Für die ganz engen Einsatzstellen

Zwergen-Lösung: Mini-Einsatzfahrzeuge bei deutschen Feuerwehren

Bremen – Die kleinsten Feuerwehrfahrzeuge in Deutschland. Das klingt unspektakulär. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf, dass gerade diese kleinen “Feuerwehrautos” über besonderes ausgeklügelte Detaillösungen und Raffinessen verfügen. Hier ein paar interessante Lösungen im XXS-Format.

Einen Renault Twizy setzt die Feuerwehr Wuppertal noch als Pkw für Dienstfahrten ein. Als Vorausfahrzeug hatte sich der Winzling nicht bewährt. Foto: Dietrich (Bild: Matthias Dietrich)

Die kleinsten Fahrzeuge mit vier Rädern bei den Feuerwehren sind die Pkw, die für anfallende Dienstfahrten eingesetzt werden. Im Prinzip kommen vom Smart über den Opel Adam bis zum VW Up alle erdenklichen Kleinwagen zum Einsatz. Deren feuerwehrtechnische Ausstattung ist in der Regel bescheiden. Etwas Absperrmaterial, ein Feuerlöscher und ein Funkgerät, mehr wird oft nicht mitgeführt. Hauptzweck der Pkw ist der Transport einzelner Personen zu Terminen. Die Fahrtstrecken betragen in der Regel nur wenige Kilometer.

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Richtig exotisch unter den Winzlingen ist der Renault Twizy der Feuerwehr Wuppertal. Die Wuppertaler hatten 2015 zwei der Twizy als Vorausfahrzeuge getestet. Die nur 2.750 Millimeter langen Elektrofahrzeuge konnten die Erwartungen aber nicht erfüllen. Einen Twizy behielt die Feuerwehr. Der Winzling wird jetzt vornehmlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit genutzt. „Gelegentlich“ werden damit auch Dienstfahrten durchgeführt, heißt es.

Kompaktes Löschfahrzeug

Sehr interessant gestaltet sich das Segment der kompakten Löschfahrzeuge. Klein und wendig sollen diese Fahrzeuge in erster Linie sein, in vielen Fällen jedoch auch noch geländegängig. Dafür sind ATV (All Terrain Vehicles) oder Quads die nahezu idealen Fahrgestelle. Stellvertretend hierfür haben wir das Erstangriffsfahrzeug der Werkfeuerwehr im Europapark Rust ausgewählt. Den feuerwehrtechnischen Auf- und Ausbau des John Deere Gator 6×4 übernahm die Firma Thoma im Jahr 2003.

Firma Thoma fertigte 2003 den feuerwehrtechnischen Auf- und Ausbau dieses Erstangriffsfahrzeugs auf John Deere Gator 6×4 der WF im Europa Park Rust. Foto: Busalt

Da das hochgeländegängige Fahrzeug ein reines Erstangriffsmittel darstellt, beschränkt sich die Beladung/Ausstattung auf eine Hochdrucklöscheinheit (200 Liter Wasser und 20 Liter Schaummittel), je einen Schaum- und Kohlendioxid-Feuerlöscher, zwei umluftunabhängige Atemschutzgeräte, Fluchthauben, Handlampen und ein TNT-Tool als Brechwerkzeug.

Das WLF der FF Nienburg/Weser ist auf einem Mercedes Sprinter CDI 411 aufgebaut. Ähnlich kleine Fahrgestelle bei Wechselladerfahrzeugn finden sich kaum. Foto; Hegemann

Wechselladerfahrzeug im Miniformat

Klingt komisch, ist aber so! Es gibt auch besonders kleine und wendige Wechselladerfahrzeuge. Füre diese Übersicht haben wir uns für das WLF der Feuerwehr Nien­burg/Weser entschieden. Das Fahrzeug ist auf einem Mercedes Sprinter CDI 411 von 2001 aufgebaut. Das Hakensystem stammt von Atlas. 2011 beschaffte die Wehr das Gebrauchtfahrzeug und baute es zum Einsatzfahrzeug um. In Nienburg läuft Florian Nienburg 16/65-01 übrigens als GW-Logistik.

