Diskussionen in Rostock

Nach Zebra-Tötung: Feuerwehr muss vorerst auf Waffen verzichten

Tessin/Rostock (MV) – Nachdem Feuerwehrleute der BF Rostock Ende des vergangenen Jahres ein Zebra und einen Hund erschossen haben, dürfen die Kräfte vorerst keine Waffen mehr tragen. Eine endgültige Entscheidung über die Befugnisse der Gefahrenabwehrgruppe Tier steht indes noch aus.

Vor dem Abschuss: Zwei Kräfte der BF Rostock nähern sich einem entlaufenen Zebra. Foto: Blaulicht-News.de

Die Diskussionen um die Abschüsse eines Zebras und eines Hundes in Rostock (MV) durch die Gefahrenabwehrgruppe Tier der Berufsfeuerwehr gehen weiter. Ulrich Kunze, Pressesprecher der Hansestadt, hat sich in einem RTL-Interview zu den Vorgängen geäußert: “Wir sind immer noch dabei zu klären, ob die ‘Gefahrenabwehr Tier’ bewaffnet sein darf. Es gibt daran momentan erhebliche Zweifel.”

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Um den Sachverhalt aufzuklären, habe die Stadt das Innenministerium von Mecklenburg-Vorpommern kontaktiert. Vorerst dürfe in Rostock keine Einsatzkraft der Feuerwehr eine Waffe tragen. “Solange, bis dieser Prozess abgeschlossen ist, sind die Waffenerlaubnisse eingezogen worden”, erklärte Kunze. Und auch die Waffen würden seit mehreren Monaten nicht mehr zur Verfügung stehen. Lediglich beratend dürfe die Feuerwehr im Rahmen der Amtshilfe bei entsprechenden Polizeieinsätzen noch tätig werden.

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Zebra löste Unfall aus und wurde zunehmend aggressiv

In der Nacht zum 2. Oktober 2019 brachen zwei Zebras aus einem Zirkus in Tessin (Kreis Rostock) aus. Eines der beiden Tiere konnte schnell wieder eingefangen werden. Doch “Pumba”, das  zweite Zebra, hielt die Einsatzkräfte stundenlang beschäftigt.

Zunächst war das flüchtige Tier auf der A 20 zwischen den Anschlussstellen Sanitz und Tessin gesichtet worden. Dort gab es laut Angaben der Polizei Rostock einen Unfall, der in Zusammenhang mit dem Zebra stehen soll. Verletzt wurde niemand.

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Im weiteren Verlauf gelang es Polizeibeamten den Ausreißer zu einer nahegelegenen Ortschaft zu lotsen. Versuche, das mittlerweile aggressive Tier aus der Gattung der Pferde einzufangen, misslangen.

Abschuss durch Gefahrenabwehrgruppe Tier

Kräfte der Gefahrenabwehrgruppe Tier der Berufsfeuerwehr Rostock stießen hinzu. Mit Gewehren bewaffnet nahmen die Feuerwehrleute, die für die Rettung und Bergung von Tieren zuständig sind, die Verfolgung des Zebras durch einen Wald auf. Am Rand einer Ortschaft töteten die Einsatzkräfte den flüchtigen Vierbeiner mit zwei Schüssen.

Der Abschuss löste bei den Zirkusmitarbeitern großes Unverständnis aus. Wie die Ostsee-Zeitung berichtete, soll es zu Handgreiflichkeiten zwischen Einsatzkräften und Zirkusmitarbeitern gekommen sein.

Öffentliche Debatte und zweiter Abschuss

In der daraufhin entstandenen öffentlichen Diskussion sah sich die BF Rostock mit Anfeindungen konfrontiert. Es schädige das öffentliche Bild der Feuerwehr nachhaltig, wenn diese Schusswaffen gebrauche und der Abschuss sei nicht gerechtfertigt gewesen, hieß es unter den Kritikern.

Dagegen wehrte sich die Rostocker Berufsfeuerwehr. Die Möglichkeit eines Betäubungsschusses sei in Betracht gezogen aber aus mehreren Gründen verworfen worden. Unter anderem sei die Distanz zum Tier zu groß gewesen. Zudem habe die Sachlage “Gefahr im Verzug” den Gebrauch scharfer Munition gerechtfertigt. Die Nutzung dieser sei an einen Jagdschein der Einsatzkräfte der Gefahrenabwehrgruppe Tier gebunden.

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Wenige Wochen später erschoss ein Mitglied der Gefahrenabwehrgruppe Tier einen Wolfshund in der Rostocker Innenstadt. Nach Angaben der Ostsee-Zeitung sei dieser nachts ausgebüxt und für einen Wolf gehalten worden. Zudem habe sich das Tier aggressiv verhalten. Die Besitzerin mache der Feuerwehr jedoch keinen Vorwurf, hieß es in dem Bericht. 

