Iveco sucht Partner für die Brandschutzsparte

Möglicher Verkauf kann auch Chance für Magirus sein!

Ein Kommentar von Jan-Erik Hegemann, Chefredakteur Feuerwehr-Magazin

Jetzt ist es also raus: Der Iveco Konzern sucht tatsächlich einen Käufer für seine Brandschutzsparte. Spekulationen dazu gab es schon seit Jahren. Als der Vor-Vorgänger des derzeitigen CEO (Geschäftsführers) Antonio Benedetti die Firma Magirus zwischen 2011 und 2015 grundlegend umkrempelte, hieß es oft: „Nun wird die Braut hübsch gemacht!“ Damals investierte der Mutterkonzern knapp 100 Millionen in die Werke und Standorte der Brandschutzsparte in Deutschland, Italien, Frankreich und Österreich.

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In Ulm fertigt Magirus in Deutschland seit 2013 alle Feuerwehrfahrzeuge. Foto: Hegemann

Unter Benedettis Leitung wurden beispielsweise alle Aktivitäten in Deutschland am Standort Ulm zusammengezogen. Dort entstand das „Kompetenzzentrum für Brandschutz“. Hier konzentrierte der Italiener alle deutschen Brandschutzaktivitäten, die anderen Standorte gab er ab (Werk Görlitz) oder schloss sie (Werk Weisweil). Aktuell schaffen bei Magirus in Ulm rund 1.000 Beschäftigte.

Iveco-Vorstand informierte Gewerkschaften in Italien

Vor einer Woche berichteten die Südtirol-News, dass der Iveco-Vorstand die Gewerkschaften in Italien über die Suche nach Partnern für die Brandschutzsparte informiert habe. Auch ein Verkauf des gesamten Geschäftsfeldes beziehungsweise von Teilbereichen sei denkbar. Wobei das Wort Verkauf dabei natürlich vermieden wurde. Es werde ein Investor gesucht, der die Produktion von Feuerwehrfahrzeugen ganz oder zum Teil übernehme, heißt es. Von strategischer Partnerschaft ist an anderer Stelle die Rede. Als Quelle wird eine Pressemitteilung der italienischen Gewerkschaften genannt.

Eine direkte Bestätigung aus Deutschland steht noch aus. Sowohl Iveco als auch Magirus teilen auf Anfrage mit, dass sie sich nicht zu dem Vorgang äußern wollen/können/dürfen. Als börsennotiertes Unternehmen gelten strenge Regeln, heißt es beispielsweise aus Ulm.

Geleugnet wird die Suche nach einem Partner aber nicht! Und damit ist davon auszugehen, dass Iveco sich tatsächlich aus dem Bereich zurückziehen will. Letztlich ist dieser Schritt verständlich. Im Bereich alternative Antriebstechniken stehen die Turiner vor gewaltigen Herausforderungen. Sie müssen jetzt einfach alle Kapazitäten auf ihr Kerngeschäft legen. Nebenschauplätze helfen da nicht.

Rund 50 Prozent aller Fahrzeuge von Magirus werden aktuell (geschätzt) auf Iveco-Fahrgestellen aufgebaut. Das könnte sich zukünftig womöglich stark ändern. Und das wäre auch eine große Chance für Magirus. Foto: Hegemann

Und Fakt ist auch: Magirus hat ihnen in den letzten Jahren wenig Freude bereitet. Erst verschlang die Umstrukturierung gewaltige Summen, zuletzt bescherten die vor Jahren vereinbarten Festpreise bei Auslieferung der Feuerwehrfahrzeuge dem Konzern – wie auch anderen Firmen in der Branche – einen Millionenverlust. Ein Ausstieg macht also Sinn!

Magirus wird es weiterhin geben!

Und was wird aus Magirus? Eine spannende Frage. Ich persönlich bin mir sicher: Dieses Unternehmen wird auch zukünftig eine wichtige Rolle spielen. Die Drehleitern genießen weltweit einen ausgezeichneten Ruf. Da muss sich niemand Sorgen machen. Bei der Produktion der Löschfahrzeuge gibt es allerdings noch Luft nach oben, wie selbst Insider einräumen. Aber auch hier halte ich ruhige Fahrwasser für erreichbar. Beim Thema ferngeführte Löschsysteme und Löschroboter zum Beispiel ist Magirus ganz vorne mit dabei.