Kleinlöschfahrzeug auf Multicar M26

Kommen wir zu den Kleinlöschfahrzeugen (KLF). Bei Werkfeuerwehren finden sich extrem viele individuelle Maßanfertigungen. Kommunale Feuerwehren hingegen setzen eher auf Fahrzeuge, die gemäß der DIN 14530-24 aufgebaut sind. Wir haben für diese Übersicht je einen Vertreter ausgewählt. Das KLF der WF Festo AG & Co KG im saarländischen Rohrbach ist eines der besonders wendigen Fahrzeuge, das für den Einsatz in engen Produktionshallen konzipiert worden ist. Als Fahrgestell dient ein Multicar M26 FAK 44 mit Straßenantrieb, 5-Gang-Schaltgetriebe, einer Motorleistung von 78 kW (106 PS) sowie 2.800 Kubikzentimeter Hubraum.

Als Fahrgestell des KLF der WF Festo AG & Co KG in Rohrbach dient ein Multicar M26 FAK 44 mit Straßenantrieb. Foto: Benkert

Mit einer Gesamtlänge von nur 3.970 Millimeter, einer Breite von 1.760 Millimeter und einer Höhe von 2.350 Millimeter handelt es sich hierbei um ein sehr kleines Einsatzfahrzeug. Der ehemalige Karlsruher Feuerwehraufbauhersteller H+E hatte das Fahrzeug im Jahr 2001 nach den Vorgaben und Bedürfnissen der WF realisiert. Anstelle einer festeingebauten Feuerlöschkreiselpumpe wird eine Hochdrucklöschanlage (Minimax HDL 250) mit einer Förderleistung von 25 Litern pro Minute bei 240 bar mitgeführt. Gespeist wird die Anlage aus einem 500 Liter fassenden Löschwassertank. Ein Zumischer mit einer festeingestellten Zumisch­rate von 4,5 Prozent ist integriert und an einen 20-Liter-Schaummitteltank gekoppelt.

Komplettiert wird die Ausrüstung zur Brandbekämpfung durch diverse Kleinlöschgeräte, C-Schläuche, Armaturen, Atemschutzgeräte und einen Überdrucklüfter. Ergänzend hierzu werden auch noch Gerätschaften zur Ölspurbeseitigung sowie ein Gerätesatz Absturzsicherung samt Abseilgerät (Rollgliss) und Schleifkorbtrage mitgeführt.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. In Deutschland sind Mini-Einsatzfahrzeuge bei den Feuerwehren seltene Exoten. In anderen Ländern z.B. in Italien gibt es viele mittelalterliche Altstädte mit extra engen und steilen Gassen. LF auf LKW-Fahrgestellen haben da keine Chance. Daher gibt es in Italien tausende solcher kleiner und wasserführender “Löschzwerge” mit 4×4 und Dieselantrieb von Piaggio:
    https://bos-fahrzeuge.info/einsatzfahrzeuge/61468/Bressanone_-_FF_-_TLF_-_3/photo/61468

    Auch als Tunnellösch- und Lüftungsfahrzeuge an vielen italienischen und Schweizerischen Autobahn-Tunneln stationiert: https://bos-fahrzeuge.info/einsatzfahrzeuge/132120/Goeschenen_-_Schadenwehr_Gotthard_-_Luefter/photo/377794
    diese schmalen und sehr wendigen Fahrzeuge quetschen sich auch durch enge und schlecht gebildete Rettungsgassen.

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  2. Sehr informativer Bericht
    über die Kleinen !!

    ob sich derart durchsetzen wird ? Richtet sich sicherlich
    nach der “sagenden” Politik des Ortes / der Stadt . Und das “Sinnen” pro FW.

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