Die ungewöhnliche Geschichte des Rundhaubers Magirus-Deutz A 3500 der FF Ottobrunn

Tanklöschfahrzeug für ganz besondere Anlässe

Ottobrunn (BY) – Bei Beerdigungen verdienter Kameraden, bei Hochzeiten von Feuerwehrleuten, bei besonderen Ausstellungen oder Feiern im Ort: das ehemalige TLF 16 auf Magirus-Deutz A 3500 der Feuerwehr Ottobrunn ist immer dabei. Dabei gehört das Fahrzeug inzwischen einem Privatmann. Aber lest selbst.

Der 16. August 1958 war für die junge Gemeinde Ottobrunn ein historischer Tag. Die Feuerwehr holte ihr erstes, neu beschafftes Tanklöschfahrzeug bei Magirus in Ulm ab. Schon damals galt eine Feuerwehr erst etwas, wenn ein richtiges TLF im “Stall” stand.  

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Zwei Wochen nach der Abholung zelebrierte H.H. Alexander Siebenhärl am 31. August 1958 die festliche Fahrzeugweihe des neuen Tanklöschfahrzeug der FF Ottobrunn. Anschließend sprach der damalige Bürgermeister. Foto: Archiv Feuerwehr Ottobrunn.

Wenn es nach dem damaligen Kreisbrandinspektor gegangen wäre, dann hätte Ottobrunn kein Tanklöschfahrzeug TLF 16 anschaffen dürfen. Er legte sein Veto ein, weil das damalige Gerätehaus unbeheizt war und das Löschwasser im Winter einfrieren würde. Er schlug stattdessen ein kleineres Löschfahrzeug ohne Wassertank vor. Dieses erfüllte jedoch in keinster Weise die Ottobrunner Anforderungen. In der jungen, schnell wachsenden Gemeinde mit häufigen Waldbränden brauchte man ein Löschfahrzeug mit Allradantrieb und Wassertank – in diesem Fall 2.400 Liter. Als Begründung stellte die Wehrführung eine Liste besonders feuergefährlicher Betriebe auf. In ihr finden sich unter anderem elf Schreinereien, fünf Tankstellen, drei größere Wohnbarackenlager sowie je ein Krankenhaus, Filmwäscherei und Ölraffinerie.

Tankheizung verhindert, dass das Löschwasser einfriert

Also bestellte die Kommune das TLF 16 mit einer thermostatgeregelten elektrischen Tankheizung. In der Frostperiode stiegen die Maschinisten täglich auf ihrem abendlichen Heimweg an der Bushaltestelle vor dem Gerätehaus aus dem Linienbus aus, kontrollierten die Tankheizung und trugen gewissenhaft den abgelesenen Wert in einer Tabelle ein. Allerdings musste das Gerätehaus zuvor vergrößert werden, um das Fahrzeug unterstellen zu können. 

Zwischenzeitlich besaß das TLF mal weiße Kotflügel, so wie es auch in München üblich war. Foto: Archiv Feuerwehr Ottobrunn

Die erste Einsatzfahrt ging am 3. Dezember 1958 zu einem Brand nach Unterhaching. Dort kamen auch zum ersten Mal die Atemschutzgeräte zum Einsatz. Wegen des Wassertanks rückte die Ottobrunner Feuerwehr mit dem TLF 16 zu vielen Flächen- und Waldbränden sowie zu Bränden in Abfallgruben und Großbränden von Bauernhöfen im südlichen Landkreis aus. Dieses Fahrzeug erhielt das erste Funkgerät der Ottobrunner Feuerwehr vom Typ Telefunken FuG7a. Am 13. September 1962 meldete es sich als „Florian Ottobrunn 1“ auf dem Polizeikanal bei der Polizeiinspektion Ottobrunn an.