Magirus-Drehleitern genießen weltweit einen ausgezeichneten Ruf. Foto: Hegemann

Und tatsächlich kann die Trennung für Magirus eine große Chance sein. Denn wenn man ganz ehrlich ist, hat die Zugehörigkeit zur Iveco Group – die wiederum Teil des Fiat-Konzerns ist – keine nennenswerten Vorteile beschert.

Aktuell werden schon erste Namen von möglichen Investoren oder strategischen Partnern gehandelt. Immer wieder ist der Name des japanischen Feuerwehrfahrzeug-Herstellers Morita zu hören. Dessen Einstieg könnte wirklich Sinn machen. 2015 übernahmen die Japaner auch schon den finnischen Hubarbeitsbühnenhersteller Bronto Skylift. Magirus würde ideal dazu passen. Und auch der Naffco-Gruppe mit dem Hauptsitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten wird ein Interesse nachgesagt. Investoren könnten ferner aus den USA, China oder Indien kommen.

Tatsächlich könnte Magirus von so einer Partnerschaft ungemein profitieren. In den USA und China (immerhin zwei der größten Märkte weltweit) ist Magirus aktuell noch nicht wirklich vertreten. Mit dem richtigen Partner könnte der europäische Anbieter Magirus womöglich zum Global Player aufsteigen.

Wir werden die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen.           

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich glaube ja wenn das Kartellamt mitspielt, kauft die Fa. Rosenbauer das ganze Unternehmen.

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  2. Sollte zutreffend sein, was Martin Ansbacher als seines Zeichens derzeitiger Kandidat der SPD zu den Ulmer Oberbürgermeisterwahlen in der Pressemitteilung vom 23. Juli 2023 kritisiert, sieht sich die Magirus GmbH seit längerem zahllosen Praktiken ausgesetzt, die nichts unversucht lassen, das Unternehmen als ehrliche Konkurrenz auszuschalten. Nicht nur, dass dadurch die Marktwirtschaft frontal angegriffen ist. Vielmehr dient dort jeder einzelne Belegschaftsangehörige dann als Objekt sadistischer Projektionen. Insofern das Bundesverfassungsgericht in den Gründen seines Urteils vom 26. Februar 2020 unmissverständlich zu verstehen gibt, wie sehr es sich verbietet, den Menschen zum “bloßen Objekt” zu machen (Rn 206), ist nichts Geringeres als die Menschlichkeit einer menschlichen Existenz bedroht, wie der Soziologe Hans Paul Bahrdt bereits Mitte der 1980er Jahre reklamiert. Dabei das immense Leiden im Industriebetrieb zu individualisieren und es zu einem Problem zu erklären, dass jeder gefälligst selbst zu meistern hat, ist vom Deutschen Ethikrat ohnehin erst am 28. November 2022 als Ausdruck eines sich geradewegs in der Irre verlierenden Handelns bezeichnet worden. Wenn man so will, könnte daraus der Schluss gezogen werden, dass allen voran die Kompetenz des Bundeskanzlers, die Richtlinien der Politik zu bestimmen, unzulässig eine Relativierung erfährt. Medizinisch betrachtet, tritt Olaf Scholz auf diese Weise ein Mangel an klarer sozialer Strukur ein, der laut einem der Ärztlichen Direktoren des Ulmer Universitätsklinikums nachweislich pathogenen Einfluss auf die weitere Lebensgeschichte hat. Die Frage des Überlebens der Magirus GmbH fällt damit in eins mit dem Schicksal der hoheitlich führenden Köpfe.

