Klischees überwinden

Feuerwehr: Frauenkalender mal anders

Vöhrenbach (BW) – Der Fotograf und Bildbearbeiter Michael Stifter hat für einen Feuerwehrkalender sechs verschiedene Feuerwehrfrauen aus ganz Deutschland in Einsatzsituationen in Szene gesetzt. Zusammen mit den jeweiligen Wehren wurden realistische Szenarien nachgestellt, vor Ort fotografiert und am Computer digital bearbeitet. Wir haben den Fotografen unter anderem gefragt, wie er auf die sechs Protagonistinnen gekommen ist.

Einige Protagonistinnen des Feuerwehrfrauenkalenders: von links: Jennifer Hahn, Marie Trappen, Shannon Passow, Celina Ruffert. Alle aus der Freiwilligen Feuerwehr Lutherstadt Eisleben. Foto: Stifter

Feuerwehr-Magazin: Herr Stifter, wie kam es zu der Idee, diesen besonderen Feuerwehrfrauenkalender herauszubringen?

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Stifter: Nun, ich hatte schon vor fünf Jahren die Idee, einen Kalender mit Einsatzfotos zu erstellen. Ich wollte Bilder von der Arbeit der Feuerwehr zeigen, die man so nicht fotografieren kann. Also beispielsweise einen Angriffstrupp unter Atemschutz während eines Wohnungsbrands. Das wäre nur mit Bildbearbeitung und dem Zusammensetzen von verschiedenen Fotos möglich gewesen. Also machte ich mich an das Layout und realisierte einen entsprechenden Kalender zusammen mit meinen Kameraden aus der FF Vöhrenbach (Schwarzwald-Baar-Kreis). So entstanden noch weitere, ähnliche Kalender mit anderen Wehren, die auch auf meiner Website zu sehen sind.

Dann kam mir die Idee, einen Kalender zu machen, in dem die Frauen vorne im Einsatz stehen und im Prinzip das Gleiche wie ihre männlichen Kameraden leisten. In vielen Feuerwehren, wahrscheinlich sogar in allen, sind weibliche Einsatzkräfte in der Unterzahl oder noch gar nicht vorhanden. Und vielleicht bewegt dieser Kalender ein paar Frauen dazu, mitzumachen. Der Kalender könnte also dazu beitragen, dass sich das Klischee vom typischen Bild des Feuerwehrmanns langsam ändert.

Feuerwehr-Magazin: Wie sind Sie auf die Frauen gekommen, die im Kalender zu sehen sind?

Stifter: Ich wollte Frauen aus verschiedenen Feuerwehren auf meinen Bildern haben. So habe ich mich einfach in den sozialen Medien umgeschaut und eine zufällige Wahl getroffen. Die Frauen habe ich dann angeschrieben und von meiner Idee erzählt. Alle waren sofort davon begeistert, endlich mal eine Kalenderanfrage mit außergewöhnlichen Motiven zu erhalten und nicht mit den üblichen Bildern. Nur war es nicht immer einfach auch die gesamte Wehr dafür zu begeistern, sodass leider nicht alle mitmachen konnten.

Feuerwehr-Magazin: Wie ist das Shooting mit den Feuerwehrfrauen abgelaufen?

Stifter: Mit den Models und ihren Wehren wurden Termine vereinbart und ich besuchte sie in ihren Wohnorten. Wegen der Corona-Beschränkungen verzögerte sich jedoch alles. Schließlich hat es jedoch mit allen sehr gut geklappt und wir haben im Sommer passende Termine gefunden.

Im Vorfeld der Shootings habe ich Skizzen von den einzelnen Szenen nach meinen Vorstellungen angefertigt. Mit Hilfe dieser konnten sich dann die Wehren vorbereiten. Zum Beispiel ging es darum, wie viele Kameraden und welche Fahrzeuge mit welchem Gerät benötigt wurden.

Am Tag des jeweiligen Shootings haben ich dann vor Ort erklärt, was ich vorhabe und wie der Ablauf ist. Ich fotografiere die einzelnen Personen und Objekte immer einzeln, so kann ich alles genau so ausleuchten, wie ich es mir vorstelle. Später setze ich die einzelnen Fotos in Photoshop zusammen, dort kommen dann auch Effekte wie Feuer, Rauch und Lichter hinzu.

Feuerwehr-Magazin: Was für Rückmeldungen erhalten Sie auf den Kalender?

Stifter: Insgesamt fallen die Rückmeldungen sehr positiv aus. Die Art der Darstellung ist in diesem Bereich neu und es sind Bilder entstanden, die man so noch nicht gesehen hat. Das hat seinen besonderen Reiz. Natürlich gibt es immer wieder kritische Stimmen, die sich an Kleinigkeiten stören, weil etwas nicht ganz realistisch ist. Das soll es aber auch nicht. Es soll kein Lehrbuch sein, sondern ein Kalender zum Anschauen und deshalb dürfen die Bilder auch etwas von Hollywood haben.

Ich hoffe sehr, dass der Verkauf gut läuft und es im nächsten Jahr eine weitere Auflage gibt. Die Shootings haben mir und auch allen Beteiligten viel Spaß bereitet und es gibt noch so viele Feuerwehrfrauen, die gerne mitmachen würden. 

Text und Interview: Sebastian Runnebaum

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