbetrieb freigegeben. Dort sind künftig bis zu 800 nächtliche Starts und Landungen pro Jahr zulässig. Grundlage für die Genehmigung war ein Lärmgutachten, das ergab, dass die Belastung unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte liege und daher als zumutbar gelte. Anwohner haben bereits angekündigt, rechtliche Schritte einzuleiten.
Luftrettung in der Nacht
Die Voraussetzungen für nächtliche Rettungsflüge sind hoch. Neben technischer Ausrüstung und geschultem Personal sind vor allem behördliche Genehmigungen samt Lärmschutzprüfung erforderlich. Eine Bedarfsanalyse der Luftrettung aus dem Jahr 2020 empfiehlt eine Ausweitung von 24-Stunden-Stationen bundesweit.
Der Beitrag basiert auf einer Meldung von Daniel Kessler und wurde redaktionell erweitert.