Dassendorf (SH) – „Ohne zu zögern brachten die jungen Ersthelfer den Mann in die stabile Seitenlage und wählten unverzüglich den Notruf.“ Hinter dieser Mitteilung der Polizeidirektion Ratzeburg steckt ein absolut vorbildliches Verhalten von Dassendorfer Jugendfeuerwehrleuten: Levke Schlichting (13) und Toni Steinfeldt (15) retteten vergangene Woche vermutlich einem akut bedrohlich erkrankten Busfahrer das Leben, als dieser bewusstlos geworden war und sich übergeben hatte. Er hätte ersticken können.
Jugendwart Lasse Schliemann gibt Levke und Toni einen Daumen hoch für ihren vorbildlichen Einsatz bei einer medizinischen Notlage. (Bild: Jann)
Toni Steinfeldt kam gegen 7:30 Uhr an die Bushaltestelle Am Brink in Dassendorf, um mit dem Schulbus zum Unterricht an der Alfred-Nobel-Schule in Geesthacht zu fahren. „Der Busfahrer sagte mir, ich solle lieber noch nicht einsteigen, es würde ihm nicht gutgehen“, erinnert sich der 15-Jährige an die Situation, der er plötzlich ganz allein gegenüberstand. „Er ist getaumelt und hat sich abgestützt“, sagt Toni Steinfeldt. In dem Moment kommt Levke Schlichting dazu. Die beiden jungen Dassendorfer erkennen die gesundheitliche Notlage und fordern über den Notruf 112 einen Rettungswagen an.
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Während der Ausbildung bei der Jugendfeuerwehr, der beide seit einigen Jahren angehören und mit der Wettkampfgruppe in diesem Jahr Deutschlands Vizemeister geworden sind, trainieren sie auch regelmäßig mit ihren Ausbildern Erste Hilfe. „Wir haben uns dann kurz besprochen, was wir gelernt haben und dies eben umgesetzt“, schildert Levke Schlichting die Situation. Und sie sind gefordert, denn zum Einsatzort kam ein Rettungswagen aus Lauenburg, der eine entsprechend lange Anfahrt hatte. „Das kam uns vor wie eine Ewigkeit“, sagt die 13-Jährige.
Noch während die Nachwuchsretter den Busfahrer betreuen, wird er plötzlich bewusstlos und übergibt sich. Sofort bringen die Ersthelfer den Patienten in die stabile Seitenlage, kontrollieren die Atmung und den Puls. Beides ist glücklicherweise weiterhin vorhanden. Sie wählen ein zweites Mal den Notruf, fragen, wo der Rettungswagen bleibt. Doch die jungen Dassendorfer denken noch einen Schritt weiter: Vom Mobiltelefon des Busfahrers aus riefen sie dessen Frau an und informieren sie über den Notfall, auch das Busunternehmen informieren sie, damit ein Ersatzfahrzeug die wartenden Schulkinder entlang der Fahrtstrecke aufnehmen kann.
„Auf unseren Nachwuchs können wir absolut stolz sein“, sagt Lasse Schliemann, Jugendwart der Freiwilligen Feuerwehr Dassendorf. Das findet auch Bürgermeisterin Martina Falkenberg: „Hier zeigt sich, wie wichtig ein ehrenamtliches Engagement ist. Das, was man da lernt, kann man eben auch privat brauchen, wenn es drauf ankommt. Und das kennen wir ja von der Feuerwehr, spontan zu handeln und das anzuwenden, was man in der Ausbildung hatte“, sagt sie. Ihr Dank gilt dabei nicht nur den Ersthelfern, sondern auch den Ausbildern innerhalb der Jugendfeuerwehr.
Dem Busfahrer geht es mittlerweile wieder besser, wissen Levke und Toni. „Ich habe das noch immer nicht so richtig realisiert, aber es ist ein tolles Gefühl, dass wir so helfen konnten“, sagt die 13-Jährige. Da ist es auch unwesentlich, dass die beiden Nachwuchsretter erst in der zweiten statt zur ersten Schulstunde im Unterricht aufgeschlagen sind. Sie hatten zuvor sogar noch den Bus ordnungsgemäß verschlossen und das Fahrzeug dann an die zwischenzeitlich eingetroffene Polizei übergeben. „Die ganze Aktion hat schön gezeigt, wofür wir die ganze Jugendarbeit machen, das motiviert unser ganzes Team“, sagt Schliemann. Er hatte sich direkt auch bei ihnen erkundigt, ob seine beiden Jugendfeuerwehrleute den lebensrettenden Einsatz gut verkraftet hatten.