Experten der vfdb schreiben Bundesinnenministerin Faeser

Bevölkerungsschutz muss optimiert werden!

Münster (NW) – Bundesinnenministerium Nancy Faeser hat Post von der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) bekommen. Die Experten aus Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz sind unzufrieden mit dem Bevölkerungsschutz in Deutschland. Das Schreiben enthält eine ganze Reihe von Empfehlungen zur Optimierung des derzeitigen Systems. So wird neben der Einrichtung einer operativ-taktischen Führungseinrichtung auf Bundesebene auch die Entwicklung eines staatlichen Krisenmanagements angeregt. Darüber hinaus fordern die Experten eine bundeseinheitliche Warnung und Information der Bevölkerung in Gefahrenlagen.

Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung enthält in mehreren Passagen Aussagen zum Themenbereich Bevölkerungsschutz. Der vfdb reicht das nicht. Sie hat deshalb “Hinweise für eine weitere Ausgestaltung des gesetzten Rahmens” formuliert. So müssten beispielsweise bei Katastrophenlagen, die mehrere Bundesländer oder gar das gesamte Bundesgebiet betreffen, die Bedarfe und Ressourcen der Gefahrenabwehr zentral erfasst und disponiert werden, heißt es in einer Pressemitteilung der Vereinigung. Immer häufiger, so gibt die vfdb zu bedenken, fordern einzelne Bundesländer bei großflächigen Schadenslagen auch Hilfe aus anderen Bundesländern an. Derzeit gebe es dazu auf Bundesebene nur einen Informationsaustausch, nicht jedoch eine koordinierende, steuernde Einrichtung. Eine solche Instanz müsse die Dringlichkeit bewerten und priorisierte Maßnahmen verbindlich vorgeben können. „Dazu haben die Fachleute einen Konzeptvorschlag unterbreitet, der ohne Verlagerung von Länder-Kompetenzen auf den Bund auskommt und so eine Änderung des Grundgesetzes entbehrlich macht“, erläutert vfdb-Präsident Dirk Aschenbrenner.

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Der Bevölkerungsschutz in Deutschland muss weiter optimiert werden, um auch bei Großschadenslagen wie dem Hochwasser im Sommer 2021 effektiver helfen zu können, meint die vfdb. Foto: Feuerwehr

Zur Entwicklung eines staatlichen Krisenmanagements wird in dem Papier auf die Flutkatastrophen in Deutschland vom Sommer 2021 und auf die Corona-Pandemie Bezug genommen. Während die operativen Einheiten des Katastrophenschutzes wie Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Hilfsorganisationen in der Regel gut ausgebildet seien und unter einer strukturierten Führung und Leitung stünden, seien offenkundige Mängel bei den zivilen administrativ-organisatorischen Verwaltungs- und Krisenstäben deutlich geworden. Die Unkenntnis der eigenen Strukturen sei in einigen Verwaltungen so weit gegangen, dass selbst die gesetzlich vorgesehenen und organisatorisch vorbereiteten Strukturen der Gefahrenabwehrbehörden durch die eigene Verwaltung nicht eingerichtet oder genutzt wurden.

Kritisiert wird auch die unterschiedliche Warnung und Information der Bevölkerung in den Bundesländern. Wichtig sei es, die wesentlichen Warnkanäle bundesweit identisch anzubieten und die Bevölkerung damit vertraut zu machen. „Der aktuell noch bestehende „Systembruch“ zwischen den Ländern ist aufzuheben“, so die Forderung. Da die Warnung der Bevölkerung auch bei einem großflächigen Stromausfall möglich bleiben müsse, seien elektronische, akku-gepufferte Sirenen als Basis-Technologie unverzichtbar. Die so aufmerksam gemachte Bevölkerung, könne die Informationen dann über netzunabhängige Radios, wie beispielsweise Autoradios, empfangen. 

vfdb-Präsident Dirk Aschenbrenner schrieb im Namen von 3.000 Experten aus dem Bereich Feuerwehr, Rettung und Bevölkerungsschutz an Innenministerin Faeser. Foto: Hegemann

Hintergrund: In der vfdb arbeiten seit mehr als 70 Jahren über 3.000 Praktiker, Führungskräfte und Wissenschaftler aus den Bereichen Brandschutz, Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz zusammen. Präsident Dirk Aschenbrenner: „Die nun vorgestellten Empfehlungen können nicht nur der Bundesregierung, sondern auch den politisch und administrativ Verantwortlichen in den Ländern helfen, notwendige Novellierungen und Optimierungen im Bevölkerungsschutz kurzfristig, zielgerichtet und effizient anzugehen.“ 

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Die länderübergreifende Alarmierung ist unbedingt wichtig und ich denke, daß die Länderfürsten in D-Land von der Bevölkerung dazu gezwungen werden müssten! Es kann nicht angehen, dass im Bundesland A der K-Fall ausgerufen wird und im angrenzenden Bundesland B der K-Fall nicht ausgerufen wurde, weil dort gerade Feiertag, Mittagspause oder Betriebsausflug ist, und niemand telefonisch zu erreichen war! (Ironie Ende! -oder doch nicht?)
    Ebenso ist eine vom Stromnetz unabhängige Alarmierung der Bevölkerung mittels Sirenen sicherzustellen! Ich denke, sich auf das Handy zu verlassen ist ein Weg, der nicht zu akzeptieren ist! Viele (nicht nur ältere) Menschen können oder wollen nicht mit den “ständigen Begleitern” umgehen!
    Nachdem die Politik nun 30 Jahre eingespart und wegrationalisiert hat, wäre es mal an der Zeit, langsam (besser SCHNELL) in die Hufe zu kommen und nicht erstmal 30 Jahre zu diskutieren!

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  2. ….wie immer müssen erst Katastrophen umsein, bis entsprechende Stellen reagieren….ich erinnere an Eschede,Schneekatastrophe Kreis Steinfurt,Oderbruch, oder aktuelle Katastrophen….wann schaffen wir es wieder das System vorher beherschbar zu machen??….mal sehen was noch alles passieren muss, bis entsprechende Stellen reagieren….

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