Löschflugzeuge

Löschen vom Himmel als letzte Chance

Zur Bekämpfung der massiven Waldbrände in ganz Süd- und vermehrt auch Mitteleuropa sind Löschflugzeuge oft die einzige Lösung. Die werden aber immer rarer.

Löschflugzeug Air Tractor. Foto: Air Tractor

Mitte August ist von offiziellen Stellen eine Schreckenszahl veröffentlicht worden: Allein in Spanien sind zu diesem Zeitpunkt seit Jahresbeginn schon mehr als 373.000 Hektar Fläche verbrannt. Das sei mehr als sonst im ganzen Jahr. In Portugal sieht es noch schlimmer aus. Aufgrund der verheerenden Waldbrände hat Griechenland bereits Ende Juli die EU um sechs zusätzliche Löschflugboote im Rahmen des EU-Hilfsprogramms „rescEU“ gebeten. Angesichts von immer mehr Waldbränden, nicht nur in Europa, wird der Ruf nach mehr Löschflugzeugen in der westlichen Welt immer lauter. Das ist aber leichter gesagt als getan. Denn viel Auswahl gibt es bei diesen Spezialflugzeugen nicht.

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Löschflugzeughersteller ohne Produktion

Speziell im Mittelmeerraum geht nichts ohne den Einsatz von Löschflugzeugen. In den oft unzugänglichen Waldregionen sind sie – gemeinsam mit Hubschraubern – oft die einzige Chance, einen Brandherd einzudämmen und die Feuerwehren am Boden effektiv zu unterstützen. Deshalb sind in Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland, Portugal und der Türkei Löschflugzeuge ein gewohnter Anblick am Himmel. Es gibt in der westlichen Welt aber nur einen einzigen Anbieter von großen Löschflugbooten: Maschinen vom Typ Canadair 215 T oder 415 des Herstellers Bombardier. Seit 2016 gehören diese Spezialflugzeuge zum kanadischen Flugzeugbauer Viking Air, heute DeHavilland Aircraft of Canada. Seither steht die Produktion allerdings still. Das Nachfolgemodell der 415, die 515 mit 15 Prozent mehr Löschwasser, befindet sich zwar in der Entwicklung. Bis die Produktion der neuen Maschine beginnt und hochgefahren werden kann, wird es mindestens noch drei bis vier Jahre dauern. Die Lieferzeit erhöht sich unterdessen von Monat zu Monat, da immer mehr Länder und Unternehmen weltweit Löschflugzeuge kaufen wollen.

Löschflugzeug Canadair. Foto: Securité Civile France

Die auf allen Kontinenten eingesetzte Canadair 215/415 wurde in ihren Grundzügen bereits Ende der 1960er Jahre entwickelt. Diese Flugboote haben zwei Propellerturbinen. Die 415 hat als modernste Version, anders als die 215-T-Variante, vier statt zwei Löschtanks. Die Canadair 215T/415 ist zudem das einzige Flugzeug dieser Größe, das speziell auf die Feuerbekämpfung aus der Luft hin konstruiert wurde. Durch ihr Amphibienfahrgestell kann sie sowohl auf Land als auch auf Wasser starten und landen. 6.100 Liter Wasser können bei jedem Einsatz abgeworfen werden.

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Brandbekämpfung like a Boss

Es gibt aber auch kleinere Maschinen, die speziell für den Löscheinsatz gebaut werden. Etwa die amerikanische AT-802 Fire Boss. Das ist ein Turboprop-Löschflugzeug, das auf Grundlage eines Agrarflugzeugs vom US-Hersteller Air Tractor entwickelt wurde. Dieses einmotorige Flugzeugmuster besitzt amphibische Schwimmer mit einziehbaren Rädern. Sie kann also ebenfalls von Land und vom Wasser aus operieren und ist speziell zur Bekämpfung von Feuer aus der Luft entwickelt.

Canadair 415 beim Löschen. Foto: Archiv Frank Herzog

Die Fire Boss kann deshalb ebenso wie eine Canadair auf einem See oder dem Meer Löschwasser aufnehmen, während sie über die Wasseroberfläche gleitet. Dadurch muss nicht zeitraubend eigens auf einem Flugplatz zur Löschmittelaufnahme gelandet werden. Die Fire Boss ist deutlich wendiger und preiswerter als eine Canadair-Zweimot, kann aber mit 3.000 Litern nur die Hälfte von deren Löschmittelmenge je Einsatz über dem Feuer abwerfen.

Hercules lässt die Muskeln spielen

In einer ganz anderen Liga spielt hingegen die Hercules von Lockheed-Martin. Diese viermotorige Turboprop-Maschine wird seit mehr als 60 Jahren produziert und ist in den Baureihen C-130 Hercules, Super Hercules und L-100 in rund 2500 Exemplaren im Einsatz. Vor fünf Jahren hat der US-Hersteller eine spezielle Löschvariante seiner seit Jahrzehnten bewährten Hercules-Transportflugzeuge mit der Bezeichnung LM-100J FireHerc vorgestellt. Darüber hinaus existieren auch mehrere nachträglich zum Löschflugzeug umgebaute Versionen. Zwar wird die Hercules vor allem als Militärtransporter eingesetzt, es gibt sie nun aber auch in einer zivilen Variante.

Hercules C-130 FireHerc. Foto: Lockheed-Martin

Die FireHerc-Version kann bei jedem Einsatzflug bis zu 20.000 Liter Löschmittel auf zweierlei Weise abwerfen. Entweder mit Hilfe der Schwerkraft oder durch ein Druckluft-System. Damit sind punktgenaue Einsätze über dem Brandherd möglich. Die extrem robuste Maschine kann auf Gras, Schotter und anderen unbefestigten Pisten innerhalb von knapp 1.000 Metern aufsetzen und abheben. Dadurch kann sie näher am Brandherd ohne Flugplatzanbindung operieren und die zeitraubenden An- oder Abflüge verkürzen.

Zudem ist die FireHerc das derzeit einzige Flugzeug, das auch nachts löschen kann. Denn Löscheinsätze werden immer im Sichtflug geflogen. Die FireHerc hat aber verschiedene Multispektral-Sensoren sowie eine synthetische Darstellung des Geländes als sogenanntes Headup-Display im Cockpit. Damit wissen die beiden Piloten computergeneriert, wo sie sind und wie das Terrain unter ihnen aussieht. Mit Hilfe dieser Darstellung können sie sogar bei Dunkelheit, in Wolken oder im Rauch über dem Feuer nach Sichtflugregeln ihre Feuerlöscheinsätze fliegen.

Wie werden in Deutschland Waldbrände aus der Luft bekämpft?

Deutschland hat keine eigenen Löschflugzeuge – bis auf eine kleine einmotorige Maschine, die im Sommer nahe am Harz stationiert ist. Brechen in Deutschland Waldbrände aus, wie etwa Anfang Juli in Sachsen und Brandenburg aus, können Hubschrauber kurzfristig mit Löschwasser-Außenlastbehältern, sogenannten Bambi-Buckets, ausgerüstet werden. Sie hängen unter dem Heli, werden in Seen oder von Feuerwehrfahrzeugen befüllt und direkt über dem Brandherd ausgeleert. Bis 2022 haben ausschließlich Helikopter von Bundeswehr und Bundespolizei Löscheinsätze bei Waldbränden übernommen. Vor drei Jahren gab es aber erstmals seit Jahrzehnten wieder den Einsatz von italienischen Löschflugbooten bei den großflächigen Waldbränden am Brocken im Harz und in der Sächsischen Schweiz.

Canadair 415 bei Wasseraufnahme auf dem Meer. Foto: Archiv Frank Herzog

EU rüstet bei Waldbrandbekämpfung auf

Große Waldbrände lassen ein Umdenken beim Löschen aus der Luft erkennen. Im März 2024 hat die EU zusammen mit sechs europäischen Ländern insgesamt zwölf Löschflugboote des neuen Typs DHC-515 Canadair beim Hersteller DeHavilland Aircraft of Canada bestellt.

Auch diese zwölf neuen Flugboote samt Besatzung werden im Rahmen des „rescEU“-Programms künftig den von Waldbränden betroffenen Ländern leihweise zur Verfügung gestellt. Dabei kann jedes EU-Land den Katastrophenschutzmechanismus zur Waldbrandbekämpfung aktivieren. Bis zu vier Flugzeuge samt Crew werden dann an den Einsatzort abkommandiert. Die EU koordiniert die Einsätze und trägt drei Viertel der Kosten. Die sechs EU-Länder Frankreich, Kroatien, Italien, Portugal, Spanien und Griechenland erhalten je zwei der neuen Maschinen. Die Griechen haben darüber hinaus auf eigene Rechnung weitere fünf DHC-515 bestellt, die aber nicht dem „rescEU“-Programm unterstehen. Die neuen Flugzeuge werden aber wohl nicht vor 2030 ausgeliefert.

Neue DeHavilland Aircraft of Canada CL-515. Foto: DeHavilland Aircraft of Canada

Löschflugzeuge aus europäischer Produktion in Sicht

Derzeit erprobt der Hersteller Airbus in Spanien einen Militärtransporter vom Typ A400 M mit vier Propellerturbinen als umgerüstetes Löschflugzeug. Der A400M kann den Löschwasserbehälter als portablen Roll-on/Roll-off-Container in seinen Laderaum aufnehmen. Erste Tests seien vielversprechend verlaufen. Mit 20.000 Litern Löschwasser würde der A400M in der gleichen Liga wie die ebenfalls viermotorige Hercules FireHerc spielen. Der große Vorteil: Der A400M könnte in sehr kurzer Zeit zum Löschflugzeug um- und wieder zurückgerüstet werden. Noch hat er aber keine Zulassung für mögliche Löscheinsätze.


Von Jürgen Schelling, Autor Feuerwehr-Magazin

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