Nußdorf-Debant (TI) – Zum ersten Mal verließ die deutsche Analytische Task Force (ATF) als vollständiges Team das Land für einen internationalen Hilfseinsatz. In einer brennenden Recyclinganlage im Landkreis Lienz unterstützten die CBRN-Spezialisten die österreichischen Feuerwehren bei der Bewertung möglicher Schadstofffreisetzungen.
Ein Hubschrauber der Bundespolizei transportierte das Vorauskommando der ATF nach Österreich – eine Premiere für die CBRN-Spezialeinheit bei einem internationalen Einsatz. Foto: BBK
Seit Samstagnachmittag führten mehr als 500 Feuerwehrleute Löscharbeiten an dem Recyclingbetrieb durch. Aufgrund der Gefahr durch giftige Rauchentwicklung ersuchte Österreich am 29. Juni direkt bei Deutschland um fachliche Unterstützung. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) aktivierte daraufhin die Spezialeinheit.
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Noch am Sonntagabend brachen 18 Einsatzkräfte mit sieben Fahrzeugen vom Standort München auf. Ein Vorausteam wurde wegen der dringlichen Lage per Hubschrauber der Bundespolizei eingeflogen – erstmals bei einem ATF-Einsatz außerhalb Deutschlands.
Parallel richtete das BBK in Bonn einen Hintergrundstab ein. Fachkräfte aus Köln und Dortmund verstärkten dieses Koordinierungsteam und unterstützten die Einsatzführung vor Ort.
Nach dem Eintreffen führten die Experten umfangreiche Messungen von Luft-, Wasser- und Bodenproben durch. Mit einem Fernerkundungsgerät und dem neu beschafften CBRN-Erkundungsfahrzeug des BBK gelang der Nachweis: Gesundheitsgefährdende Stoffkonzentrationen konnten nicht festgestellt werden.
Laut BBK-Präsident Ralph Tiesler demonstrierte die ATF mit diesem Einsatz ihre schnelle und zuverlässige Einsatzbereitschaft sowohl national als auch international. Die enge Kooperation mit Österreich habe sehr gut funktioniert.
Von der Übung zum Ernstfall
Erwähnenswert ist auch der zeitliche Ablauf: Wenige Tage zuvor hatte die ATF ihre zweijährige Großübung „ATFEX 2025″ im Raum Berlin abgeschlossen. Direkt im Anschluss folgte dieser erste internationale Volleinsatz.
Das BBK bewertet den Einsatz als erfolgreich. Abläufe und Zusammenarbeit hätten überzeugt. Eine gemeinsame Auswertung mit allen Beteiligten soll in den kommenden Wochen die Prozesse weiter optimieren.
Die ATF Deutschland erhielt 2023 ihre Zertifizierung für internationale Einsätze im Rahmen des EU-Katastrophenschutzverfahrens und wurde in den europäischen Katastrophenschutzpool aufgenommen. Acht bundesweit verteilte Standorte stellen die nationale und internationale CBRN-Einsatzbereitschaft sicher.