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  3. Wem die Quelle “Südtirol-News” nicht als zuverlässig genug erscheint, kann im Internet auf der Plattform “Italy24” die gemeinsame Aussendung der Pressebüros der italienischen Gewerkschaften Fim, Fiom, Uilm, Fismic, Uglm und Aqcfr mit Ort (Rom) und Datum (20. Juli 2023) im Original nachlesen. Die Mitteilung anlässlich einer zuvor erfolgten Unterredung mit dem Management stellt dabei vor allem darauf ab, dass trotz der Qualität der bei der Magirus GmbH erzeugten Produkte das in den vergangenen zehn Jahren erzielte Ergebnis wirtschaftlich unbefriedigend geblieben ist. Der Grund für die Suche nach einem Investor findet sich betrieblich insofern in einem opportunistischen Handeln, das die Transaktionskosten weit in die Höhe schnellen lässt. Hielte das in Ulm/Do. ansässige Unternehmen darin inne, entfiele schon ökonomisch jedweder Zwang, die Sparte aus dem Konzern womöglich ausgliedern zu müssen. Angesichts dessen täte es Not, mit dem in Rede stehenden Opportunismus zu brechen. Ansatzpunkte für den Bruch sind zwar spätestens seit den frühen 1990er Jahren wissenschaftlich eindeutig identifiziert. Es fehlt aber zumindest in Deutschland den Regierungen der Länder und auch der Bundesregierung noch immer politisch der Wille, ihn hoheitlich zu verwirklichen. Anscheinend ist dem Staat mehr daran gelegen, die Lösung grundlegender Gestaltungsprobleme weiterhin vor sich herschieben zu können.

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  4. Die angegebene Quelle “Südtirol-News” ist aber nicht gut und richtig wiedergegeben.

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  5. Übrigens: Das Präsidialamt der Vereinigten Staaten von Amerika kritisierte erst vor wenigen Tagen eine seit mindestens vier Jahrzehnten völlig fehlgeleitete Wirtschaftsphilosophie. Hans Rieger als früherer Betriebsratsvorsitzender der damaligen Magirus-Deutz AG ließ denn auch schon im November 1982 verlauten, dadurch als Belegschaft wie dumme Jungen dazustehen. Angesichts dessen erstaunt es derzeit nicht nur Joe Biden nach Rücksprache mit seinem Wettbewerbsrat eigenem Bekunden gemäß, dass selbst noch die Träger des aktuellsten, die gesellschaftlichen Verhältnisse am tiefsten erfassenden und damit des zukunftsreichsten Denkens weiterhin “being played for suckers”.

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  6. Es war eigentlich klar dass Magirus so nicht überleben kann. Das beste Beispiel dafür ist Metz. Rosenbauer hat die Firma dazu gebracht international mit zu spielen. Mit einem starken Partner wird Magirus ebenfalls im gesamten Bereich stärker werden. Die Zukunft in allen Märkten der Welt wird immer mehr IT-Lastiger. Wie soll eine relativ kleine Firma wie Magirus da auf Dauer noch mithalten können, ohne einen starken spezialisierten Partner. Iveco war dieser Partner auf jedenfall nicht.

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  7. Insofern im je individuellen Moment des Arbeitsvollzugs die Welt in ihrer Gesamtheit gegenwärtig ist, war Magirus industriell schon immer an den globalen Märkten führend. Würde sich dafür womöglich ein Investor finden, ist deshalb unter der dortigen Belegschaft die Präsenz auch ohne ihn längst gegeben. Zugleich heißt das aber auch, dass es in der Frage jedes Einzelnen stets ums Ganze geht. Es ist daher nicht unbedingt Geld erforderlich. Vielmehr müsste darauf geantwortet werden, was es bedeutet, sich als Betriebsangehöriger mit solch einer Wirklichkeit unabweisbar intellektuell als auch manuell auseinandersetzen zu müssen, wenn das eigene Tätigsein im Unternehmen ökonomisch von Erfolg gekrönt sein soll. Mithin erweckt das Gebaren der Familie Agnelli als den Eigentümern des Konzerns somit den Eindruck, den Ernst der Lage völlig zu verkennen.

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  8. Habe meinen 1.Arbeitsvertrag noch bei Magirus-Deutz unterschrieben, aber so ist der Wettbewerb und das Geschäft heute.die Italiener haben alles übernommen, und morgen sind es vielleicht die Inder, Chinesen oder Japaner
    Es gibt halt so gut wie keine deutsche Investoren mehr.ist schade, aber die großen deutschen Global Player sind ja auch schon in derer Hand

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