Ermittlungen gegen Feuerwehrmann

Im Fall “Pumba” ging derweil bei der Polizei eine Anzeige gegen Unbekannt wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ein. Nach einem Bericht des NDR habe die Staatsanwaltschaft nun aber erklärt, die Dosierung eines Narkosemittels sei auf Grund der stundenlangen Flucht und damit einhergehenden physiologischen Zustands des Zebras zu schwierig gewesen. Zudem habe die Möglichkeit bestanden, dass das Huftier auf eine Landstraße läuft und weitere Unfälle verursacht. Demnach stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein.

Am Montag ging eine weitere Anzeige gegen den Schützen ein. Diese sei aber noch nicht bearbeitet worden. 

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Es muss das allererste Anliegen sein das Tier zu retten. Vielleicht sollte man die Mitarbeiter der Feuerwehr Tierschutz gewissenhafter auswählen…

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  2. Hallo zusammen,
    wie immer gibt es viele Experten und noch mehr Meinungen. Für mich erhebt sich die Frage, wo die Zirkusleute die ganze Zeit waren. Zum Schluss waren sie ja da, sonst hätte es ja keine Handgreiflichkeiten geben können. Durch ihre Fehler ist ja die ganze Situation erst entstanden. Auf die zu schimpfen, die die Situation klären, dies sind wir ja (leider) gewöhnt.

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  3. Liebe Leute, wenn ich hier die Kommentare lese, kann mir nur Angst und Bange werden. Viel Gefühl, wenig Fakten und keiner war dabei. Der größte Teil kommt wohl von der Fraktion der Basstölpel und Trottellummen.

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  4. Das gibt den unbestrittenen ersten Preis für den dümmsten Kommentar zu diesem Thema!

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  5. Hallo Mark, grundsätzlich möchte ich deiner Meinung zustimmen. Aber ich verwahre mich zunächst gegen die Verächtlichmachung der Freiwilligen Feuerwehren (vereinsähnliche Ehrenamtsgruppierung, ehrenamtlichen Schlauchverlegervereinigung aus der hintersten Provinz). Das ist für das Verständnis nicht gut. Nun meine Meinung : 1 handelt es sich um ein Wildtier welches wie viele anderen Tiere in einem Zirkus nicht artgerecht gehalten wird. Wie soll man ein solches Tier und die von ihm ausgehenden Gefahren richtig einschätzen können. Für die Zirkusleute womöglich handzahm.
    2. Töten kann nicht die erste Wahl sein. Sie ist es ja auch nicht, auch in diesem Fall nicht. Der Einsatz dauerte ja nicht nur mal eben 5 min.
    3. Es werden von vielen Mitbürgern Tiere gehalten, von denen erhebliche Gefahren ausgehen können. Das sind falsch erzogene Hunde, hochgiftige Schlangen die eben mal abhauen. Hier wird die Feuerwehr deutschlandweit immer wieder gern gerufen. Wo ist aber die Verantwortung der Züchter und Halter dieser Tiere? An diesen Mitmenschen sollten sich diese Proteste wenden. Womöglich wurde dem Zepra eine weitere Qual erspart.

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  6. Da ich nicht dabei war möchte ich nur einige allgemeine Anmerkungen machen. Die Feuerwehr ist für die Gefahrenabwehr bei Bränden und Notlagen zuständig. Also auch für die Tierrettung, sofern es keine eigenständige Organisation dafür vor Ort gibt. Also : Tierrettung heißt, dass das Tier zu retten ist und nicht zu töten. Inwiefern ein Zebra “aggressiv” sein kann vermag ich nicht zu sagen. Aber auf Betäubung zu verzichten, weil das Tier erschöpft ist ? Was wäre denn im ungünstigsten Fall geschehen ? Die Betäubung wegen der Erschöpfung überdosiert ? Eventuell wäre das Zebra davon gestorben. Da ist Erschießen besser, weil das Tier dann gar keine Chance hat ? Die Entfernung ist kein Argument, denn ein Zirkusmitarbeiter hätte es sicher geschafft, näher ran zu kommen, um einen Betäubungsschuss zu ermöglichen.
    Und einen Wolfshund zu erschießen, weil dieser auch aggressiv war ? In Rostock wandeln sich aber viele Tiere zu Aggressoren. Ich bin der Meinung, ein geschulter Hundeführer der Polizei wäre hier der kompetentere Partner gewesen.
    Wie auch immer: fürs Erschießen ist nicht die Feuerwehr zuständig !
    Nächstes Mal holt man die Katze auf dem Baum auch mit einem Schuss runter, weil sie aggressiv die Krallen gezeigt hat ?????

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  7. Ich bin da ganz deiner Meinung.
    wusste gar nicht das es in Deuschland überhaupt erlaubt ist das Feuerwehren Waffen haben dürfen.Habe auch noch nie irgend wo einen Lehrgang für Feuerwehren Ausbildung an der Waffe gelesen oder gehört.

