Meine erste Interschutz - Zeitzeugen erinnern sich

1953: Die Feuerwehrwelt zu Gast in Essen

Essen (NW) – Nur 8 Jahre nach Kriegsende veranstaltete die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes, kurz vfdb, ihre erste Ausstellung für Brandschutz und Rettungswesen “DER ROTE HAHN” in Essen. Die Ruhrmetropole lag verkehrsgünstig in der jungen Bundesrepublik. Und damals war Essen eine der wirtschaftsstärksten Städte Deutschlands. Feuerwehrmann Josef Westerkamp war im Juni 1953 dabei.

An dieser Kletterwand war Josef Westerkamp bei der Eröffnungsfeier der ersten Interschutz/DER ROTE HAHN am 5. Juni 1953 eingesetzt. Foto: Archiv Haase

Ich kann mich noch gut erinnern. Die Veranstaltung war ja eine echte Sensation. Die Feuerwehrwelt kam zu uns nach Essen. Das Besucheraufkommen war riesig. Über 75.000 Interessierte sollen es gewesen sein.

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Ich war 1951 als 16-Jähriger in die Feuerwehr Stoppenberg eingetreten. Damals war das noch ein eigenständiger Ort, heute ist es ein Stadtteil von Essen. Eigentlich durfte man als 16-Jähriger damals noch gar nicht bei den Aktiven mitmachen, aber ich stammte aus einer Feuerwehrfamilie. “Oppa” war Feuerwehrmann, “Vadder” war Feuerwehrmann und meine Onkel waren auch dabei. So haben sie bei mir ein Auge zugedrückt.

Ich lernte damals Stuckateur (wir verputzten die Rohbauten) und war Mitglied der Steigerabteilung bei uns in der Freiwilligen Feuerwehr. Die Steiger waren so eine Art “Elite-Einheit”, zumindest fühlten wir uns so! Die Steiger waren es, die bewaffnet mit Hakenleitern außen an den brennenden Gebäuden hochkletterten. So eine Art Außenangriff. Drehleiterfahrzeuge hatten nur wenige Feuerwehren. Bei uns gab es damals 36 Steiger: 33 Schornsteinfeger und drei Mann mit Bauberufen. Ich war einer der Exoten.

Eine Drehleiter auf einem Krupp-Fahrgestell bei der Jahresversammlung der vfdb, die im Rahmen der Ausstellung DER ROTE HAHN auch in Essen abgehalten wurde. Damals war Krupp einer der Hauptfahrgestell-Lieferanten für schwere Feuerwehrfahrzeuge. Foto: Archiv Haase

Auf dem Ausstellungsgelände an der Gruga-Halle wurde damals eine riesige Steigerwand aufgestellt. An dieser fanden unzählige Vorführungen statt. Wir waren für den Eröffnungstag, den 5. Juni eingeteilt. Wir weihten die neue Wand um 19 Uhr ganz offiziell ein. Insgesamt waren wir 27 Mann an dem Tag: 24 Mann an der Wand und 3 Mann Reserve. Alle 27 stammten von Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr Essen. Die Berufsfeuerwehrleute hatten andere Aufgaben. Aus meiner Löschgruppe waren wir zu fünft. Damals gab es in Essen bei den Freiwilligen etwa 300 bis 360 Kräfte, ungefähr 90 davon waren Steiger.

Damit alles wie am Schnürchen klappte, hatten wir wochenlang geübt. Bei der Eröffnung lief dann aber auch alles rund. Der Aufwand hat sich gelohnt.

Die Ausstellung in Essen im Juni 1953 gilt als erste Interschutz. Der Name lautete damals allerdings DER ROTE HAHN. Foto: Archiv Haase

An dem Tag bekamen wir vom Messetreiben ansonsten nichts mit. Aber wir hatten alle Freikarten erhalten und sind dann noch einmal zum ROTEN HAHN gegangen. Die Ausstellung dauerte ja 9 Tage. Mich selbst interessierten vor allem die mechanischen Leitern von Magirus und Metz. An die Stände kann ich mich noch gut erinnern. Und an Bachert. Einen der größten Stände hatte Krupp. Die großen Löschfahrzeuge LF 16 und LF 24 waren damals bei uns fast alle auf Krupp aufgebaut. Bei den kleinen Löschfahrzeugen, meist LF 8, dominierten Opel Blitz und Borgward. Auch die ausgestellten Pumpen habe ich mir damals angeschaut.

Schon bei der ersten Interschutz 1953 spielte Internationalität eine große Rolle. Dabei lag das Ende des Zweiten Weltkrieges damals erst 8 Jahre zurück. Das Bild zeigt den Stand der Österreicher. Foto: Archiv Haase

Noch genau kann ich mich an die vielen ausländischen Feuerwehrleute erinnern. Da waren Dänen, Schweizer, Amerikaner, Engländer und die Franzosen. Die Pompiers haben für ihre Vorführungen auch die Kletterwand genutzt. Aber die waren eher so Vorläufer der Höhenretter. Die sind schon damals sehr schnittig aufgetreten. Das war schon beeindruckend.

Ich selbst bin dann 1970 zur Flughafenfeuerwehr nach Düsseldorf gegangen. Bis 1997 war ich dort als Werkfeuerwehrmann beschäftigt. 1980 war ich in dieser Funktion dann noch einmal auf der Interschutz in Hannover. Die Stimmung erinnerte mich irgendwie an 1953, aber ansonsten war alles viel professioneller und organisierter.

Josef Westerkamp stammt aus einer echten Feuerwehrfamilie. Hier ist er als Zweiter von links mit Wilhelm Westerkamp (ganz links), Wilhelm Westerkamp Vater und Friedhelm Westerkamp (ganz rechts) zu sehen. Alle waren in der gleichen Einheit aktiv. Foto: privat

Zur Person: Josef Westerkamp wurde am 8. Juli 1934 in Stoppenberg geboren. Dort lebt er mit seiner Familie auch heute wieder.   

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