Fahrzeug verkauft, gute Freunde gewonnen 

Nach 23 Jahren endete im Herbst 1981 für den Magirus-Deutz A 3500 die Dienstzeit in Ottobrunn. Auf die Verkaufsanzeige in der Brandwacht meldete sich die FF Börwang. In der Folgfezeit leistete das TLF 16 dort dann wertvolle Hilfe bei Bränden im nördlichen Abschnitt des Landkreises Oberallgäu. Daraus entstand eine bis heute intensiv gelebte Freundschaft beider Feuerwehren. Auf der Feier zum 75. Jubiläum der FF Ottobrunn trotzte man 1989 dem Börwanger Kommandanten das Rückkaufrecht für den Rundhauber ab, sollte es im Allgäu nicht mehr gebraucht werden.

Und so kam es tatsächlich. Am 16. Juli 1993 verkauften die Börwanger das TLF 16 zurück nach Ottobrunn. Anfangs stand es in einem ehemaligen Hubschrauberhangar bei der Universität der Bundeswehr im benachbarten Neubiberg, dann kurzzeitig in der Kartoffelhalle des damaligen Putzbrunner Kommandanten. Am 9. Dezember 1997 verloren die Ottobrunner Kameraden ihr TLF 16 für mehrere Jahre aus den Augen, denn es war als Leihgabe für ein vom Münchner Oberbranddirektor a.D. Karl Seegerer geplantes Feuerwehrmuseum vorgesehen. Es wurde in Hallen an der Flugwerft Oberschleißheim eingelagert. Acht Jahre später meldete sich die Berufsfeuerwehr München mit der Aufforderung, man solle sein Eigentum wieder zurückholen. So kam das TLF 16 am 21. Oktober 2005 wieder nach Ottobrunn zurück.

Heute gehört das TLF aus Magirus-Rundhauber einem ehemaligen Kameraden der FF Ottobrunn. Das Bild zeigt den stolzen Besitzer (vorne) mit seinem Vater. Foto: Hegemann

Um das Fahrzeug zu erhalten, benötigte man dringend eine trockene Einstellhalle. Die fand sich bei dem Feuerwehroldtimersammler Markus Zawadke im Landkreis Erding. Da das Ottobrunner TLF 16 sein erster Magirus mit der markanten runden Haube war, legte es den Grundstock für die Sammlung der „Rundhauberfreunde“. Heute gehört es einem ehemaligen Ottobrunner Kameraden, der in Tirol lebt. An den laufenden Unterhaltskosten beteiligt sich der Feuerwehrverein. Das Fahrzeug ist funktionsfähig, für den Straßenverkehr zugelassen und nimmt immer mal wieder an Oldtimertreffen teil. Wenn das alte TLF 16 für eine Veranstaltung in Ottobrunn benötigt wird, dann bringt es sein Besitzer gerne die 75 Kilometer in seine Heimat zurück.

Die Feuerwehr Ottobrunn und ihre vielen Besonderheiten haben wir in der September-Ausgabe 2019 des Feuerwehr-Magazins ausführlich vorgestellt. Hier kann das Heft noch ganz bequem bestellt werden, als gedruckte Ausgabe oder zum Download

Text: Klaus Fischer & Jan-Erik Hegemann

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Magirus,TLF in Ottobrunn

    Hallo liebe Feuerwehrkameraden und Feuerwehroldtimerfans,

    mein Sohn betreibt seit mehreren Jahren das Säge- und Hobelwerk, ca 8 ha Betriebsfläche mit einigen Hallen.
    “Wo gesägt und gehobelt wird, fallen auch Späne”.
    Gerade bei Reparaturen an Maschinen (Schweißen) und an Flachdächern
    (Verlegung von Schweißbahnen) entstehen sehr oft Brände mit Millionenschäden.
    2017 haben wir uns entschlossen, ein Tanklöschfahrzeug TLF8-24, den sog.
    “Niedersachsentanker, aufgerüstet auf 2400 l Tank”, zu kaufen.
    Wenn bei uns Reparaturen ausgeführt werden, ist das TLF immer dabei und
    die gefährdeten Gebäude werden patschnass gespritzt.
    Wir meinen, das ist ein hervorragender Feuerschutz!
    Allerdings haben wir im Winter Probleme und sollten ein elektrisches Heizgerät in den Wassertank einbauen.

    Viele Grüße

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