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  8. @Patrick Schulte
    Es ergibt sich zwar alles aus den öffentlich zur Verfügung stehenden Informationen, aber da du dennoch fragst:
    1. Der Hintergrund ist simpel. Eine Sondertruppe zur Abwehr von Gefahren durch Großtiere muss dazu auch in der Lage sein. Wenn da plötzlich ein Löwe herumläuft, können sie den nicht mit ner Feuerpatsche erschlagen. Folglich wurden Jagdwaffen dienstlich geliefert.

    2. Glücklicherweise interessiert es außer dem Internet nur wenige, was du nicht zu erkennen vermeinst. Die Staatsanwaltschaft sah in dem individuellen vorliegenden Falle die Verhältnismäßigkeit gegeben. Gefährdung des Straßenverkehrs. Falls du das ganz grundsätzlich meinst, so ist zunächst hervorzuheben, daß das nicht “eine” Feuerwehr ist. Es handelt sich um eine BERUFSfeuerwehr, eine Organisationseinheit einer Landesbehörde, nicht um eine vereinsähnliche Ehrenamtsgruppierung. Als Landesbeamte machen die Leute genau das, was der Dienstherr verlangt. Auch das Erlegen wildgewordener Tiere. Er könnte sie auch losschicken, um Strafzettel zu schreiben oder Gott weiß was.

    3. Bist du Verwaltungsjurist des mecklenburgischen Innenministeriums? Ansonsten wüsste ich nicht, wie du darauf kommst, die DORTIGE Feuerwehr sei nicht zuständig? Ich würde mal davon ausgehen, daß sie genau das ist. Oder glaubst du, diese Fachgruppe hätte sich quasi privat organisiert und wäre nicht amtlicherseits aufgestellt worden?

    Ganz viel Meinung und ganz viel Gefühle hier, aber wenig Fakten. Und jedes Mitglied einer ehrenamtlichen Schlauchverlegervereinigung aus der hintersten Provinz glaubt auch noch, der alleinige Träger und Rechteinhaber des Namens “Feuerwehr” zu sein und anhand seiner persönlichen Empfindungen zu definieren, was “Feuerwehr” darf, und was nicht.
    Jetzt kommt meine Meinung:
    Feuerwehr löst Probleme. Zebra droht weitere Unfälle zu verursachen, gefährdet Sachwerte und Menschenleben = Problem. Zebra erlegt = Problem gelöst.

    Dummerweise war es ein Zebra und die Bild erblödete sich, den Rufnamen des Tieres in die sensationslüsterne, emotionale Berichterstattung einfließen zu lassen (“Warum musste Pumba sterben”)

    Wäre es bloß “Milchkuh Nr. 348” gewesen, hätte kein Hahn danach gekräht.

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  9. Ganz ehrlich was hat die Feuerwehr überhaupt Waffen zu tragen das ist Sache der Polizei die Feuerwehr bringt Tiere um anstelle diese zu retten Pfui der Feuerwehr Mann gehört bestraft

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  10. Ich als Freiwilliger Feuerwehrmann Hauptbrandmeister muss den Kommentaren den vorherigen Schreibern zustimmen.Waffen bei
    Feuerwehren haben nichts verloren.Kann nur hoffen dass der Schütze
    bestraft wird.Da das Tier eine Sache ist wird die Staatsanwaltschaft
    das Verfahren leider einstellen.Retten Bergen Löschen Schützen sind Aufgaben der Feuerwehr und nicht töten.

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  11. Die Feuerwehr hat in meinen Augen kein Recht auf Schußwaffen, in erster Linie Brandbekämpfung und Leben retten.
    Wo würden wir hinkommen wenn die Sanitäter auch mit Schußwaffen hantieren würden.
    Da es immer noch die Aufgabe der Polizei und andere befugten, aber nicht die Feuerwehr.

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  12. Eine Feuerwehr sollte keine Schusswaffen einsetzen dürfen. Dafür kommen gibt es genügend andere Behörden, welche dafür in Frage kommen.

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  13. Da die Feuerwehr in meinen Augen in erster linie steht um Menschen und Tiere (immer noch als Sache gilt) helfen soll und nicht töten.
    Die Feuerwehr hat in meinen Augen nicht als Waffenträger zu agieren, da es keine Staatliche Behörde dazu gehört um solche Waffen zu tragen und zu führen, wo kommen wir dahin, wenn dann andere auch noch das recht hätten für Waffen zu tragen und zu führen.

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  14. Ich bin da ganz deiner Meinung. Das Bild der Feuerwehr wird damit nachhaltig ruiniert.
    Es gibt Jäger, Tierärzte und im Notfall auch noch die Polizei die sich darum kümmern kann.

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  15. Ich verstehe nicht, vor welchem Hintergrund eine Feuerwehr überhaupt in den Besitz von Schußwaffen gekommen ist. Ich erkenne hier nicht einmal in Ansätzen die Verhältnismäßigkeit der Mittel um einer Feuerwehr den Einsatz von Schußwaffen zu genehmigen.

    Ich sehe an der Stelle auch keine originäre Zuständigkeit der Feuerwehr in der Gefahrenabwehr von gefährlichen Tieren bzw. wenn überhaupt durch Amtshilfe der Polizei.

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