Konflikt um Rüstwagen

Feuerwehr Diesdorf tritt geschlossen zurück

Diesdorf (ST) – Die Feuerwehr Diesdorf hat geschlossen ihre Ehrenämter niedergelegt. Der Rücktritt ist das Ergebnis eines anhaltenden Konflikts um die geplante Außerdienststellung des Rüstwagens (RW). In zwei Stellungnahmen erläutert die Wehr ihre Beweggründe, kritisiert die Entscheidung der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf und warnt vor Folgen für die Sicherheit.

Der Rüstwagen (RW) der Feuerwehr Diesdorf auf Unimog-Basis: Die Außerdienststellung des über Jahrzehnte genutzten Einsatzmittels steht im Zentrum des aktuellen Konflikts zwischen Wehr und Verbandsgemeinde. (Bild: Feuerwehr Diesdorf)

Rücktritt und erstes Statement

Am Mittwochabend, 3. Dezember, haben sich die Mitglieder der Feuerwehr Diesdorf dazu entschlossen, ihre Ehrenämter niederzulegen. In ihrer ersten Mitteilung vom 5. Dezember erklärt die Wehr, der Schritt sei „äußerst schwergefallen“, jedoch aufgrund der Entwicklungen in der Verbandsgemeinde „nicht mehr anders vertretbar“ gewesen. Über Jahre, teils Jahrzehnte, hätten die Kameradinnen und Kameraden mit großem persönlichen Engagement für die Sicherheit in Diesdorf und den umliegenden Orten gestanden.

Anzeige

„Genau dieses Verantwortungsgefühl, nicht mehr ausreichend für Eure Sicherheit sorgen zu können, hat letztlich zu unserer Entscheidung geführt“, heißt es in dem Schreiben. Die Wehr spricht von einem erheblichen Vertrauensverlust in die politischen Gremien und kritisiert die Außerdienststellung eines Fahrzeugs, das „Menschenleben rettet und keinerlei Kosten verursacht“.

Kern des Konflikts

Auslöser der Auseinandersetzung ist die Entscheidung des Verbandsgemeinde-Feuerwehrausschusses, den Rüstwagen aus dem Dienst zu nehmen. Die Feuerwehr Diesdorf beantragte, das Fahrzeug am Standort zu belassen – mit Verweis auf den technisch einwandfreien Zustand, die bestandene TÜV-Prüfung und die geringen Unterhaltskosten. Nach Angaben der Wehr sei der RW ein zentrales Einsatzmittel für technische Hilfeleistungen aller Art.

Gemeinde Diesdorf sagte Unterstützung zu

Die Gemeinde Diesdorf erklärte ihre Bereitschaft, sämtliche Betriebskosten für den Rüstwagen zu übernehmen. Bürgermeister Daniel Rieck bestätigte gegenüber dem Feuerwehr-Magazin, dass diese Bereitschaft einstimmig von allen Gemeinderäten mitgetragen wurde.

Ein formeller Beschluss sei aufgrund der kurzen Zeitspanne nicht erfolgt, so Rieck. Die Gemeinde stehe einem in Absprache mit den verschiedenen Ämtern abgestimmten Grundsatzbeschluss jedoch weiterhin offen gegenüber.

Nach aktueller Lage ist die Feuerwehr Diesdorf in der Leitstelle abgemeldet. Den Brandschutz im Ausrückebereich stellt derzeit die Feuerwehr Dähre sicher.

Sonderheft: Katalog 2026

Der neue Katalog 2026 ist da – DAS Standardwerk für Feuerwehr-Einsatzkräfte und Entscheider!

13,90 €
14,90 €
Lieferzeit: 2-3 Werktage
AGB

Zweites Statement mit technischen Details

Am 8. Dezember veröffentlichte die Feuerwehr Diesdorf ein weiteres, deutlich ausführlicheres Statement. Darin führt die Wehr im Detail auf, welche Einsatzbereiche der Rüstwagen abdeckt – von schweren Verkehrsunfällen und Sturmlagen über Gebäudeeinstürze bis hin zu Maschinen-, Höhen- und Tierrettungen.

Das Fahrzeug, aufgebaut auf einem Unimog-Fahrgestell, sei mit hydraulischen Rettungsgeräten, Stromerzeuger, Motorsägen, Hebekissen, Spineboard, Beleuchtung und umfangreichem Werkzeug ausgerüstet.

„Mit der Außerdienststellung verlieren wir nicht nur ein Fahrzeug, sondern auch ein breites Spektrum an Technik, die in zeitkritischen Situationen den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen kann“, so heißt es in der Mitteilung.

Antrag an Verbandsgemeinde

Bereits am 23. November hatte die Wehrleitung einen Antrag auf Aussetzung der Außerdienststellung gestellt. Darin kritisiert sie eine veraltete Datengrundlage der Risikoanalyse, das Fehlen eines Verlastungskonzepts sowie Überschreitungen der empfohlenen Eintreffzeiten für Rüstfahrzeuge im Bereich Diesdorf, Jübar und Dähre. Das als Ersatz vorgesehene LF 20 könne diese Aufgaben technisch nicht vollständig übernehmen, da es nahezu an der maximalen Beladungsgrenze arbeite.

Feuerwehr-Magazin 12/2025

+++Säure-Alarm auf der A5+++BF Gotha: Klein, stark und engagiert+++TMB 45 der WF Salzgitter AG+++Raunheimer Riese: GTLF mit 10 von Walser+++Werkfeuerwehr ZF Schweinfurt: Wenn’s im Werk funkt+++

5,50 €
6,50 €
Lieferzeit: 3-5 Werktage
AGB

Appell an Bevölkerung

In beiden Erklärungen appelliert die Feuerwehr Diesdorf an die Öffentlichkeit, die Entscheidung nachzuvollziehen: „Wir alle sind Diesdorfer – Nachbarn, Freunde, Familienväter und -mütter. Wir haben unseren Dienst niedergelegt, weil wir für Eure Sicherheit kämpfen und einstehen.“ Gleichzeitig bittet die Wehr um Unterstützung und Verständnis: „Die Außerdienststellung des Rüstwagens betrifft nicht nur die Feuerwehr, sondern uns alle als Gemeinschaft.“

Reaktionen in sozialen Netzwerken

Die Stellungnahmen der Feuerwehr Diesdorf haben auf Instagram und Facebook eine breite Debatte ausgelöst. Viele Nutzerinnen und Nutzer äußerten Verständnis und Solidarität („Haltet weiter zusammen“, „Nur wer im Einsatz steht, weiß, was gebraucht wird“). Andere verwiesen auf den bestehenden Brandschutzbedarfsplan, der die Außerdienststellung des RW bereits vorsah, und forderten eine sachliche Diskussion.

Zahlreiche Kommentare thematisierten vor allem die Kommunikation zwischen Verbandsgemeinde und Feuerwehr. Neben Zustimmung gab es auch kritische Stimmen, die den Rücktritt als „überzogen“ bezeichneten. Andere sahen darin ein „deutliches Signal für den wachsenden Frust im Ehrenamt“.

Reel vom 30. November

Bereits am 30. November hatte die Feuerwehr Diesdorf auf Instagram und Facebook ein kurzes Video veröffentlicht, das den Rüstwagen zeigt. Darin hob die Wehr die Einsatzmöglichkeiten des Fahrzeugs hervor und verwies auf dessen Bedeutung für die örtliche Gefahrenabwehr. Das Video wurde vielfach geteilt und kommentiert und kann im zeitlichen Zusammenhang mit der nur wenige Tage später erfolgten Entscheidung verstanden werden

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert