Bonn (NW) – Vor 75 Jahren, am 22. August 1950, erhielt Otto Lummitzsch den Auftrag, einen zivilen Ordnungsdienst aufzubauen – die Geburtsstunde des Technischen Hilfswerks (THW). Seither engagieren sich Ehrenamtliche bei Einsätzen im In- und Ausland. Im Jahr 2024 registrierte die Organisation rund 1,2 Millionen Einsatzstunden durch etwa 88.000 Helferinnen und Helfer.
Historischer Auslandseinsatz: 1953 unterstützten THW-Kräfte die Niederlande nach einer Sturmflut – der erste Einsatz außerhalb Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Foto: THW
„Die Vielzahl der Einsatzstunden der letzten Jahrzehnte und die Diversität der Einsätze zeigt, wie sich die Kompetenzen des THW in den letzten 75 Jahren entwickelt haben. Ich bin stolz darauf, dass unsere Ehrenamtlichen jederzeit einsatzbereit sind“, erklärte THW-Präsidentin Sabine Lackner.
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Hilfe bei Hochwasser und Unwettern
Schon beim Rheinhochwasser 1952 waren THW-Kräfte im Einsatz. Nur ein Jahr später, 1953, folgte nach einer schweren Sturmflut in den Niederlanden der erste Auslandseinsatz – und zugleich der erste Einsatz deutscher Kräfte nach dem Zweiten Weltkrieg außerhalb der eigenen Landes. Auch in Deutschland unterstützte das THW bei zahlreichen Flutereignissen – etwa beim Oderhochwasser 1997, der Elbeflut 2002 und der bundesweiten Flut 2013.
Der bislang größte Einsatz der Geschichte fand nach dem Starkregen „Bernd“ im Juli 2021 statt. Etwa 17.000 Helferinnen und Helfer aus 668 Ortsverbänden leisteten rund 2,7 Millionen Stunden Hilfe in den betroffenen Regionen, darunter das Ahrtal und das Gebiet entlang der Erft. In der Spitze waren bis zu 4.000 Kräfte gleichzeitig im Einsatz. Neben der Unterstützung von Rettungsmaßnahmen und Logistik bauten Fachgruppen des THW über 30 Behelfsbrücken, um zerstörte Übergänge zu ersetzen.
Beim Einsatz nach der Flutkatastrophe 2021 errichteten THW-Kräfte im Ahrtal mehrere Behelfsbrücken, um zerstörte Verkehrsverbindungen zu ersetzen. Foto: THW
Auslandseinsätze nach Naturkatastrophen
Seit 1953 war das THW in über 140 Ländern im Einsatz – etwa nach Erdbeben, Überschwemmungen, Dürren oder anderen humanitären Krisen. Eine zentrale Rolle spielen dabei zwei Spezialeinheiten: die Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) und die Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland (SEEWA).
Nach dem Tsunami 2004 in Südostasien waren beide Einheiten gemeinsam mit Technikteams und Botschaftsunterstützungskräften in mehreren Ländern im Einsatz. Die SEEWA bereitete mit 17 Anlagen täglich mehr als 500.000 Liter Trinkwasser auf und reinigte hunderte Brunnen. Die SEEBA übernahm Such- und Rettungsaufgaben in eingestürzten Gebäuden.
Auch beim Erdbeben in Haiti 2010 war die SEEWA vor Ort, um die Trinkwasserversorgung sicherzustellen. Ehrenamtliche des THW unterstützten darüber hinaus den Bau und die Erschließung von Notunterkünften und führten Schulungen für lokale Behörden durch.
Im Einsatz nach dem Tsunami 2004: Eine SEEWA-Kraft des THW prüft eine mobile Trinkwasseraufbereitungsanlage. Foto: THW
Logistik im Inland
Auch bei logistischen Aufgaben kommt das THW regelmäßig zum Einsatz – etwa nach der Wiedervereinigung 1989, beim Aufbau von Notunterkünften, der Versorgung mit Strom und Wasser oder beim Rückbau innerdeutscher Grenzanlagen. Während der Corona-Pandemie ab 2020 halfen Ehrenamtliche bei der Verteilung von Schutzausrüstung, beim Aufbau von Testzentren und bei der Versorgung medizinischer Einrichtungen.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine 2022 liefert das THW im Auftrag der Bundesregierung umfangreiche Hilfsgüter. Bislang stellte es über 350 Fahrzeuge, 130 Baumaschinen, 1.700 Stromerzeuger und 1.100 Heizgeräte bereit. Gemeinsam mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) unterstützt das THW zudem den Aufbau lokaler Feuerwehren in der Ukraine.
Neben Großlagen gehört auch die Unterstützung in alltäglichen Einsatzszenarien zum Aufgabenspektrum. THW-Kräfte sichern beispielsweise einsturzgefährdete Hauswände, stellen die Wärmeversorgung nach einem Heizungsausfall sicher oder unterstützen Feuerwehren bei der Beleuchtung von Einsatzstellen. Dabei kommen oft nur fünf bis 20 Einsatzkräfte zum Einsatz – je nach Lage vor Ort.